Kevelaer Hotelchefin: Obdachlose vergraulen Gäste

Kevelaer · Die Verwaltungs-Container an der Bury-St.-Edmunds-Straße nehmen viel Platz weg. Deshalb konzentrieren sich die Zecher auf wenige Bänke. Abends wird es oft richtig laut, klagt die Inhaberin des Hotels am Bühnenhaus.

 Jutta Rijkelijkhuizen zeigt auf eine der Bänke, an denen sich abends und nachts in direkter Nähe zu ihrem Hotel Obdachlose treffen.

Jutta Rijkelijkhuizen zeigt auf eine der Bänke, an denen sich abends und nachts in direkter Nähe zu ihrem Hotel Obdachlose treffen.

Foto: Gerhard Seybert

Ungepflegte Gestalten, leere Bierflaschen, ab und zu Scherben. Die Situation ist an sich nicht neu: Vor der Kevelaerer Bürgerbegegnungsstätte halten sich sehr gerne Obdachlose auf, um miteinander zu trinken. Die Bänke, die an der Bury-St.-Edmunds-Straße stehen, werden vorwiegend von ihnen genutzt. Jutta Rijkelijkhuizen, die Inhaberin des Stadthotels am Bühnenhaus, leidet allerdings seit einigen Monaten mehr als früher. "Durch die Bürocontainer der Stadtverwaltung ist einfach weniger Platz zwischen den Gebäuden, so dass die Obdachlosen sich nicht mehr auf der Fläche ausbreiten oder sich auf die Mauer vor dem Bühnenhaus hocken, sondern auf den paar Bänken zusammenrücken. Abends und nachts wird es richtig laut. Deshalb meiden uns inzwischen einige Stammgäste", sagt sie. In zwei Briefen habe sie ihre Sorgen Bürgermeister Axel Stibi mitgeteilt, der ihr jedoch nicht geholfen habe.

Zuständig fürs Ordnungsamt, das sich um Ruhestörung und artverwandte Themen kümmern muss, ist Fachbereichsleiter Ludger Holla. Er reagierte leicht genervt auf die Darstellung der RP, denn was erwarte Frau Rijkelijkhuizen denn? "Natürlich würden wir der Dame gerne helfen, aber uns sind die Hände gebunden. Die Leute tun ja im allgemeinen nichts Verbotenes. Wenn etwas Konkretes vorkommt - etwa Urinieren in der Öffentlichkeit - können wir tätig werden, wobei wir dann normalerweise zu spät kommen. Aber wir können ihnen nicht verbieten, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Zudem müssen Sie bedenken, dass Leute ohne festen Wohnsitz üblicherweise kein Geld haben. Da nutzt die Androhung eines Bußgelds nicht."

Theresa Neske ist Rezeptionistin im Hotel am Bühnenhaus. Sie zeigt der RP Fragebögen, die ihre Gäste bei der Abreise ausfüllen. Insbesondere Stammgäste monieren, dass es deutlich lauter sei als früher. "Wir fürchten, dass wir gerade unsere Stammgäste, die regelmäßig zu Fahrradwochenenden oder auch zur Wallfahrt kommen, verlieren", sagt Neske. Chefin Rijkelijkhuizen fügt hinzu: "Wir haben so für unsere drei Dehoga-Sterne gekämpft. Da wollen wir doch jetzt unsere Gäste nicht verärgern!" Die Hotelchefin glaubt, dass die Stadt auch deswegen nicht viel unternehme, weil es an der Bury-St.-Edmunds-Straße nur wenige Anlieger gebe und also kaum Bürger, die sich beklagten. In der Tat sagt Holla: "Es wäre sicherlich nicht besser, wenn sich die Nichtsesshaften am Kapellenplatz oder in der Hauptstraße aufhalten würden." Seine Kollegen, die derzeit im Container arbeiteten, fänden es auch nicht schön, die Obdachlosen dauernd vor Augen zu haben. "Aber auch sie gehören zu unserer Gesellschaft dazu. Das kann man übrigens auch Kindern erklären, die vielleicht auf dem Weg zur Frühförderstelle Fragen stellen." Gleich um die Ecke ist - neben dem Büro des Seniorenbeirats - auch die Kevelaerer Tafel. Ein Grund mehr für die Heimatlosen, sich auf den Bänken dort häuslich niederzulassen.

(RP)
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