"Wie ein Gebet" Erstes Madonnari-Festival in Kevelaer

Kevelaer · Besonderes Event zum Wallfahrtsjubiläum hat es am Wochenende in Kevelaer gegeben: Erstmals kamen Straßenmaler aus der ganzen Welt in der Stadt zusammen, um auf ihre ganz eigene Weise die Gottesmutter am Boden zu zeichnen. Die Aktion stieß auf großes Interesse.

 Die Darstellungen am Boden waren sehr vielfältig.

Die Darstellungen am Boden waren sehr vielfältig.

Foto: Evers Gottfried

"Beim Madonnari-Festival kommen Kunst und Religion zusammen. Wenn ich hier male und mich dabei ganz in die Arbeit vertiefe, dann ist das wie ein Gebet." Wie Madonnari-Profi Fabio Fedele sahen es viele der 20 Künstler, die am Wochenende im Forum Pax Christi ihre Werke schufen. Aus der Ukraine, Frankreich, Mexiko, Russland, Italien, Deutschland und anderen Ländern kamen die Teilnehmer.

Was ist für sie der Reiz am Freiluft-Zeichnen? Gregor Wosik aus Deutschland, der "Madonna mit Kind" von Esteban Morilla kopierte, erinnerte sich: "Ich habe früher im Atelier gemalt, aber es war mir einfach immer zu klein. Dann, vor etwa 20 Jahren, habe ich von diesem Ereignis gehört, bei dem Leute einfach so auf der Straße ihre Bilder gemacht haben: dem Gelderner Straßenmal-Wettbewerb. Das hat mich inspiriert. Wenn man seine Sachen draußen macht, dann bekommt man auch direkt Bestätigung, kann sehen, wie die Leute reagieren. Das ist einfach schön."

Am Wochenende waren zahlreiche Menschen im Forum Pax Christi, die oft über die Tage verteilt immer wieder kamen, um der Kunst beim Entstehen zuzusehen. "Wir hatten von dem Event hier gehört und dachten, dass wir daraus einfach einen schönen Tag in Kevelaer machen", verriet Noah Martens Samstagnachmittag. "Wir waren vor dem Essen schon einmal da und werden wohl auch heute Abend noch einmal wiederkommen. Die Motive sind toll und es ist faszinierend, zu sehen, wie die Bilder so immer kompletter werden."

Es war etwas Besonderes, an den beiden Tagen des 1. Internationalen Madonnari-Festivals einmal den Blick über die verschiedenen Interpretationen der Gottesmutter schweifen zu lassen. Einmal klassisch kopiert von Künstlern des Barocks, während daneben andere eigene Arbeiten entwarfen und dabei viel von ihrem persönlichen kulturellen Hintergrund einarbeiteten.

 Beeindruckend waren die Werke, die die Künstler im Forum Pax Christi schufen.

Beeindruckend waren die Werke, die die Künstler im Forum Pax Christi schufen.

Foto: Gottfried Evers

Letzteres machte Adry Del Rocio aus Mexiko, die Maria in Blau- und Purpur-Tönen erstrahlen ließ: "Ich wollte von einem traditionellen Grundkonzept ausgehen und besonders die Emotionen ausarbeiten. Das Mitgefühl, aber auch die Bestimmtheit. Dazu habe ich dann die traditionell mexikanische Farbgebung eingearbeitet. All das soll auch zeigen, wie ich selber über das Thema empfinde." Was ist für Sie wichtiger, der Glauben, oder die Kunst? Adry Del Rocio überlegte kurz und antwortete mit einem Lächeln: "Die Leute sind das Wichtigste. Gerade wenn man, so wie hier, im Freien malt, dann teilt man nicht nur sein Werk mit allen, sondern auch seine ganze Erschaffung. Das ist ein richtig spirituelles Gefühl." Die zahllosen Gäste, die an beiden Tagen staunend durch das Forum Pax Christi schlenderten, stimmten ihr zu: "Wie der Glaube hier gezeigt wird, mit den wunderbaren Bildern, das ist einfach schön", fand Anneliese Barken. "So etwas habe ich noch nie gesehen."

Vielen Besuchern ging es ähnlich, denn: "Das Madonnari-Festival ist nicht nur zum ersten Mal in Kevelaer, sondern auch einmalig in ganz Deutschland", wusste die Initiatorin und künstlerische Projektleiterin Frederike Wouters, die das "KUK-Atelier" leitet. Gemeinsam mit dem Kevelaer Marketing und unterstützt von der Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze konnte sie das große Event schließlich auf die Beine stellen. "Diese Festivals gibt es in Italien und ich habe eines vor zehn Jahren gesehen. Seither versuche ich es hierher zu holen, um so zum Kunstaspekt der Stadt beizutragen."

Direkt aus Italien kam auch Fabio Fedele, der seit 1993 Madonna-Maler ist. Zuerst arbeitete er im Norden des Landes und danach in der ganzen Welt. Er hat extra ein eigenes Motiv entworfen, das auf den Verzierungen und Figuren basiert, die es vor Ort in Kevelaer gibt. "Es ist schön, der Kirche so nah zu sein und gleichzeitig einen so tollen Ort zum Arbeiten zu haben", sagte er und deutete auf das Glasdach des Forums. "Hier ist es sehr schön, und wir hoffen, mit unseren Arbeiten etwas zu dieser Schönheit beitragen zu können."

(cnk)
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