Kevelaer Dominik Pichler gewinnt den Wahlkrimi

Kevelaer · Knapper hätte es kaum ausgehen können: Am Ende gaben gerade einmal 80 Stimmen den Ausschlag darüber, dass Herausforderer Dr. Dominik Pichler (SPD) der Sieg über Amtsinhaber Dr. Axel Stibi (CDU) gelang.

Dominik Pichler (SPD) gewinnt in Kevelaer
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Dominik Pichler (SPD) gewinnt in Kevelaer

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Als der Wahlkrimi um 19.31 Uhr vorüber war, zeigte Dr. Axel Stibi echte Größe. Er war der Erste, der auf seinen Herausforderer zuging, ihn umarmte und dann zum Mikrofon griff. "Ich bedanke mich bei Dominik Pichler für den fairen Wahlkampf und gratuliere ihm ganz herzlich zu seinem Erfolg", sagte er im vollem Ratssaal, wo viele Gäste aus dem Staunen nicht herauskamen, welche Dramatik sich hier abspielte.

Um 18.45 Uhr lag Stibi nach Auszählung von 13 der 20 Wahlbezirke mit 52,76 Prozent vorne. Der Vorsprung schmolz mit jedem neu ausgezählten Bezirk. Vor der Auszählung des letzten Bezirks hieß es 49,97 Prozent für Stibi und 50,03 Prozent für Pichler. Die Spannung war im Saal zu greifen, vor allem, weil sich die Auszählung dieses Bezirks hinzog. Beide Kandidaten verfolgten ebenfalls im Saal die Auszählung.

Als die Zahlen des letzten Wahllokals dann auf der großen Leinwand eingeblendet wurden, war klar: Es gibt ein historisches Ergebnis in Kevelaer. Nach dem Krieg hatten nur CDU-Bürgermeister die Geschicke der Marienstadt bestimmt. Jetzt wird erstmals ein SPD-Mann im Chefsessel sitzen.

Pichler konnte das Ergebnis kaum fassen. "Ich bin völlig fertig. Dass es so knapp werden würde, habe ich gehofft, dass es so knapp werden würde, habe ich befürchtet. Dass ich gewinnen werde, damit habe ich nicht gerechnet", sagte der SPD-Politiker. Er bedanke sich dafür, dass erstmals kein Bürgermeister aus den Reihen der CDU gewählt worden sei und rang sichtlich nach Fassung: "Verdammte Axt, mir fehlen die Worte", ergänzte er und bedankte sich ebenfalls für einen fairen Wahlkampf. "Ich freue mich auf die nächsten fünf Jahre, es wird eine spannende Aufgabe, vor allem bei den Mehrheitsverhältnissen im Rat." Schließlich stellt die CDU hier die stärkste Fraktion. Daher betonte Pichler. "Ich kann das nicht alleine machen, ich brauche Ihre Unterstützung."

Stibi war äußerlich gefasst. "Innendrin sieht es aber ganz anders aus", sagte er wenige Minuten nach der Bekanntgabe des Endergebnisses. Der Tag sei extrem schwierig für ihn. "Ich hätte gerne weitergemacht, dass es nicht geht, das macht mich traurig. So ist Demokratie, ich habe nun einmal zur Kenntnis zu nehmen, wie es ist." Er wandte sich auch mit einem Appell an Dominik Pichler. "Die Stadt ist jetzt in Ihre Hände gegeben, machen Sie das beste daraus."

Woran es gelegen habe, könne er direkt nach der Wahl nicht sagen. Er werde das Ergebnis in Ruhe analysieren. Seit 2004 war Stibi Bürgermeister von Kevelaer gewesen. Vor sechs Jahren war es bereits relativ knapp gewesen, als er gegen Norbert Killewald (SPD) auf 53,72 Prozent kam. Doch dass es tatsächlich zu einem Wechsel kommen würde, damit hat in Kevelaer wohl niemand gerechnet. Einen Plan B für die Zeit nach dem Abschied aus dem Rathaus habe er nicht, hatte er immer wieder betont. Das sei auch so, sagte Stibi gestern. "Aber die Suche wird jetzt losgehen und da ich bin hinreichend optimistisch, dass ich wieder etwas Neues finde. Doch wie gesagt: Ich hätte gerne weitergemacht."

(RP)
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