Weeze Ein Jahr unter philippinischer Sonne

Weeze · Der Weezer Moritz Böker hat seinen Internationalen Freiwilligendienst unter Studenten im Inselstaat verbracht. Sprache, Essen und Infrastruktur, alles war anders. Zurückgekommen ist er mit vielen neuen Eindrücken.

Zurück in Deutschland fiel dem Weezer Moritz Böker zuerst die Ruhe auf. "Ich habe meine eigenen Schritte am Frankfurter Flughafen gehört", sagt der 19-Jährige. Und dann diese absolute Stille, als er im Auto seines Vaters saß, die war der junge Weezer nicht mehr gewohnt. Ein Jahr lang hat er auf den Philippinen verbracht. Um ihn tobte das Leben, auf den Straßen waren die Tricycles das angesagte Transportmittel. Die dreirädrigen Motorräder "sind allerdings solche Knatterdinger, dass einem die Ohren abfallen", sagt der angehende Student.

Ein Jahr lang hat er die fremde Kultur auf den Philippinen erlebt. Seinen Internationalen Freiwilligendienst hat er mit der "Deutschen Missionsgemeinschaft interpersonal" organisiert. Das evangelische Missionswerk ist in mehr als 70 Ländern aktiv.

Bei seiner Tätigkeit auf den Philippinen ging es dem überzeugten Christen aus Weeze weniger um direkte Mission. "Die meisten sind römisch-katholisch", sagt er über die Menschen, die er auf den Philippinen angetroffen hat. Seine Aufgabe bestand viel mehr darin, Studenten für ihr Studium fitzumachen. Er gab ihnen Nachhilfeunterricht in Englisch und Mathematik für die Aufnahmeprüfung zum Studium.

Das ist für ihn kein Widerspruch zur Arbeit des evangelischen Missionswerks. "Wir können Gott mit vielen Sachen ehren", sagt der Jugendliche. "Auch, indem wir unsere Mitmenschen unterstützen, zum Beispiel ihnen helfen, dass sie ein Studium anfangen können." Dabei war es für den 19-Jährigen keine leichte Aufgabe, der er sich stellen musste. "Ich musste mich ranhalten und auch selber abends noch Mathe lernen, damit die Studenten nicht weiter im Stoff waren, als ich", gibt er zu. Das kommt ihm allerdings demnächst zugute. Im Herbst wird er ein Studium für Robotik und Automation in Heilbronn beginnen, bei dem Mathematik eine entscheidende Rolle spielt.

"Das Auslandsjahr war das Beste, was ich nach dem Abitur hätte machen können", sagt der 19-Jährige im Rückblick. Dabei ist er nicht völlig angstfrei in das Abenteuer hineingegangen. "Meine größte Sorge war, ob ich es schaffe, auf fremde Menschen zuzugehen", erinnert er sich an seine Bedenken. Schon in Deutschland lernte er Tagalog, die Sprache, die auf den Philippinen neben Englisch gesprochen wird. Freunde schenkten ihm außerdem ein hilfreiches Wörterbuch, in dem alle wichtigen Sätze vorformuliert stehen. Einen Schrecken jagte seinen Freunden die Nachricht vom Tsunami auf den Philippinen im vergangenen Jahr ein. "Der war allerdings hunderte von Kilometern von dem Ort entfernt, wo ich war", sagt Moritz Böker. Ganz kalt ließ ihn die Nachricht aber nicht. "Wenn ein Freund zu mir sagt, dass er jemanden kennt, dessen Verwandte da gestorben sind, dann denke ich schon mehr darüber nach, als wenn ich das nur in den Nachrichten sehe."

In dem Jahr seines Jugendfreiwilligendienstes hat er viele Freundschaften geschlossen. "Ich habe gelernt, mich an andere Kulturen anzupassen, Kompromisse zu machen, und bin selbstständiger geworden", zieht er positive Bilanz. Außerdem habe er gelernt, anders zu kochen. Noch so ein Unterschied zum "leisen Deutschland". Auf den Philippinen gab es drei Mal am Tag Reis. Reis mit Fleisch, Gemüse oder als Süßspeise mit Kokosmilch. Zu Hause in Weeze angekommen, steht Brot auf dem Tisch. Reis gibt es nur noch einmal die Woche.

(bimo)
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