Kevelaer Herzspezialisten retten viele Leben

Kevelaer · Vor 20 Jahren wurde die Klinik für Kardiologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums gegründet. An den Standorten Kleve und Kevelaer werden pro Jahr insgesamt 5500 Patienten behandelt. Kooperation mit Uni-Klinik Düsseldorf.

 Im Herzkathederlabor werden Eingriffe minimalinvasiv, meist über das Handgelenk vorgenommen. Dieses Verfahren ist sehr schonend.

Im Herzkathederlabor werden Eingriffe minimalinvasiv, meist über das Handgelenk vorgenommen. Dieses Verfahren ist sehr schonend.

Foto: Markus van Offern

Wer im Kreis Kleve wohnt, hat weitaus bessere Chancen, einen Herzinfarkt zu überleben als Menschen in anderen Teilen des Landes. Was verblüffend klingt, ist auf eine Einrichtung zurückzuführen, die jetzt 20-jähriges Bestehen feiert: Die Klinik für Kardiologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums ist ein Aushängeschild des Verbunds und gleichzeitig eine der größten Kardiologischen Abteilungen in ganz Nordrhein-Westfalen.

Im Januar 1998 ist die Abteilung am Standort Kleve gestartet. "Seitdem haben wir eine bemerkenswerte Entwicklung hinter uns", sagt Chefarzt Norbert Bayer. "Im ersten Jahr hatten wir 1800 Patienten im Jahr", erinnert sich Bayer. Spätestens seit der Eröffnung der Klinik für Kardiologie im Marienhospital Kevelaer im Jahr 2017 arbeiten die Herzspezialisten in ganz anderen Dimensionen. So werden am Standort Kleve pro Jahr inzwischen 4000 Patienten behandelt, in Kevelaer sind es noch einmal 1500. Neben Chefarzt Bayer, der beide Standorte leitet, arbeiten an der Klinik für Kardiologie heute insgesamt acht Ober- und 15 Assistenzärzte.

Als Bayer 1998 als junger Assistenzarzt unter Prof. Stefan Schuster nach Kleve kam, war die Klinik für Kardiologie die erste internistische Schwerpunktabteilung im Kreis Kleve. Ein Meilenstein war 2005 die Einrichtung des Herzinfarkt-Netzwerks Niederrhein, mit dem das Karl-Leisner-Klinikum und der Rettungsdienst die bestmögliche Versorgung von Notfall-Patienten sicherstellen. So ist die Hilfe bei Herzinfarkten besonders schnell und effektiv: Vom Eintreffen des Notarztes beim Patienten bis zur Wiedereröffnung der verschlossenen Herzkranzarterie vergeht in der Regel keine Stunde, das ist besser als im Landesdurchschnitt. "Mit der Eröffnung der Klinik für Kardiologie im Marienhospital 2017 haben wir auch die Überlebenschancen von Herzinfarktpatienten im Südkreis Kleve deutlich verbessert", betont Bayer.

Herzstück der Klinik für Kardiologie sind die beiden modernen Herzkathederlabore im St.-Antonius-Hospital und im Marienhospital. Die Herzkatheteruntersuchung wird seit 2012 routinemäßig vom Handgelenk aus durchgeführt. "Es handelt sich um ein besonders schonendes Verfahren mit sehr niedriger Komplikationsrate", erläutert Bayer. Früher wurde dieser Eingriff durch die Leiste durchgeführt. Dabei gab es häufiger Blutungskomplikationen, die Patienten mussten nach der OP eine längere Bettruhe einhalten. Heute dauert eine Herzkatheter-Untersuchung, die von der Klinik für Kardiologie mehr als 2000 Mal im Jahr durchgeführt wird, oft nur 20 Minuten. Dabei wird der Herzkatheter über einen dünnen Schlauch eingesetzt, um mithilfe eines Kontrastmittels unter Röntgenkontrolle die Herzkranzgefäße sichtbar zu machen, Engstellen mit einem Ballon zu dehnen und Gefäßstützen einzubringen. "Weil der Eingriff so schonend ist, kann der Patient anschließend direkt aufstehen. Das ist faszinierend, auch für mich noch", sagt Chefarzt Bayer. Auch der Austausch einer Herzklappe erfolgt durch einen minimalinvasiven Eingriff.

Die Klinik für Kardiologie ist rund um die Uhr besetzt, das Herzkathederlabor immer geöffnet. Dem Herzinfarkt schlägt schließlich keine Stunde.

(RP)
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