Kevelaer Hubertus-Kinder werden "Carusos"

Kevelaer · Die katholische Kindertagesstätte bekommt nächste Woche die Auszeichnung des Deutschen Chorverbands verliehen. Dafür mussten zahlreiche Kriterien erfüllt werden. Begleitet wurde das Projekt von Basilika-Kantor Romano Giefer.

 Singen macht Spaß und tut gut, erst recht, wenn Profis dabei sind, die die Motivation bei den Kindern zu erhöhen wissen. Chordirektor Romano Giefer und Kita-Leiterin Jennifer Kempen mit den kleinen Sängern.

Singen macht Spaß und tut gut, erst recht, wenn Profis dabei sind, die die Motivation bei den Kindern zu erhöhen wissen. Chordirektor Romano Giefer und Kita-Leiterin Jennifer Kempen mit den kleinen Sängern.

Foto: Gerhard Seybert

Ab nächsten Freitag ist am Hubertus-Kindergarten in Kevelaer etwas anders. Dann hängt die Plakette des Deutschen Chorverbands an der Hauswand. Nur: Wie wichtig ist so eine Auszeichnung angesichts von Bewegungskindergärten, Waldkindergärten und anderen Spezialisierungen?

Jennifer Kempen, Leiterin des Hubertuskindergartens erklärt: "Wir möchten damit zeigen, dass uns Musik wichtig ist. Das sollen die Eltern auch so wahrnehmen." Der Deutsche Chorverband drückt es folgendermaßen aus: "Die bundesweite Initiative will die Bedeutung des Singens für die Entwicklung der heranwachsenden Persönlichkeit ins gesellschaftliche Bewusstsein heben."

Die Auszeichnung spiegelt das wider, was im Inneren der Kindertagesstätte stattfindet: singen. Unter ganz bestimmten Bedingungen. Denn bis ein Kindergarten die Auszeichnung bekommt, ist es harte Arbeit, auch wenn die Lieder selbst leicht über die Lippen gehen.

Die große Herausforderung war vor allem das "Caruso"-Kriterium: Singen in kindgerechter Tonhöhe. Romano Giefer, Chordirektor von St. Marien Kevelaer, hat das Projekt begleitet und die fachspezifischen Anleitungen dazu gegeben, wie die Erzieher mit den Kindern physiologisch richtig singen. "Die kindgerechte Tonhöhe, die ist ganz klar definiert", erklärt Giefer. Die Grenze nach unten ist der Ton C 1. Der Chordirektor erklärt die Bedeutung der richtigen Stimmbandnutzung anhand der viel kürzeren Stimmbänder, die Kinder im Vergleich zu Erwachsenen haben. Oder auch ganz logisch: Kleine Glocken klingen hell, große Glocken tief und dunkel. Warum sollten Kinder also mit tiefer Stimme singen?

Um sich stimmlich auf die Ebene der Kinder zu bewegen, machten die Erzieherinnen Fortbildungen. Das geht nicht mal eben nebenbei. "Wir haben auch Zusatzschichten gemacht", sagt Giefer. Einmal in der Woche unterrichtet er die Kinder im richtigen Singen. Das findet spielerisch statt. "Ein Ton kommt geflogen, Ohren auf", wirft der Chordirektor in die Runde. Die Kinder hören gut zu, ahmen den Ton nach und verbinden das Gesungene mit Bewegungen. Von den Tönen geht es fließend in Lieder über. Gesungen wird aber nicht irgendwas. Auch da hat der Chorverband an eine Einrichtung, die sich mit der Plakette "Die Carusos" ausweisen möchte, strenge Vorgaben. Es muss Lieder in Dur und Moll geben, solche verschiedener Gattungen und Liedtypen, auch fremdsprachige Lieder.

Für Giefer hat das gleich einen doppelten Nutzen. Ein türkisches oder polnisches Kind, in dessen Muttersprache ein Lied gesungen wird, fühle sich im Kindergarten gleich ganz anders angenommen. Angst, selbst etwas falsch zu singen, hat er nicht. Spätestens das Kind, das die Landessprache beherrscht, werde falsche Akzentuierungen korrigieren.

"Unterm Strich sind musikalische Kinder wissenschaftlich gesehen die intelligenteren", nennt Giefer einen weiteren Grund, warum Singen förderungswürdig ist. Aber nicht nur der Kopf profitiert. Für die emotionale Entwicklung von Kindern sei Gesang ebenfalls wichtig. "Singen ist Seelensprache", drückt es der Chordirektor aus.

Und für Jennifer Kempen, die Leiterin, passt "Die Carusos" wunderbar in das Konzept des Kindergartens. "Wir wollen Kinder begleiten, ein Leben lang Lernende zu bleiben", sagt sie. Alle zehn Erzieher haben sich auf das neue Konzept eingelassen - und dazugelernt. Auch persönliche Auswirkungen stellt die Kindergartenleiterin fest. "Ich singe jetzt mehr. Zum Beispiel bleibt im Auto jetzt öfter der CD-Spieler aus." Und im Kindergarten auch. Denn Lieder zum Selbersingen kennen die Hubertus-Kinder mittlerweile jede Menge.

(bimo)
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