Kevelaer Gutachter sagt im Schlüsseldienst-Prozess aus

Kevelaer · Seit drei Monaten läuft am Klever Landgericht die Strafverhandlung um die ehemalige "Deutsche Schlüsseldienst Zentrale" (DSZ) aus Geldern. Den beiden Angeklagten - einem 57-jährigen Gelderner und einem 39-jährigen Weezer - werden das Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt, Steuerhinterziehung, Betrug und Wucher in insgesamt mehr als 1000 Fällen vorgeworfen.

Schlüsseldienstbetrug - Prozessauftakt in Kleve
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Foto: dpa, rwe axs

Auch in der jüngsten Verhandlung machten wieder mehrere Zeugen ihre Aussage vor der Wirtschaftskammer. Ein 49-jähriger Mann aus Oberhausen erinnerte sich, 2009 knapp 240 Euro für eine Türöffnung durch einen DSZ-Monteur bezahlt zu haben. Dabei sei die Tür bereits nach fünf Minuten geöffnet gewesen, so der Zeuge. Zwar ist der Preis im Vergleich zu vielen anderen zur Verhandlung stehenden Fällen eher gering ausgefallen - allerdings wohl hauptsächlich, weil der Monteur trotz Neujahrstages auf den Zuschlag für Feiertage verzichtete. "Scheinbar ist der Monteur sehr großzügig gewesen", meinte der Vorsitzende Richter Christian Henckel.

Dass es mitunter starke Abweichungen bei der Berechnung der Endpreise gegeben habe, merkte auch der Sachverständige Matthias Rath an. Eine einheitliche Struktur konnte er bei der Preisgestaltung nicht festhalten - den von ihm kalkulierten, angemessenen Stundenlohn daher nur auf jeden Fall einzeln anwenden.

Rath hatte Fragebögen ehemaliger DSZ-Kunden, Rechnungen und andere Dokumente ausgewertet. Vor Ort bei den ehemaligen DSZ-Kunden sei er jedoch nicht gewesen, was die Verteidigung bereits bei der vorigen Sachverständigen bemängelt hatte und auch nun wieder in den Fokus rückte.

Auch bei der Beurteilung der Materialkosten - beispielsweise für einen neu eingesetzten Zylinder - verwies der Gutachter darauf, dass sich kein einheitliches Bild feststellen lasse. Teilweise seien die Preise im Vergleich zum üblichen Einkaufspreis jedoch sehr hoch gewesen, meinte er.

Rechtsanwalt Thomas Heine, Verteidiger des 39-jährigen Angeklagten, bezeichnete die Spekulationen um angemessene Preise als "abenteuerlich" und verwies auf die unternehmerische Freiheit. "Wir leben doch nicht in einer Planwirtschaft", so Heine.

(RP)
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