Kevelaer Doornheim eröffnet Orgeltage in der Basilika

Kevelaer · Als erster Solist bei den Internationalen Orgeltagen in der Marienbasilika nahm Anton Doornheim aus Rotterdam an der mit 135 Registern größten deutsch-romantischen Orgel der Welt Platz. Der 1960 geborene preisgekrönte Organist arbeitet an der Dominic-Kirche in Rotterdam und ist musikalischer Begleiter an der Rotterdam Dance Academy und der Freien Akademie Westvest Delft. Die dreisätzige Komposition "From Deuxième Symphonie" opus 20 von Louis Viernes bereicherte er als Kenner der sinfonischen französischen Orgelmusik mit der hohen Intelligenz und Sensibilität seines Vortrages und entwickelte eine individuelle Klanglichkeit. Wunderbare, absichtsvoll weitschweifige Weichheit der einzelnen Registerstimmen, wechselten in den dramatischen Höhepunkten in kraftvolle, flammende Klangwolken.

 Anlässlich der Internationalen Orgeltage stand die Basilikaorgel wieder im Mittelpunkt. Zu Gast war Niederländer Anton Doornheim.

Anlässlich der Internationalen Orgeltage stand die Basilikaorgel wieder im Mittelpunkt. Zu Gast war Niederländer Anton Doornheim.

Foto: Venn

Doornheim spielte Viernes komplexe Harmonik mit ausgeprägtem Formbewusstsein. In Léonce de Saint-Martins "Paraphrase über Super flumina Babylonis" (Psalm 136) op. 15 lotete er die Grenzen und die Stilistik des Instrumentes aus. Er gelangte zu einem ihm eigenen und variablen Interpretationsstil, in dem Orgel und Raum, Werk und Auslegung "lebendig" zu einer Einheit verschmolzen. Bei der meditativen Orgelkomposition "Salve Regina" von Olivier Latry bekam der Solist gesangliche Unterstützung.

Jeder der sieben Sätze betrachtete eine Zeile des Hymnus, die jeweils zuvor als Gregorianischer Gesang von Elmar Lehnen vorgetragen wurde. Der Rotterdamer Doornheim unterstrich in seiner Auslegung die gegensätzlichen Gefühle der Rufe zu Maria und kostete die Vortragsbezeichnungen des Komponisten weitgehend aus. "Salve Regina" hatte die Freiheit des Gregorianischen Gesangs. "Vita dulcedo" war ruhig, "Ad te clamamus", ein Aufschrei, der hämmernd und wild gestaltet wurde. "Ad te suspiramus" erschien dunkel und unerbittlich. "Eia ergo" war als tief charakterisiert. "Et Jesum" kam wie eine langsame Prozession daher, und der letzte Ruf "O clemens" endete wie mächtiges in sich verstummendes Glockengeläut.

Zum Abschluss gab es Pierre Eugène Charles Cochereaus "Symphonie en improvisation", die als das Beste seiner aufgezeichneten sinfonischen Werke gilt. Die an der Orgel von Notre-Dame in Paris 1963 improvisierte Sinfonie zeichnete sich durch enorme Spielfreude, Klanggewalt und meisterliche Arbeit mit thematischem Material aus, das alle vier Sätze "Agité", "Scherzo", "Lent" und "Final" durchzog. Ein mächtiges Werk, das mit großem Enthusiasmus von Doornheim gespielt wurde. Eine donnernde Eröffnung und ein ungeheures Finale rahmten ein schlichtes Scherzo und ein meditatives Adagio ein.

(usp)
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