Kevelaer Debatte über Flächenpool

Kevelaer · In Kevelaers Politik herrscht Skepsis gegenüber dem virtuellen Gewerbeflächenpool vor. Die FDP schert aus und äußert die Sorge, Kevelaer könne eine wichtige Chance verpassen. So sieht es auch die Bezirksregierung.

Sie verließen Kevelaer sichtlich mit gemischten Gefühlen, zwei Damen von der Bezirksregierung, die jüngst im Ausschuss der Politik den virtuellen Gewerbeflächenpool nahe bringen wollten. Die Reaktion der meisten Fraktionen war kühl, wiederholt wurde gefragt, warum in Kervenheim kein neues Gewerbegebiet möglich sei. Von dieser logistisch perfekten Lage hat Kevelaer — im Gegensatz zu Nachbarkommunen — bislang nichts gehabt.

Sadowski: "Kirchturmsdenken"

Klaus Sadowski war schon während der Ausschuss-Sitzung aus der Reihe getanzt. Der FDP-Fraktionsvorsitzende hält den Gewerbeflächenpool für eine gute Idee und versteht die Bedenken der anderen Politiker nicht: "Das ist Kirchturmsdenken." Der Kreis Kleve sei flächenmäßig sehr groß, habe aber gemessen an der Bevölkerungszahl zu wenig Gewerbe. Von dem neuen Pool könnten alle Städte und Gemeinden profitieren. "Auf diese Weise können wir langwierige Planungsverfahren umgehen", sagt Sadowski. Mehr Flexibilität bringe mehr Arbeitsplätze und mehr Gewerbesteuern.

Auch bei der Bezirksregierung wundert man sich über die frostige Reaktion in Kevelaer. Der Gewerbeflächenpool sei ein Vorzeigeobjekt in NRW, in seiner Art sogar bundesweit, sagt Regierungsdirektor Heinrich Goetzens. Die Fachwelt interessiere sich sehr für das neue Modell. Die Hoffnung, über den Pool Flächen in Kervenheim ausweisen zu können, sei allerdings aussichtslos. Beides habe nichts miteinander zu tun. Eine Lösung für Kervenheim sei nur auf Landesebene möglich. Zur Erinnerung: Die Ortschaft gilt offiziell nicht als "Siedlungsschwerpunkt".

Die Bedenken vieler Kevelaerer Politiker fasst Günther Krüger (KBV) zusammen: "Da muss für Kevelaer was rausspringen, es muss sich was in Kervenheim bewegen." Misstrauisch sind viele Ratsmitglieder auch, weil sich die Stadt Goch — der Initiator des Projektes — nur mit rund drei Hektar am Pool beteiligt, die Stadt Kevelaer jedoch rund vierzig Hektar einstellen soll. Das rieche nach Übervorteilung durch den Nachbarn, heißt es in den politischen Kreisen. Heinrich Goetzens beteuert dagegen: "Die Stadt Kevelaer wird keine Nachteile erleiden." Der Pool biete vielmehr neue Chancen. "Wenn ich 40 Hektar Gewerbeflächen hätte und sie nicht los werde, dann würde ich darüber nachdenken."

(RP)
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