Kevelaer Erst Studentin, dann Oktoberfest-Madl

Kevelaer · Vivien Goumans zeigt, dass man auch am Niederrhein mit den Promis mithalten kann, was das richtige Oktoberfest-Outfit angeht. Schützenhilfe gibt es von Dirndl-Expertin Astrid Biesemann aus Kevelaer. Eine Verwandlung.

Kevelaer: Erst Studentin, dann Oktoberfest-Madl
Foto: Seybert Gerhard

Ein unechtes Kaminfeuer knistert leise vor sich hin und im Hintergrund singt Andreas Gabalier "a Liad für di". Mittendrin steht Astrid Biesemann vom gleichnamigen Landhausmoden-Geschäft an der Busmannstraße. Ihr Auftrag lautet: Die Straelener Studentin Vivien Goumans in ein zünftiges Oktoberfest-Madl zu verwandeln.

Es ist Goumans drittes und letztes Jahr als Straelens offizielles Oktoberfestmädchen. Vor drei Jahren hat sie sich bei einem Casting gegen ihre neun Konkurrentinnen durchgesetzt. "Meine beste Freundin hat gesagt: ,Mach' mal mit', weil sie Karten für das Straelener Oktoberfest haben wollte", erinnert sich Vivien Goumans. So nahm die Sache ihren Lauf. Nun steht die 21-jährige Architekturstudentin vor einer langen Reihe bunter, glitzernder Kleider. Bevor sie sich da durchwühlt, gebietet Chefin Astrid Biesemann kurz Einhalt. "Man kann viel richtig und viel falsch machen beim Dirndl-Kauf", sagt die Fachfrau. "Deswegen begleiten wir die Anprobe." Typgerecht soll es sein, zur Augen- und Haarfarbe der Kundin passen. "Sie sind ein heller Typ, blond", sagt Biesemann und blickt Vivien Goumans noch einmal tief in die Augen. Dann greift sie zielsicher zu einem geblümten Dirndl mit grüner Schürze. Die Studentin aus Straelen ist begeistert. "Blumenstadt Straelen, das passt doch."

Während sie in der Umkleidekabine verschwindet, erzählt Astrid Biesemann, dass das Dirndl längst das kleine Schwarze im Schrank abgelöst habe. Ob Schützenfest, runder Geburtstag oder Goldhochzeit, das Dirndl hat nicht mehr nur im Oktober Saison. Der Grund liegt für Biesemann auf der Hand. "Jede Frau sieht im Dirndl toll aus."

Zum Dirndl gehört noch eine Bluse. Die reicht Biesemann der jungen Studentin noch in die Unkleidekabine. Als die den offiziellen Namen hört, lacht sie laut auf. "Bescheißerle" heißt die Bluse, weil sie knapp unter der Brust endet. "Das Dirndl soll hauteng getragen werden", nennt Biesemann den Grund. Kein Stoff zuviel soll stören.

Vivien Goumans kommt aus der Kabine, die Landhausmodenexpertin zieht den seitlichen Reißverschluss am Dirndl hoch, die Studentin schnappt kurz nach Luft, während Helene Fischer "Atemlos durch die Nacht" singend unterwegs ist. Zur Erinnerung: Hauteng muss das Dirndl sitzen. "Atmen wird überbewertet", sagt Biesemann und "Man gewöhnt sich schnell dran", sagt sie beruhigend. Vivien Goumans gefällt ihr Anblick. "Möchten Sie noch eins probieren? Nicht, dass Sie denken, wir haben nur eins", lacht Biesemann. Es geht zurück zu der langen Stange, an der viele, viele Kleider hängen. Die Wahl fällt diesmal auf ein braunes mit Glitzerschürze. Vivien Goumans verschwindet wieder hinter dem Vorhang und Biesemann hat Zeit zum Plaudern. "Die junge Kundin möchte sich vom Karo abheben, mittlerweile sind Blumen in oder gepunktete Stoffe." Oder Glitzer. "Oh, das ist toll, das ist dieser Wow-Effekt", sind die Worte, die Biesemann einfallen, als Straelens Oktoberfestmädchen aus der Umkleidekabine tritt. Die ist ebenfalls begeistert. Biesemann, ganz Profi, geht noch einen Schritt weiter. "Die Strümpfe müssen weg, Pumps an." Und dann geht alles ganz schnell. Eine große Edelweißkette wird angeschleppt, ein weißer, flauschiger Umhang ("was Warmes für die Schultern") und ein brauner Hut. Hüte sind aktuell sehr angesagt. Biesemann nickt zufrieden. "Ja, so kann ich Sie losschicken." Und zwar nicht nur nach Straelen. "Sie kann damit auf jeden Fall mit den Promis auf dem Oktoberfest konkurrieren." So gewandet, ist unsere Straelenerin auch in München ein Blickfang, lautet die einhellige Meinung.

"Die Schleifensprache kennen Sie?", möchte Biesemann von der Studentin noch wissen. "Ich trage die Schleife rechts", sagt die Studentin. "Dann sind sie vergeben", sagt Biesemann und bindet die Schleife noch einmal "in schön".

Kevelaer: Erst Studentin, dann Oktoberfest-Madl
Foto: Seybert Gerhard

350 Euro würde der Glitzertraum kosten. Vivien Goumans seufzt. Für sie als Studentin wäre das viel Geld. "Die jungen Mädchen geben das aus, für Michael-Cors-Taschen genauso wie für ein Dirndl", sagt Biesemann. Dafür wird nebenher gearbeitet und gespart.

(RP)
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