Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
EILMELDUNG
Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Kevelaer Danov: Die Renaissance der Romantik

Kevelaer · Der in Goch lebende Maler Alexander Danov, der aus Russland stammt, stellt im Museum Kevelaer aus. Sein Malstil ist unverkennbar und spiegelt Herkunft und Entwicklung wider. Für Goch wollte er vor 15 Jahren einen Brunnen schaffen.

 Stellt seit 1980 zum zweiten Mal in Kevelaer aus: Alexander Danov.

Stellt seit 1980 zum zweiten Mal in Kevelaer aus: Alexander Danov.

Foto: privat

Nicht mehr ganz so junge Kunstinteressierte könnten sich erinnern: Schon einmal, nämlich 1980, nachdem er erst kurze Zeit in Deutschland lebte, hat Alexander Danov im Museum Kevelaer ausgestellt. Jetzt ist der 72-Jährige erneut mit seinen Bildern in der Marienstadt vertreten - im Museum und in der Galerie Kocken. Museumsdirektor Burkhard Schwering möchte bis Ende August noch möglichst vielen Besuchern Alexander Danovs Arbeiten zeigen. Zu sehen ist "Die Zeit", ein Querschnitt aus mehr als drei Jahrzehnten in Deutschland, ergänzt durch einige wenig frühe Arbeiten aus seiner russischen Heimat. Der Ausstellung wurde viel Platz eingeräumt - der Raum für die Sonderausstellungen reichte bei weitem nicht aus.

 Die Bilder des aus Russland stammenden Künstlers sind im Museum Kevelaer und in der Galerie Kocken zu sehen.

Die Bilder des aus Russland stammenden Künstlers sind im Museum Kevelaer und in der Galerie Kocken zu sehen.

Foto: nik

Danov ist, was man "Exilrusse" nennt. 1978 verließ er die Sowjetunion, weil seine Künstlerseele sich nicht mit dem repressiven sowjetischen System arrangieren konnte. "Handwerklich" haftet seiner Arbeit bis heute unverkennbar der Stil des sozialistischen Realismus an; Stalins Doktrin, die diese monumentale, oft konstruktivistische Ausdrucksweise von russischen Kunstschaffenden einforderte, galt schließlich während Danovs Studentenjahren. Doch die damals Jungen blickten auch über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus. Danovs wandte sich bald der figuralen Kunst zu, nennt sein Arbeiten bis heute "Neue Renaissance". Er weiß, dass der Künstler in seiner Entwicklung nicht stehenbleiben darf. Aber ihm ist ebenso klar, dass niemand seine Vergangenheit ablegen kann. Weder die persönliche noch die (kunst-)historische.

 "Die Zeit" lautet der Titel der Ausstellung des 72-Jährigen.

"Die Zeit" lautet der Titel der Ausstellung des 72-Jährigen.

Foto: privat

Alexander Danov hat seit Jahrzehnten ein Atelier in Düsseldorf, wo er intensiv arbeitet und Bilder für zahlreiche internationale Ausstellungen geschaffen hat. 1998 kaufte er ein Haus in Goch, was damals einige Aufregung nach sich zog. Der damalige Bürgermeister Rudolf Lange hatte viel mit dem namhaften Düsseldorfer Künstler vor. Insbesondere sollte ein phantasievoll gestalteter Brunnen den Marktplatz zieren. Doch das Modell mit den zwei trompetenden Jünglingen, die auf Löwen ritten, irritierte die Bürger - der Entwurf wurde nicht umgesetzt. Heute ist die Skulptur um ein Vielfaches größer in Wiesbaden zu bewundern. Danov blieb in Goch wohnen, führt aber nicht, wie ursprünglich geplant, ein offenes Haus. "Für Kurse und Workshops ist es zu klein, und es baulich zu verändern kostet zu viel Geld", sagt er. Während der Woche hält sich Danov vorwiegend in Düsseldorf auf und mehrt die Zahl seiner Werke, die in Tausenden zu zählen ist.

Danov hat, seit er in Deutschland lebt, seine Bildsprache variiert. "Romantisch" mit Anklang ans Art Deco mag er es immer noch, aber der Harlekin mit Engelsflügeln, der nicht nur die Gocher ratlos zurückließ, ist nach und nach anderen Motiven gewichen. Zum Beispiel Zeitungen, früher russischen, jetzt internationalen, die als Symbol für den Menschen in seiner Zeit stehen. Auch christliche Figuren kommen immer wieder vor, obwohl Danov, in Sowjetzeiten groß geworden, keiner Kirche angehört. "Dort war man eher Pionier, nicht Messdiener", scherzt er. Doch seine Auseinandersetzung mit philosophischen und ethischen Fragen hat schon manchen Auftraggeber bewogen, ihn sogar für Kirchen arbeiten zu lassen. In Kevelaer sind zum Beispiel Abendmahlszenen zu sehen oder Porträts von Schutzheiligen. Und, nicht zu vergessen, die Muttergottes mit dem Kind.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort