Kevelaer In diesem Garten wachsen die Kontakte

Kevelaer · Jan van Meegern hat mit Wurzelwerk ein Projekt ins Leben gerufen, das Flüchtlinge und Kevelaerer ganz ungezwungen zusammenbringen soll. Gemeinsam wird ein großer Garten an der Gelderner Straße bewirtschaftet.

 Jan van Meegern (Mitte) begutachtet die Pflanzen mit weiteren Helfern aus dem Wurzelwerk-Team. Der Plan unten zeigt, wie sich der Garten einmal präsentieren soll mit Hochbeeten (1), Schuppen (2), Weg (3), PKW-Stellplätzen (4) und Waldgarten (5).

Jan van Meegern (Mitte) begutachtet die Pflanzen mit weiteren Helfern aus dem Wurzelwerk-Team. Der Plan unten zeigt, wie sich der Garten einmal präsentieren soll mit Hochbeeten (1), Schuppen (2), Weg (3), PKW-Stellplätzen (4) und Waldgarten (5).

Foto: Seybert

Die Idee kam Jan van Meegern in Kapstadt. Dort untersuchte er im Rahmen seines Studiums soziale Unternehmen, die sich vor Ort engagieren. Unter anderem ging es dabei um ein Projekt mit Salatanbau in den Townships von Südafrika. "Da keimte der Wunsch auf, so etwas auch hier einmal zu probieren", berichtet der 28-Jährige, dessen Idee bereits ein Jahr später konkreter wurde.

Als er hörte, dass Initiativen für die Flüchtlinge in Kevelaer gesucht werden, fasste er den Entschluss, ein soziales Garten-Projekt auch in seiner Heimatstadt umzusetzen. "Hintergrund dabei ist die Bewegung Urban Gardening, die aus Detroit stammt und mit Hilfe der Bevölkerung grüne Inseln mitten in der Stadt schafft", erläutert van Meegern. Ob er mit einer solchen Idee in Kevelaer Erfolg haben würde, wusste er nicht. "Schließlich gibt es hier eine ganz andere Situation. Wir sind ländlich geprägt. Ein weiterer Garten ist da nichts Besonderes", erläutert er. Doch der 28-Jährige hatte längst den festen Entschluss gefasst, es zu probieren. Als Grundstück für den Garten bot sich ein brachliegendes Areal in Familienbesitz an der Gelderner Straße an.

Idee war immer, hier nicht einfach einen Garten anzulegen, sondern damit Menschen zusammenzubringen. Mit einem Projekt eine Aufgabe zu schaffen und Kontakte zu knüpfen. Daher stellte er seine Idee beim Runden Tisch für Flüchtlinge vor und fand dort erste Unterstützer. Auch die Kommune sicherte ihre Hilfe zu. Das Projekt konnte anlaufen. Und wer jetzt das 1600 Quadratmeter große Gelände besucht, sieht, dass die Idee Gestalt angenommen hat. Die dichten Brombeersträucher sind verschwunden, der Bauhof hat das Gebiet dafür komplett gerodet. Die KLJB Winnekendonk pflügte später den Boden noch komplett um, weil immer noch dicke Wurzeln in der Erde sitzen - passend zum Namen der Aktion "Wurzelwerk". Das Team stellte im April / Mai die ersten Hochbeete auf. Inzwischen stehen dort fünf Beete, Salat und Bohnen können bereits geerntet werden. Ein Zaun trennt das Grundstück ab, ein Schild soll in Kürze gut sichtbar auf das Projekt aufmerksam machen.

Der Garten ist das eine, die Idee der Zusammenarbeit das andere. Doch auch hier hat sich einiges entwickelt. Wurzelwerk verfügt über einen festen Stamm von acht Personen aus Kevelaer, die immer mal wieder im Garten sind. Dazu kommen Flüchtlinge, für die der Garten eine echte Aufgabe geworden ist. Aldalati nur Allah und Omar Alshaih kommen jeden Tag zur Gelderner Straße. Sie wässern die Beete, schauen nach den Pflanzen. "Der Garten ist eine schöne Sache", berichten die beiden Syrer, über andere Asylbewerber hatten sie von der Idee erfahren. Die sind längst nicht mehr dabei, weil sie inzwischen in anderen Städten leben, die beiden Syrer sind dem Projekt treu geblieben. "Schön wäre es, wenn sich noch mehr Personen aus Kevelaer finden würden, die uns unterstützen", sagt van Meegern. Denn die Flüchtlinge kommen und gehen, das bringen die Asylverfahren mit sich. Damit Konstanz ins Wurzelwerk kommt, braucht es einen festen Stamm an Mitstreitern aus der Stadt. "Wachsen soll nicht nur das angebaute Gemüse, sondern auch der Austausch und das Miteinander in Kevelaer", so beschreibt van Meegern die Idee. Fernziel ist, dass der Garten zum lockeren Treffpunkt wird - für alle Kevelaerer.

Das nächste Projekt das Wurzelwerk im Garten angehen will, ist der Bau einer kleinen Hütte. Hier könnten dann die Gartengeräte gelagert werden und es gäbe eine Möglichkeit, um sich bei Regen unterzustellen. Zudem ganz wichtig: "So sehen Passanten, dass sich hier etwas tut und werden dann auf diese Weise vielleicht auf unser Projekt aufmerksam", sagt van Meegern.

(RP)
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