Kevelaer Dubiose Anrufe bei den Stromkunden

Kevelaer · Immer wieder ärgern sich die Stadtwerke darüber, dass Bürger am Telefon zum Wechsel verleitet werden sollen. In anderen Fällen geht es um die Herausgabe von Daten. Verbraucherschützer bieten Hilfe an.

/ GELDERN Ärger über undurchsichtige Anrufe bei Stromkunden ist bei Hans-Josef Thönnissen fast Alltag. "Es kommt immer wieder vor, dass jemand bei unseren Kunden anruft und versucht, diese am Telefon zu einem Wechsel zu überreden", sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Kevelaer. Dabei wird mitunter zu höchst unseriösen Methoden gegriffen. Beispielsweise werde behauptet, dass die Stadtwerke die Preise erhöht hätten und es doch jetzt Zeit zum Wechsel wäre.

Häufig ist den Verbrauchern gar nicht klar, mit welchem Auftrag sich jemand meldet. Und ganz Dreiste geben sich sogar als Mitarbeiter der Stadtwerke aus. Derzeit gebe es diese Masche in Kevelaer glücklicherweise nicht. Thönnissen rät aber allen bei Anrufen zur Vorsicht. "Im Zweifel sollten sich die Kunden direkt an uns wenden. Denn unser Vorteil ist, dass wir hier echte Menschen vor Ort sind und es nicht nur eine anonyme Hotline gibt."

Vorsicht ist geboten, denn in der Umgebung sind unbekannte Anrufer bereits aufgefallen. So wie bei Gerd Ehren aus Geldern. "Da hat ein Herr angerufen, der sagte, er sei von den Stadtwerken Geldern", berichtet der 75-Jährige. "Wir würden jetzt ja umgestellt auf Ökostrom, das würde auch wesentlich billiger, und da bräuchte er meine Zählernummer." Und die Vertragsnummer, die hätte der Fremde auch gern. Gerd Ehren reagierte irritiert: Er habe gerade keine Daten parat. Und nach dem Auflegen kam die Sache schon reichlich spanisch vor: "Umstellung auf Ökostrom - da hätte ich doch irgendwann mal was von gehört", wunderte er sich. Und sollten die Leute von den Stadtwerken seine Daten nicht sowieso allesamt im Computer haben?

Gerd Ehren ist nur einer in einer ganzen Reihe von Kunden, die sich seit Mitte Dezember nach solchen dubiosen Anrufen bei den Gelderner Stadtwerken gemeldet haben. "Im Laufe des letzten Jahres gab es mal Einzelfälle, derzeit passiert es gehäuft", sagt Stadtwerke-Sprecher Roger Bruns. Jetzt gebe es wöchentlich neue Fälle.

Offenbar würden vor allem ältere Menschen kontaktiert und von angeblichen Stadtwerke-Mitarbeitern nach Zähler- und Kundennummern ausgefragt. Vorgeschoben wird meistens irgendetwas mit einer Tarif-Umstellung. In einem Fall wurde behauptet, man benötige die Daten wegen eines Computerausfalls.

Bruns vermutet, dass die Unbekannten die abgefragten Nummern brauchen, um für die Stadtwerke-Kunden heimlich - und natürlich rechtswidrig - einen Wechsel des Stromanbieters zu initiieren. Um das online zu erledigen, genügen nämlich diese spärlichen Auskünfte. "Weil der Prozess so einfach ist und gezielt nach diesen Daten gefragt wird, liegt das nahe", meint Roger Bruns. "Was will man sonst mit diesen Informationen? Für was anderes kann man die nicht benutzen."

Verbraucherschützer kennen solche Versuche. "Das ist eine Masche", bestätigt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW. Nach solchen Anrufen bekämen die überraschten Betroffenen beispielsweise plötzlich Verträge oder Rechnungen eines neuen Energieversorgers.

"Rechtlich ist das natürlich alles nicht in Ordnung. Da gibt es viele Möglichkeiten, solche Verträge anzufechten", sagt Schröder. Allerdings müssen die Opfer sich dann darum kümmern. Und manche scheuen den Aufwand oder sind überfordert mit dem Papierkram. Darauf spekulieren die Täter. "Die Verbraucher sollen sich an uns wenden", rät Jürgen Schröder. "Wir gehen dagegen vor und unterstützen Verbraucher auch individuell, wenn sie rauskommen wollen aus ungewollten Verträgen."

Ob es in Geldern schon ungebeten zu Anbieterwechseln gekommen ist, ist unklar. Es melden sich erstmal nur die Menschen, die durch ein Telefonat misstrauisch wurden.

(RP)
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