Kevelaer Ein Neuer in der Bürgermeister-Galerie

Kevelaer · Gestern Abend ist Dr. Dominik Pichler im Rat auch offiziell als neues Stadtoberhaupt eingeführt worden. Er ist der erste Genosse, der dieses Amt bekleidet. Er freue sich auf eine gute und zielführende Zusammenarbeit, sagte er.

Kevelaer: Ein Neuer in der Bürgermeister-Galerie
Foto: Seybert

Wer sich die Galerie der Kevelaerer Bürgermeister anschaut, entdeckt ein Phänomen, das es in vielen Städten am Niederrhein gibt: Es taucht keine einzige Frau auf. Das früher ehrenamtliche, heute hauptberufliche Bürgermeisteramt ist in der Marienstadt eine Männerdomäne.

Kevelaer: Ein Neuer in der Bürgermeister-Galerie
Foto: Stadt Kevelaer

Immerhin endete mit der jüngsten Wahl eine andere Tradition: Erstmals steht ein SPD-Bürgermeister an der Spitze der Stadt. Seit dem Krieg ist Dr. Dominik Pichler der siebte Bürgermeister. Der erste war nur ganz kurz im Amt. Er hieß Theodor van Ooyen und war von der Militärbehörde am 3. März 1945 zum Bürgermeister bestimmt worden. Van Oyen starb aber bereits im selben Jahr.

Kevelaer: Ein Neuer in der Bürgermeister-Galerie
Foto: Privatarchiv

Sein Nachfolger sollte ein Mann werden, der mehr als 30 Jahre das Amt des Bürgermeisters inne hatte und damit so lange wie keiner nach dem Weltkrieg: Peter Plümpe. Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen war Plümpe von dem britischen Kommandanten Alexander zum Polizeichef von Kevelaer bestimmt worden. Im Einvernehmen mit der britischen Kommandantur wurde Peter Plümpe zunächst zum stellvertretenden Bürgermeister bestellt, der bis zur Wahl eines Bürgermeisters dessen Amtsgeschäfte führen sollte. Dann wurde er zum Bürgermeister in Amt und Gemeinde Kevelaer gewählt und mit Zustimmung der Militärbehörde eingesetzt (März 1946). Plümpe hatte dieses Amt bis 1978 inne. In diese Zeit fiel auch die Erhebung Kevelaers von der Gemeinde zur Stadt.

Kevelaer: Ein Neuer in der Bürgermeister-Galerie
Foto: Stadt Kevelaer

Karl Dingermann (CDU) war von 1978 bis 1989 Stadtoberhaupt. Er galt als äußerst beliebt und war ein "Bürgermeister zum Anfassen". Volksnah im besten Sinne sei er gewesen. Ein Ereignis war die Krönung seiner Bürgermeisterzeit: der Besuch des Heiligen Vaters in Kevelaer. Im Mai 1987 gehen die Bilder vom Papstbesuch um die Welt. Der Mann mit der Bürgermeisterkette, der Johannes Paul II. nach der Landung des Hubschraubers auf Kevelaerer Boden mit beiden Händen willkommen heißt, ist Karl Dingermann.

Ende der 1980er Jahre, als Dingermann das Ende seiner Bürgermeisterzeit ankündigte und die CDU nach einem Kandidaten Ausschau hielt, kamen die Christdemokraten auf Dr. Friedrich Börgers. Der Leiter des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums stand kurz vor seiner Pensionierung. Mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP wurde er 1989 zum Bürgermeister gewählt. Die Grünen trugen ihn nicht mit. In seinen zwei Ratsperioden bis Herbst 1999 erwarb sich Friedrich Börgers Ansehen und Anerkennung in der Bevölkerung, wobei ihm allerdings die "Volksnähe" seines Vorgängers Dingermann fehlte, wie es heißt.

Auf Dr. Friedrich Börgers folgte mit Heinz Paal der erste hauptamtliche Bürgermeister. Der Bürgermeister war jetzt nicht mehr nur Repräsentant der Stadt, sondern gleichzeitig auch der Chef der Verwaltung. Paal hatte als 15-Jähriger beim Amt Rindern angefangen, mit 30 erwarb er nach dem Studium das Kommunaldiplom, mit 32 begann seine lange Verwaltungstätigkeit in der Stadt Kevelaer, für die er zunächst die Leitung des Rechnungsprüfungsamts übernahm. 1976 wurde Heinz Paal zum Kämmerer und Beigeordneten ernannt und nach dem Ausscheiden von Dr. Karl-Heinz Röser zur Jahreswende 1983/84 zum Stadtdirektor berufen. 1999 wählten ihn die Kevelaerer zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister ihrer Stadt.

Für eine zweite Amtszeit kandidierte er nicht mehr. Ihm folgte 2004 Dr. Axel Stibi. Unter seiner Führung wurde das Thema "Rathaussanierung" weiter fortgeführt, das bereits unter Heinz Paal diskutiert worden war. Der Rat beschloss die Kernsanierung im Jahr 2012. Drei Jahre später konnte Dr. Axel Stibi das komplett umgebaute Rathaus wieder eröffnen. Das Verwaltungsgebäude hatte eine rote Fassade bekommen. Offenbar ein schlechtes Omen für den CDU-Bürgermeister. Denn nur kurz nach der Eröffnung unterlag er im Wahlkampf gegen den "roten" Herausforderer Dr. Dominik Pichler, der sein Büro am 21. Oktober bezog. Gestern wurde er im Rat offiziell in sein Amt eingeführt.

(RP)
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