Perihan Zengin Erschrocken über Ausmaß der Pegida-Bewegung

Kevelaer · Die Kevelaerer Kinderärztin kommt aus der Türkei und ist Alevitin. Extreme Auswüchse des Islam machen ihr Angst.

Perihan Zengin praktiziert als Kinderärztin in Kevelaer.

Perihan Zengin praktiziert als Kinderärztin in Kevelaer.

Foto: Thomas Binn

Seit Juli 2013 sind Sie als Kinderärztin in Kevelaer. Wie geht es Ihnen, wie wurden Sie aufgenommen?

Zengin Wir haben uns gut eingefunden. So gut haben wir es nicht erwartet in einer Kleinstadt, die vornehmlich katholisch ist. Wir haben uns schon gefragt: Wie stehen die Kevelaerer zu Leuten, die anders aussehen und eine andere Religion haben?

Das bedeutet?

Zengin Ich hatte Sorge, ob sie eine kurdische Frau mit muslimischen Hintergrund akzeptieren würden. Ich bin Alevitin. Wir glauben auch an Mohammed, gehen aber zum Beispiel nicht in die Moschee.

Wenn Sie die Pegida-Demonstrationen sehen, fühlen Sie sich als Mensch zweiter Klasse?

Zengin Ja, es trifft mich persönlich, und ich betrachte die Entwicklung mit großer Sorge. Es erschreckt mich, welche Ausmaße das annimmt, und dass tatsächlich Tausende von Menschen auf die Straße gehen. Ich sehe Menschen, die wirklich etwas gegen Ausländer haben. Es geht nicht nur um den Islam. Unsere Kinder werden hier groß. Wo wird das enden? Ich habe schon Angst, dass es wie mit den Juden endet.

Was fällt Ihnen auf?

Zengin Mich erschreckt, dass die Leute, die da mitmachen, aus der Mittelschicht kommen. Das sind Leute mit Bildung. Auffallend ist außerdem, dass die Demonstrationen in Dresden anfingen, einer Stadt, in der kaum Ausländer sind und die mit Religion nicht so viel zu tun hat.

Welche Konsequenzen ergeben sich für Sie daraus?

Zengin Eine Reise nach Dresden würde ich im Moment nicht machen. Dabei war ich immer neugierig, wie es im Osten aussieht.

Würden Sie als Kinderärztin im Osten eine Praxis eröffnen?

Zengin Niemals.

Haben Sie in Ihrem eigenen Leben ausländerfeindliche Erfahrungen gemacht?

Zengin In meiner Zeit als Kinderärztin in Essen habe ich es erlebt, dass ein Vater mit Hakenkreuzen vor mir saß. Ich bin vor ihm auch gewarnt worden: "Passen Sie auf, der ist ausländerfeindlich." Passiert ist das mitten in Deutschland.

Haben Sie Sorge, dass die Pegida-Bewegung bis nach Kevelaer schwappt?

Zengin Ich kann es mir eher nicht vorstellen und sehe als gutes Zeichen, was in Köln passiert ist. Dort hatte die katholische Kirche angesichts der Demos ja gesagt: Wir machen da nicht mit. Ich glaube und hoffe, dass Kevelaer als sehr katholisch geprägte Stadt auch so denkt und handelt.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(bimo)
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