Kevelaer Kaminöfen - behaglich, aber staubig

Kevelaer · Ministerin Barbara Hendricks diskutiert mit Kaminbauer Michael Hieckmann über Pro und Contra von Kaminen und Öfen. Wegen der Feinstaubbelastung gibt es in vielen Kommunen schon Verbote. Verschmutzung sei nicht hinnehmbar.

Politik und Verbraucher befinden sich (nicht nur in diesem Punkt) in einem Dilemma: Ressourcen schonen und das energetische Augenmerk auf nachwachsende Rohstoffe richten ist sicherlich ein Gebot der Stunde. Aber wenn es ums Betreiben von Öfen und Kaminen geht, gibt es da auch einen Pferdefuß: Feuerstätten dieser Art produzieren Ruß, auch Feinstaub genannt. Und der stellt inzwischen ein erhebliches Umweltproblem da. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, zugleich SPD-Abgeordnete für den Kreis Kleve, folgte jetzt der Einladung von Kaminbauer Michael Hieckmann nach Kevelaer. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen neue Regeln zu "holzbefeuerten Einzelfeuerstätten".

Das Immisionsschutzgesetz und damit verwandte Verordnungen haben es nämlich in sich und bringen manchen Kaminsetzer in erhebliche Nöte: Eine erhebliche Anzahl vornehmlich großer Städte hat zum Schutz der Luft ein Verbrennungsverbot verfügt. Offene Kamine und Kaminöfen sind damit nicht mehr zulässig. Wer neu baut, muss seine Wärme oft über Blockheizkraftwerke oder Fernwärmesysteme beziehen. Und ohne ,grüne Umweltplakette' dürfen etwa in Düsseldorf Dieselfahrzeuge nicht mehr fahren.

Im Kreis Kleve gibt es eine solche Regel noch nicht. "Aber das ist doch nur eine Frage der Zeit", sagt Hieckmann, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft ist. Die Branche fürchtet um ihre Absatzmöglichkeiten. In Düsseldorf, München und vielen anderen Großstädten jedenfalls dürfte es schwierig sein, noch Öfen zu verkaufen.

Die Ministerin sieht den Zielkonflikt: Ohne Holz- oder Pellet-Öfen müssten fossile, endliche Energieträger noch stärker genutzt werden. Was also tun? Feuerstätten nutzen, deren Wirkungsgrad so hoch wie möglich ist und deren technische Ausstattung samt guter Filter dafür sorgt, dass so wenig Ruß wie möglich durch den Schornstein abzieht.

Das Schlagwort: der "Grundofen". Hieckmann erklärt: "Der hat eine besonders große Speicherfähigkeit und wärmt den Raum über seine keramischen oder metallenen Flächen und langen Schächte auch noch, wenn längst nichts mehr brennt.". Am nützlichsten ist solch ein Ofen natürlich, wenn er auch zur Warmwasserbereitung taugt. Doch solche Modelle sind bislang rar.

"Im Jahresmittel produzieren Kamine und Öfen soviel Feinstaub wie der gesamte Straßenverkehr. Und während wir heute aufs Autofahren kaum verzichten können, gehört ein Kamin doch eher in die Kategorie Luxus. Damit die Luft für alle zu verschmutzen ist eigentlich nicht hinnehmbar", meint Barbara Hendricks. Zumal viele Menschen in der kalten Jahreszeit sowieso schon Atem- und Bronchialprobleme hätten. "Natürlich ist ein solcher Ofen schön und behaglich", gibt die Kleverin zu, die sich von Hieckmann gerne durch seine Ausstellung führen ließ. Für die Ministerin kann der Weg raus aus dem Dilemma nur darin bestehen, Grundöfen privilegiert zu behandeln.

Der Kevelaerer Kaminsetzer, der den Betrieb 2003 vom Gründer Wilfried Binn übernommen hatte, rät zu zeitgemäßer Technik und eher geringer Heizleistung: Für die heutigen eher kleinen Räume in gut isolierten Häusern reichen meist 2,2 kw völlig aus."

(RP)
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