Kevelaer Herman van Veen als Maler in Kevelaer

Kevelaer · Der niederländische Liedermacher stellt zum zweiten Mal in der Galerie Kocken aus. Hausherr Herbert Kocken lud zur Vernissage samt "Kamingespräch" Freunde des Hauses und des Künstlers ein. Bilder sind "Herzensabdrücke".

 Herman van Veen ist einer, der über Gefühle sprechen kann. "Herzensabdrücke" nennt er seine Bilder, die noch bis zum 1. März in der Galerie Kocken zu sehen sind.

Herman van Veen ist einer, der über Gefühle sprechen kann. "Herzensabdrücke" nennt er seine Bilder, die noch bis zum 1. März in der Galerie Kocken zu sehen sind.

Foto: gerhard seybert

Junge Leute kennen ihn kaum, die Allerjüngsten schon gar nicht. Die beiden Grundschüler Elias und Jakob, die sich mit Plakaten unterm Arm zum Signieren in die Reihe stellen, wissen ebenfalls nicht so genau, wer der freundliche Mann ist, dem ihre Eltern sie entgegen schieben. "Ich habe gehört, er ist Maler, und es gibt Fernsehserien von ihm, die ich nicht kenne", sagt Drittklässler Jakob. Seine Eltern werden sich erinnern: Um 1990 war Alfred Jodokus Kwak eine beliebte und preisgekrönte Zeichentrickserie. Erfunden hat die Ente "Kwak" und ihre Freunde der niederländische Liedermacher Herman van Veen. Seit zehn Jahren ist bekannt, dass der knapp 70-Jährige auch malen kann, was er jetzt zum zweiten Mal mit einer Ausstellung in der Kevelaerer Galerie Kocken beweist.

 Zwei, die sich verstehen: Herman van Veen und Herbert Kocken.

Zwei, die sich verstehen: Herman van Veen und Herbert Kocken.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Hausherr Herbert Kocken lud zur Vernissage samt "Kamingespräch" jetzt alle Freunde des Hauses und des Künstlers ein - und zwar kostenpflichtig, denn Herman van Veen hat seine Kunst nicht zuletzt in den Dienst der guten Sache gestellt. Seit vielen Jahren tritt er für die Rechte der Kinder ein, ist Unicef-Botschafter von Unicef und Gründer mehrerer Stiftungen.

Die Herman-van-Veen-Stiftung Deutschland ist am Niederrhein insbesondere durch das Projekt "Alfred-Jodocus-Kwak-Haus" bekannt: In Goch-Kessel soll mit Hilfe der Stiftung ein Erholungskomplex für schwerkranke und behinderte Kinder und ihre Eltern entstehen. "Es dauert leider sehr lange, bis die Idee realisiert ist. Ich weiß aber von meiner Assistentin, dass im kommenden Jahr zwei Prototypen der Wohnhäuser und ein Infozentrum errichtet werden sollen. Und es gibt inzwischen einen Austausch mit der Nimweger Radboud-Klinik", zeigte sich der Schirmherr im RP-Gespräch informiert.

Eine Mönchengladbacher Förderschule trägt inzwischen ebenfalls den Namen des Musikers, der ungern von behinderten Kindern, sondern lieber von solchen "mit besonderen Talenten" spricht. Karl Timmermann, Kevelaers "Benefiz-Sänger", der van Veen von gemeinsamen Projekten gut kennt, dürfte das ähnlich sehen. Das Ehepaar Timmermann und viele andere Gäste vom Niederrhein freuten sich über die Möglichkeit, "Herman" mal wieder bei sich zu haben. Über seine Bilder, die Ausdruck seiner Liebe zur Natur und zu den Menschen sind, sprach der Künstler nach der Einführung durch Herbert Kocken gerne selbst.

Zwölf Arbeiten waren es damals, vor zehn Jahren, als Herman van Veen zum ersten Mal seine Bilder zeigte. Inzwischen gibt es Hunderte, mehr als 50 hängen derzeit in Kevelaer. An seinem Wohnort, dem Landgut/Galerie de Paltz in Soest nahe Utrecht sind die übrigen zu bewundern. Ein Teil des Erlöses wird den Kinderschutzprojekten zu Gute kommen.

"Es war kurz nach dem Tod meines Vaters. Ich hatte einen Koffer mit Erinnerungen an ihn geöffnet und bemerkte, dass ich dabei die Hände gefaltet hatte. Sie ähnelten sehr den Händen meines Vaters, stellte ich fest. Da er immer hatte malen wollen, fragte ich mich, ob ich nicht etwas mit meinen Händen anfangen könnte. Und so habe ich mit dem Malen begonnen." Abstrakt sind sie, seine Arbeiten, die mit Tinte, Acryl oder Öl auf Leinwand oder Papier entstehen. "Ich muss abstrakt malen, denn sonst haben Sie ja nichts zum Denken", stellte er fest.

Als sensibler Poet ist van Veen überzeugt davon, dass der Mensch viel mehr wahrnehme, als er glaube. Deshalb freue er sich, wenn jeder etwas anderes in seinen Bildern sehe. "Was schön ist, entscheiden Sie selber", ermunterte der Künstler seine Gäste.

Er sei ja ein Laie, ein echter Autodidakt, und habe niemandem Vorschriften zu machen. Herman van Veens einzige Interpretationshilfe: "Mich interessiert immer das Verhältnis von Natur und Mensch, der Streit um die Vorherrschaft. Die Natur lässt sich trotz all unserer Bemühungen nicht packen."

Farne, Blätter oder Bäume sind deshalb häufig Teil seiner Motive, ebenso einzelne Worte oder Satzteile als Signale. Kräftiges Rot, Schwarz und Grün dominieren. "Ich male, was ich mit Worten nicht sagen kann. Die Malerei ist eine andere Form der Sprache." Häufig sitze er wie in Trance vor seiner Staffelei. "Man kann sagen, es malt dann etwas in mir."

Offenbar berührt er damit viele Menschen, denn die Werke des Niederländers sind heute in vielen internationalen Galerien und Museen zu sehen. "Besonders freue ich mich, dass auch ein großes Bild im Wiener Stephansdom hängt", berichtet er.

Herman van Veen ist einer, der über Gefühle sprechen kann. "Herzensabdrücke" nennt er seine Bilder, und sehr gerne spricht und singt er über die Liebe - zu seinen Eltern, Kindern, Frauen, den Menschen ganz allgemein. "Du oder Du", "Warum bin ich so fröhlich" oder "Ich hab' ein zärtliches Gefühl" kennen nach kurzem Nachdenken vermutlich auch diejenigen, die nicht zu seinen ganz großen Fans zählen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 1. März geöffnet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort