Kevelaer Hoorns Empfehlungen sollen Kevelaer retten

Kevelaer · Stadtplaner und Stadtsoziologe Dr. Hans Hoorn redete Klartext. Auf Einladung der FDP war er in den "Goldenen Löwen" gekommen. So entstand eine lebhafte Diskussion.

 Wie werden die Politiker im Kevelaerer Rathaus auf die Ideen und Anregungen des niederländischen Experten Hoorn reagieren?

Wie werden die Politiker im Kevelaerer Rathaus auf die Ideen und Anregungen des niederländischen Experten Hoorn reagieren?

Foto: Latzel

Für den Ortsverband Kevelaer der Freien Demokratischen Partei (FDP) war der Vortrag von Stadtplaner und Stadtsoziologe Dr. Hans Hoorn aus Maastricht im Hotel "Goldener Löwe" am Donnerstagabend etwas Besonderes, wie der Vorsitzende Jan Itrich verdeutlichte: "Das ist das erste Mal, dass wir etwas im größeren Rahmen gemacht haben. Denn das Thema ist für Kevelaer besonders wichtig." Inhaltlich drehte sich der Abend um die Frage, was Städte tun können, um attraktiv zu bleiben.

Voll besetzt zeigte sich der Saal, als Hoorn seine Vorbereitungen erläuterte. Neben der Einsicht in Unterlagen hatte er eine Stadtführung gemacht und verschiedene Gespräche geführt. Dabei hatte ihn eine Bürgerin darauf hingewiesen, dass Kevelaer dabei sei "zu sterben". Hoorn dazu: "Kevelaer ist krank, aber noch nicht hilflos. Darum möchte ich mit einigen Empfehlungen versuchen, die Stadt zu retten."

Hoorn hatte in der Vergangenheit eine allgemeine Zauberformel erstellt, die er nun inklusive vieler Beispiele präsentierte. Im Anschluss formulierte er auf dieser Grundlage zwölf allgemeine Handlungsempfehlungen und konkrete Beispiele für Kevelaer. Zunächst sei es wichtig, eine Vision für die ganze Stadt zu erstellen und nicht die Randbezirke zu vernachlässigen: "Ich möchte in ihrer Außenstadt nicht tot gefunden werden." Ein integrales Handlungskonzept für die Innenstadt weg von der Briefmarkenplanung der Einzelprojekte sei nötig. Hoorn verdeutlichte drastisch: "Ich kam mit dem Zug am Bahnhof an und dachte, ich bin in Bukarest angekommen."

Besonderen Wert legte er in seinen Ausführungen auf die Verkehrssituation. Er wies darauf hin, dass es sinnvoll sein könne, ein Parkhaus durch Investoren errichten zu lassen und einen Ring um die Stadt zu bauen, so dass das Zentrum bis auf Anwohner verkehrsfrei bleiben könnte.

Er empfahl, für die Neugestaltung der Innenstadt die alten Natursteine neu und barrierefrei verlegen zu lassen. In Bezug auf die Saline wies er auf die Möglichkeit einer Leitung des Heilwassers in die Innenstadt hin.

Was die Leerstände anging, schlug Hoorn Umnutzungen vor. Die Luxemburger Galerie könne zum Beispiel in Wohnraum für Senioren umgebaut werden. Die Politik müsse sich dafür einsetzen, dass der Sonntag dauerhaft verkaufsoffen sei, schließlich sei Kevelaer nicht nur Erholungs-, sondern auch Wallfahrtsort. Um Besucher länger an die Stadt zu binden, seien mehr Events wie Märkte nötig. Neben kompetenten und unabhängigen Mitarbeitern in Planung und Umsetzung (eine Art Qualitätsteam) sei eine Zusammenarbeit mit benachbarten Kommunen und Einrichtungen existentiell. Es gelte, die zahlreichen "Irrland"-Besucher zum Beispiel mit Rabattgutscheinen in die Stadt zu locken. Niederlassungen auf der grünen Wiese seien zu vermeiden, um die Innenstadt zu stärken. Jede Stadt bräuchte eine Identität, und diese sei in Kevelaer nicht oder nur unzulänglich definiert.

Diese und weitere Vorschläge wurden von vielen Besuchern in einer lebhaften Diskussion begrüßt. Dennoch wurde auch die Meinung "So schlimm ist es in Kevelaer auch wieder nicht" zum Ausdruck gebracht. Hoorn fasste zusammen: "Ich habe viele peinliche Dinge gesagt, aber vielleicht hilft das, um zu sehen, die Stadt wird nicht sterben, wir ziehen alle an einem Strang."

(ym)
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