Kevelaer Ingo Appelt rockt Kevelaer

Kevelaer · Wie üblich nahm der Kabarettist kein Blatt vor den Mund. Das Publikum liebte ihn dafür. Politisch unkorrekt, wenn auch etwas milder als früher, sorgte er für zwei wilde Stunden im Bühnenhaus.

 Nicht mehr ganz so anarchisch wie früher, aber immer noch sehr unterhaltsam: Ingo Appelt, hier bei einem früheren Auftritt.

Nicht mehr ganz so anarchisch wie früher, aber immer noch sehr unterhaltsam: Ingo Appelt, hier bei einem früheren Auftritt.

Foto: Moll

Ingo Appelt blickte in den Saal: "Ich freue mich, dass so viele zum Kabarett kommen." Er ist bereits seit Mitte der 90er Jahre auf den Bühnen in ganz Deutschland unterwegs. Einige Male hat sein derber Humor ihn bei griesgrämigen Scherzverweigerern in Schwierigkeiten gebracht. Doch im Kevelaerer Bühnenhaus wirkte es so, als hätten die Jahre den Schock-Comedian etwas geruhsamer werden lassen. Einige Stellen, bei denen er über die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen hergezogen hatte, wirkten regelrecht so, als würde er seinen humoristischen Hochseilakt mit mindestens zwei Sicherheitsnetzen bestreiten wollen. Doch glücklicherweise gab es dennoch ein paar Ausreißer, die zeigten, dass sich auch noch der junge, anarchische Appelt in all den Beziehungsscherzen verbarg.

Wenn da eine ganz bestimmte Armbewegung gemacht wurde als Erklärung dafür, wie nach der Kölner Silvesternacht "Frauen zu Männer am besten eine Armlänge Abstand halten sollen", er weiter auf die Geschehnisse einging, "weil da die 'Frauenfastnacht' zu 'Fasst nach Frauen'" wurde, und er später über "Inzest oder Katholizismus" herzog, dann war da der klassisch-anarchische Geist spürbar. Doch auch wenn Appelts Humor generell sicherer und weniger radikal geworden ist, so hat er definitiv nichts von seiner Energie verloren. Bereits von der ersten Minute an, während der er über die Bühne fegte, gab es zig Richtungswechsel, Interaktionen mit dem Publikum und eine generell lockere Attitüde, die das ganze Geschehen noch besser machte.

Der vom Kulturbüro Niederrhein präsentierte Abend hatte dadurch das größte Dauergelächter zu bieten, das seit langem durch das Bühnenhaus hallte. An zahlreichen Stellen konnte sich das Publikum gar nicht mehr halten, und Appelt musste pausieren, damit die Besucher wieder etwas Luft bekamen.

Dabei waren die Themen natürlich vielseitig. Sein Programmname "Besser ist besser" bezog sich vor allem auf die Männer, die seiner Meinung nach als Dienstleister der Frauen besser werden können. Doch diese Erzählebene wurde immer wieder für derbe Scherze und drollige Einwürfe verlassen.

Besonders oft gab es Spitzen gegen die Politik: "Sigmar Gabriel war eine gute Idee. Denn man wollte schon die SPD zu Grabe tragen, aber mit ihm vorne geht der Deckel einfach nicht zu". Und er fragte: "Angela Merkel zeigt der Welt ein freundliches Gesicht? Aber wie will die das denn machen?" Selbstironisch schoss er auch gegen Böhmermanns Erdogan-Schmähgedicht, denn "mir hätte man so etwas nicht durchgehen lassen".

Zum Ende ging Appelt dann auf Tuchfühlung mit dem Publikum, als er sein Handy herausholte und ein kleines Video mit dem voll besetzten Saal drehte. Dabei setzte er sich auf den Schoß einer Dame, damit diese ein Selfie machen konnte, und trieb noch einigen Schabernack mehr. Mit extrem viel Applaus ging der energiegeladene Abend schließlich zu Ende. Wer Lust hat, das Finale noch einmal zu erleben, der kann das Video auf Ingo Appelts Facebook-Account finden.

(cnk)
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