Weeze Flughafen-Urgestein Hal Palmer hört auf

Weeze · Ohne ihn wäre nach "Kyrill" kein Flugzeug geflogen und würden weit weniger Menschen das Airport-Gespenst "Herman the German" kennen. In einer sehr persönlichen Feierstunde wurde gestern der dienstälteste Mitarbeiter verabschiedet.

 Zum Abschied erhielt Hal Palmer (rechts) aus den Händen von Flughafen-Chef Ludger van Bebber ein gerahmtes Foto aus früheren Tagen. Für den jetzigen Airport hat der Brite mit Wohnsitz Niederlande den Technischen Dienst aufgebaut.

Zum Abschied erhielt Hal Palmer (rechts) aus den Händen von Flughafen-Chef Ludger van Bebber ein gerahmtes Foto aus früheren Tagen. Für den jetzigen Airport hat der Brite mit Wohnsitz Niederlande den Technischen Dienst aufgebaut.

Foto: Gerhard seybert

Wenn verdiente Mitarbeiter geehrt werden, hängt es meist von der Fabulierfähigkeit des Chefs ab, die Feierstunde mit einem lebendigen Lobgesang auf den Scheidenden zu würzen. Bei Hal Palmer wäre das nicht nötig gewesen. Zwar tat Flughafenchef Ludger van Bebber sein Möglichstes. Den muntersten Beitrag aber lieferte der Geehrte selbst: Palmer, in 45 Arbeitsjahren am Airport Weezer 65 Jahre alt geworden, wurde gestern in den Ruhestand verabschiedet. Von ganz vielen Freunden und Weggefährten.

Bevor der gebürtige Brite, der mit seiner polnischen Partnerin in den Niederlanden lebt und die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, mit sinnigen Präsenten versehen zum gemütlichen Teil übergehen durfte, standen im Konferenzraum des Flughafens Erinnerungen an die Jahrzehnte mit "Hal", wie ihn jeder nennt, auf dem Programm. Ludger van Bebber machte den Anfang und versicherte: "Wir können alle nicht glauben, dass Du Abschied nimmst." Denn Palmer ist das sprichwörtliche Urgestein des Airport, kennt ihn seit 1968 – oder sogar schon etwas länger, denn vor ihm arbeitete schon seit Vater für die Royal Air Force Laarbruch. Als Elektriker, Vorarbeiter und Abteilungsleiter war Hal zunächst für die Briten, nach deren Abzug für den zivilen Flughafen im Dauereinsatz. "Du hast seit 2003 unseren Technischen Dienst aufgebaut und bist im Grunde bis heute unverzichtbar", stellte van Bebber fest.

Unvergessen ist für den Airport-Geschäftsführer die Hilfe des Mitarbeiters nach dem schweren Sturm "Kyrill" im Jahr 2007. Der hatte nämlich die Hauptstromleitung des Flughafens gekappt, und das RWE stellte in Aussicht, den Schaden innerhalb von drei bis vier Tagen reparieren zu können. So lange kein Flugbetrieb? Hal Palmer hatte eine bessere Idee, inspizierte das alte Kesselhaus und brachte es soweit wieder in Schwung, dass die wichtigsten Systeme funktionierten – und geflogen werden konnte. Der Flughafenchef wird, versichert er, für alle Fälle Palmers Telefonnummer immer griffbereit halten.

Weezes Bürgermeister Ulrich Francken zollte dem langjährigen Bekannten ebenfalls größte Anerkennung und stellte fest, dass jeder Betrieb Menschen braucht, die sich auch mal die Finger dreckig machen. Zu häufig würden die Praktiker vergessen, wenn es gut laufe. Ebenso wie Rolf Toonen vom Verein "Pro Niederrhein" wünschte Francken dem agilen Ruheständler, der weiterhin Flughafenführungen anbietet und sich im RAF-Museum engagiert, auch für die Zukunft eine schöne Zeit, in der man sich bestimmt immer wieder begegnen werde. Hal Palmer selbst brachte so manche Dönekes in Erinnerung und erntete viele Lacher. Etwa durch seine Erzählung von den abenteuerlichen Installationen, die er als junger Elektriker in niederrheinischen Viehställen gesehen habe. Oder den feucht-fröhlichen Abenden unter den britischen Militärs.

Natürlich wurden auch die Geschichten vom Airport-Gespenst "Herman the German" aufgewärmt, das er dem Flughafen im übrigen hinterlasse.

(RP)
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