Kevelaer Gocher Ghana-Kreis hilft in Afrika

Kevelaer · Die Hebamme Maria van Husen-Röhrig machte sich für den Ghana-Kreis der Kirchengemeinde Pfalzdorf auf den Weg nach Afrika. Hier arbeitete sie auf einer Entbindungsstation und fühlte sich in ihre beruflichen Anfänge zurückversetzt.

Die Reisezeit beträgt augenscheinlich nur Stunden, vielleicht einen ganzen Tag oder etwas mehr. Im Alltag allerdings fühlte sich Maria van Husen-Röhrig wie rund 40 Jahre zurückversetzt, in eine andere Zeit gereist. Nicht bloß tausende Kilometer, sondern wahrhaft Welten trennen die heimischen Krankenhäuser und Kreißsäle von den Einrichtungen in Ghana. Maria van Husen-Röhrig, Hebamme aus Emmerich, hat sich für den Ghana-Kreis der Kirchengemeinde St. Martinus Pfalzdorf auf den Weg, oder besser: auf die Zeitreise begeben.

Sie arbeitete eine Woche lang auf einer Entbindungsstation im afrikanischen Ghana, genauer in Nandom. Und das, was die sympathische Hebamme von dort zu berichten hat, könnte wohl Tage füllen. "Für uns ist es sehr wichtig, dass wir am Leben der Menschen in Ghana teilhaben und Erfahrungen sammeln dürfen, um zu wissen, was vor Ort passiert und benötigt wird", schildert Theo Sprenger vom Ghana-Kreis in Pfalzdorf.

Lutz Röhrig, Sohn von Maria van Husen-Röhrig, ist für zehn Monate in Nandom (RP berichtete) und lernt in diversen Projekten, von der Schule bis zum Krankenhaus, das "andere Leben" kennen - und damit auch sich selbst. Denn: "Wir klagen auf hohem Niveau in unserer Gesellschaft", so Sprenger, der sich sicher ist: Eine solche Reise erdet den Menschen.

Weil die Emmericher Hebamme mit dem Besuch ihres Sohnes keinen Urlaub, sondern eine ebenfalls gute Sache verbinden wollte, hat sie ihren Beruf in Ghana zum Einsatz gebracht und vier Neugeborenen auf die Welt geholfen. "Ich stand 1976 das erste Mal im Kreißsaal. Seither hat sich so viel getan - aber nicht in Ghana", wusste sie zu berichten. Angefangen beim Umgang mit den werdenden Eltern und einer nicht-vorhandenen Intimsphäre, aufgehört bei der Tatsache, dass in dem Kreißsaal bei Weitem nichts auf dem neuesten Stand ist. "Zudem habe ich einen Kaiserschnitt gesehen, der medizinisch völlig indiskutabel war", erzählte Maria van Husen-Röhrig nach ihrer spannenden Reise.

Die Frau erfahre in Ghana nach wie vor keinerlei Wertschätzung. Sie hat keine Lobby, wenig Bildung und ist kaum aufgeklärt, weshalb viele Minderjährige schwanger werden.

Oftmals entbinden die Frauen ohne ihren Mann. Sind sind dann im Krankenhaus angewiesen auf die Versorgung durch ihre Familie. Hart müssen sie auch während der Schwangerschaft arbeiten, komplizierte Frühgeburten seien angesichts dieser Umstände keine Seltenheit.

"Diese Kinder überleben meist nicht, da die medizinische Versorgung nicht ausreicht und kein Verbleib in einem modernen Krankenhaus möglich ist", so die Hebamme. Hinzu kommt, dass nahezu keinerlei Infrastruktur vorhanden ist und die Frauen vor der Entbindung weite Wege bis ins Krankenhaus in Kauf nehmen müssen. "Sie sind unglaublich diszipliniert und demütig", schilderte Maria van Husen-Röhrig nach ihrer Rückkehr Anny Janßen und Theo Sprenger vom Ghana-Kreis in Pfalzdorf, "keine von ihnen klagt oder schreit im Kreißsaal."

Wer mehr über die ungewöhnliche Reise und die Erfahrungen der Emmericherin wissen möchte, hat dazu am Donnerstag, 4. September, ab 16 Uhr in der Begegnungsstätte Pfalzdorf die Möglichkeit.

Auf Einladung der Katholischen Frauengemeinschaft wird Maria van Husen-Röhrig dort einen Vortrag rund um ihre Erfahrungen und Eindrücke halten.

(RP)
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