Kevelaer Doppelbödiges Verwaltungstheater

Kevelaer · Der Chef tyrannisiert seine Sekretärinnen. Die hecken gemeinsam mit der Praktikantin Intrigen aus. Und dann fürchtet der Priester noch um seine Glocken. Der Theaterverein "4 c" brachte eine fröhlich-schlüpfrige Komödie auf die Bühne.

 Ziemlich viel los auf der Bühne. Von dem Talent und dem Elan der "4 c"-Schauspieler waren viele Zuschauer beeindruckt.

Ziemlich viel los auf der Bühne. Von dem Talent und dem Elan der "4 c"-Schauspieler waren viele Zuschauer beeindruckt.

Foto: seybert

Während am ganzen Niederrhein am Wochenende die St.-Martins-Züge durch die Straßen zogen, bot der Kevelaerer Theaterverein "4c" am Freitag- und Samstagabend humorvolle, kurzweilige Unterhaltung. Die 21 Akteure präsentierten im beinahe ausverkauftem Konzert- und Bühnenhaus die Komödie "Eine Stadtverwaltung auf Abwegen".

Das Stück von Ute Schilling gewährte dem Publikum in drei Akten tiefe, teilweise äußerst freizügige, Einblicke in den Büroalltag der Abteilung vom Vorgesetzten Vincent Baum, gespielt von Frank Gipperich. Dessen Sekretärinnen Hedwig Gruber und Eva Kirchner, gespielt von Marion Schink und Helene Voß, entwickeln nach einer Reihe von Schikanen und Hänseleien durch Baum einen Plan, wie sie ihren unsympathischen, machohaften Chef loswerden. Schnell ist klar: "Weibliche Intelligenz wird das schon richten."

Während die Frauen mithilfe der reizenden, allerdings eher einfach gestrickten Praktikantin Lilly Brandt (Carmen Röhm) einen Schlachtplan ausarbeiten, überschlagen sich im ersten und zweiten Akt die verzwickten und doppeldeutigen Szenen für den Vorgesetzten Baum nahezu. Dies führte nicht zuletzt dazu, dass dem amüsierten Publikum der einzigartige Anblick einer feschen Tigerunterhose des Vorgesetzten nicht erspart blieb. Doch damit nicht genug. Als dann der von Markus Schink verkörperte Pfarrer wortwörtlich um seine Glocken bangte, stellte der Computertechniker Herbert Winzig, gespielt von Heinrich Ohlig, als unbeteiligter Beobachter des Bürotreibens fest: "Wenn die Welt ein Irrenhaus ist, dann ist hier die Zentrale."

Der Höhepunkt des Stücks wurde durch Silvia Schwede markiert, die als Bordellbesitzerin Lolita Becker aus Duisburg nicht nur im beschaulichen Kevelaer einen guten Standort für eine zweite Filiale sieht, sondern obendrein mit kompromittierendem Fotomaterial Vincent Baum dazu bringen will, ihre Pläne beim Pfarrer und beim Bürgermeister August Billig, gespielt von Günter Voß, durchzubringen.

Mithilfe der engagierten Bürgerin Frau Kiesel (Hannelore Ehrlich) planen die Sekretärinnen und die Praktikantin schließlich, die besagte DVD mit dem Material durch einen Einbruch in das Bordell in ihren Besitz zu bekommen, um die Oberhand gegen Baum zu behalten. Größten körperlichen Einsatz zeigte in dieser Szene Heinrich Ohlig, der im kurzen Kleidchen, leuchtend orangefarbenen Slip und High Heels den ebenfalls freizügig gekleideten Damen auf der Bühne die Show stahl. Ein spannendes Finale ließ schließlich die drei Frauen sowohl über Lolita Becker als auch über Vincent Baum triumphieren.

Der Applaus des Publikums zeigte, dass der Verein mit dem Stück einen guten Riecher hatte. Während die einen die Leichtigkeit des Stückes lobten, waren andere vor allem von der Professionalität der Laienschauspieler begeistert.

Vor allem die Verzahnung mit der Stadt Kevelaer gab dem ganzen Stück noch ein besonders lustiges Moment. Markus Kemper, 2. Vorstand des Theatervereins, freute sich über den Zuspruch aus dem Publikum, spiegelte es doch auch seine Begeisterung über das Stück wieder: "Ich hatte das Stück gelesen und vorgeschlagen, ich war sofort Feuer und Flamme."

Um die Zweideutigkeit und Schlüpfrigkeit der Komödie wissend, schmunzelte Regisseur Günter Voß abschließend mit Blick auf das musikalische Krippenspiel, das der Verein für Dezember plant: "Mal sehen, was die Resonanz sagt, ob wir nach diesem Stück überhaupt noch mal spielen dürfen."

(akla)
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