Kevelaer Grundschüler tanzen im Skulpturenpark in Well

Kevelaer · Ein Jahr lang hatten sich die Drittklässler der Petrus-Canisius-Schule mit dem Thema "Berührungen" beschäftigt.

 Die Aufführung fand zwischen afrikanischen Skulpturen statt.

Die Aufführung fand zwischen afrikanischen Skulpturen statt.

Foto: Ostermann

Gleich hinter der Grenze, im niederländischen Well, fängt die große, weite Welt an. Dort steht nämlich das "World Art House" der Galeristen Norbert Simons und Hermien Esselink. Und dort führten am Samstag die Kinder der Klasse 3a der Weezer Petrus-Canisius- Grundschule das Ergebnis ihrer einjährigen Projektarbeit zum Thema "Berührungen" vor: Sie tanzten im Skulpturenpark der Galerie. Und ihre Eltern, Großeltern, Geschwister und Interessierte schauten trotz zunehmendem Regen gebannt zu.

Denn die Kinder hatten sehr viel gelernt. Über sich selbst und über Kunst, vor allem aber über den Umgang mit Kunst. Für diese Kinder werden Skulpturen nie mehr einfach nur von Menschenhand bearbeitete Steine sein, die mehr oder weniger starr herumstehen und mehr oder weniger beiläufig betrachtet werden, sondern Ausdruck von menschlichen Gedanken und Gefühlen. Die wiederum eigene Gedanken und Gefühle auslösen, welche durchaus nicht deckungsgleich mit denen des Künstlers sein müssen oder sollen.

Die Schüler hatten in gemeinsamer Arbeit mit der Tanzpädagogin Petra Rühl, unterstützt von der Klassenlehrerin Nina Karmann, zu etlichen Skulpturen des Parks auf der Basis eigener Ideen Ausdruckstänze erarbeitet. In disziplinierten Groß- oder Kleingruppen, zu zweit oder allein bewiesen sie mit beherrschten Bewegungen, wie tiefgründig sie das Wesen des jeweiligen Kunstwerks verstanden hatten.

Die erste Skulptur des Rundgangs, "Spiritual growth", zeigte verschlungene dicke Steinbänder, die sowohl auseinander als auch zueinander strebten. Die Kinder bewegten sich dazu frei im Raum, fanden sich aber immer wieder zu unterschiedlich komponierten Standbildern zusammen. Dabei gab es auch oft - gewollt - einzelne Nachzügler. Oder: In einem von Buchenhecken geschützten Rondell voller Funkien und Farne "hockten" fast versteckt drei recht kleine Skulpturen, daneben jeweils ein Kind, das die nachdenkliche, fast poetische Stimmung dieses Arrangements in unglaublich langsame Bewegungen "übersetzte". Ein Junge bewegte sich später zu einem der überwiegend aus Zimbabwe stammenden Kunstwerke als Vogel Strauß, andeutungsweise gefiedert, vor allem aber mit konsequent durchgehaltenem nickendem Gang. Mehrere kleine Mädchen "schwammen" wendig als Meerjungfrauen zu Saint-Saëns' "Aquarium" aus dem "Karneval der Tiere". Zum Schluss tanzten alle einen afrikanischen Regentanz. Bei der Zugabe durften dann auch die Erwachsenen mitmachen. Die taten das gern. Denn "es ist ein Glück für unsere Kinder, an diesem Projekt teilnehmen zu können", wie Ines Coopmans, eine der anwesenden Mütter, meinte. "Das, was die Kinder hier lernen, das kann ihnen keiner mehr nehmen." Es ist auch ein Glück, dass es Schulen gibt, die noch Raum schaffen für die Ausbildung von emotionaler Ausdrucksfähigkeit, künstlerischer Disziplin und für die Ermutigung zur Improvisation.

Rechnen, Schreiben und Lesen lernt man in Weeze trotzdem. Vielleicht sogar besser.

(egeo)
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