Kevelaer Die Königin der Instrumente ist in Not

Kevelaer · Die große Seifert-Orgel der Basilika wird für rund 400.000 Euro wiederhergestellt. "Pfeifenpaten" sollen helfen. Es gibt einen Acht-Jahre-Plan. Organist Elmar Lehnen mahnt aber, auch die Flüchtlinge nicht zu vergessen.

 Pastor Rolf Lohmann und Organist Elmar Lehnen würden sich freuen, wenn viele Kevelaerer "Pfeifenpaten" werden würden.

Pastor Rolf Lohmann und Organist Elmar Lehnen würden sich freuen, wenn viele Kevelaerer "Pfeifenpaten" werden würden.

Foto: Gerhard Seybert

Viele bunte Punkte und kleine Kreuze, so sieht der aktuelle Stand des Großprojekts Wiederherstellung der großen Seifert-Orgel in der Marienbasilika aus. Jeder Punkt steht für eine Pfeife, die entweder neu hergestellt oder restauriert werden muss. Es gibt einen Acht-Jahres-Plan. Zwei Jahre sind schon um. Eine Stellwand am Eingang der Basilika informiert über die eingegangenen Spenden und bereits erledigte Arbeiten.

400.000 Euro Material- und Arbeitskosten seien nötig, um die Orgel in den Zustand zu versetzen, wie sie ursprünglich gewollt war, rechnet Gottfried Mülders, Rendant von St. Marien und Schatzmeister des Orgelbauvereins, vor. 160.000 Euro wurden bereits gespendet, sei es durch Orgelpatenschaften, Orgelführungen, oder weil Menschen auf ihr Geburtstagsgeschenk verzichteten und lieber auf Spenden für die Orgel verwiesen. Bevor das Gespräch richtig Fahrt aufnimmt, macht Basilika-Organist Elmar Lehnen aber eines deutlich: "In diesen Zeiten sollten wir mindestens so viel auch für die Flüchtlinge tun."

Die Orgel, der sieht sich Lehnen, auch für die Nachwelt, verpflichtet. "Ein wichtiges Kulturgut" nennt er die größte deutsch-romantische Orgel. Für Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann ist die Orgel sogar untrennbar mit Kevelaer verbunden und aus der Messe nicht wegzudenken. "Die Orgel ist wichtig, auch um das Geheimnis des Glaubens zu unterstreichen", betont der Geistliche. "Musik spielt eine große Rolle. Sie kann die Dramatik der Passion deutlich machen, aber auch die Freude der Auferstehung."

Um die Orgel in ihren Originalzustand zu versetzen, müssen 21 Register vollständig neu gebaut werden, 17 weitere restauriert und neu intoniert werden. Dass Ganze muss mal 61 genommen werden. Ein Register umfasst 61 Pfeifen im Manualwerk, im Pedalwerk sind es 30. Dass der Besucher der Marienbasilika nichts von der Unvollständigkeit der Orgel merkt, liege am Improvisationstalent Lehnens, erklärt Mülders. Die Lücken im Pfeifenbestand werden sozusagen umspielt.

Lücken, die sind unter anderem durch die wechselvolle Geschichte entstanden. Der Zweite Weltkrieg ist nicht spurlos an der mächtigen Basilika und ihrer Orgel vorbeigegangen. Die Alliierten hatten Kriegsgefangene in der Kirche untergebracht, der Not halber wurden auch Pfeifen aus Holz verfeuert.

Mülders sieht in einer Orgelpatenschaft, angesichts vom nahenden Weihnachten, ein durchaus sinnvolles Geschenk. Die wenigsten spenden allerdings für eine bestimmte Pfeife, erklärt Mülders. Gespendet werden kleine und große Beträge, angefangen von 50 Euro bis 5000 Euro. Letztendlich wird ein Zeitplan mit dem Orgelbauer Seifert ausgearbeitet. Mit der Pfeifenpatenschaft soll die große Seifert-Orgel ein für allemal fertig gestellt werden. "Das geht aber nur von November bis Mai", sagt Lehnen, also außerhalb der Wallfahrtszeit. Das Schwellwerk und große Teile des Pedals sind bereits fertig gestellt. Als nächstes geht das Hauptwerk in die Restaurationsphase. Weitere Spenden sind durchaus nötig, wenn man sich die vielen freien Punkte auf der Übersicht anschaut.

Die Orgel ist aber nicht die einzige, die eine Runderneuerung benötigt. Auch die Malereien und die Mauern der Basilika sind schwer renovierungsbedürftig. Stein-Pate oder Malerei-Pate werden, auch das ist möglich. "Es war meine Sorge, ich wollte keinem ins Gehege kommen", sagt Lehnen mit seiner Leidenschaft für die Orgel angesichts der vielen anderen Baustellen. Mülders als Schatzmeister hat allerdings den Überblick und beruhigt. "Es ist ein gesunder Mix", sagt er über die Spendenbereitschaft zu jedem der Projekte.

Die Flüchtlinge, die würden bei allem Bestreben die Basilika samt Orgel zu erhalten, nicht vergessen, betonen alle drei. Die Piroge wird nicht, wie geplant, zum Ende der Wallfahrt abgebaut. Der Einbaum, der an die Flüchtlingssituation erinnert und zum Spenden sammeln für die Seenotrettung aufruft, wird während des Krippenmarktes im Forum stehen.

(RP)
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