Kevelaer Karnevals-Wallfahrt: Helau und Halleluja

Kevelaer · Mehr als 600 Narren pilgerten am Sonntag nach Kevelaer. Das Treffen in der Marienstadt ist bei den Jecken bereits zur Tradition geworden und fand zum 14. Mal statt. Es kamen Karnevalisten aus der ganzen Region.

 Ungewöhnlicher Anblick im Gottesdienst: Funkemariechen im Altarraum. Zur Heiligen Messe waren gestern mehr als 600 Narren aus der ganzen Region nach Kevelaer gekommen.

Ungewöhnlicher Anblick im Gottesdienst: Funkemariechen im Altarraum. Zur Heiligen Messe waren gestern mehr als 600 Narren aus der ganzen Region nach Kevelaer gekommen.

Foto: Seybert

Die Spaziergänger auf der Hauptstraße staunten nicht schlecht, als die Fanfarenklänge und das Trommeln immer lauter wurden und schließlich in Gestalt von 600 Narren an ihnen vorbeizogen. "Kevelaer ist immer für eine Überraschung gut", resümierte ein begeistertes Ehepaar aus den Niederlanden angesichts des farbenfrohen Umzugs.

Dabei ist der Anlass für das bunte Treiben rund um den Kapellenplatz längst zur Tradition geworden: Zum 14. Mal fand gestern die Wallfahrt der Karnevalisten statt, zu der Karnevalsgesellschaften aus ganz Nordrhein-Westfalen in die Marienstadt reisten, um gemeinsam Messe zu feiern und stimmungsvoll die fünfte Jahreszeit einzuläuten.

Im Forum Pax-Christi begrüßte Willi Holtappels, Präsident des Vereins zur Förderung des Rosenmontagszugs (VFR Blau-Gold), die über 600 Gäste in ihren bunten Kostümen und Uniformen und gab jeder Gruppe die Gelegenheit, sich kurz vorzustellen: Prinzenpaare, Nachwuchsjecken, Musikkapellen, Hoppeditze, Tanzgarden und ein echtes Kölsches Dreigestirn stellten drei Tage vor dem 11.11. einen bunten Querschnitt des rheinischen und westfälischen Karnevals dar. "Obwohl sie Helau rufen sind die Kevelaerer Karnevalisten einfach klasse, was die Stimmung und die Organisation angeht", lobte "Kolombine" Renate. Die Damen der altehrwürdigen Kölner Damen-KG gehören mit ihren bunten Umhängen und Federhüten zu den Dauergästen der Narrenwallfahrt. "Das Format ist vermutlich einzigartig. Gefällt mir", meinte auch Kevelaers neuer Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, der zugab, kein hausgemachter Karnevalist zu sein: "Aber ich bin neugierig und freue mich schon auf den Kevelaerer Sitzungskarneval." Der VFR und auch die Karnevalsfreunde Twisteden haben Pichler bereits eingeladen.

Die wohl weiteste Anreise hatten die Jecken aus der Karnevalshochburg Damme (Niedersachsen), die ihrem früheren Kaplan Hendrik Wenning einen Besuch abstatteten. "In Damme leben 16.000 Seelen, davon sind 8 000 Mitglied im Karnevalsverein", berichtet Wenning: "Da bin ich auf den Geschmack gekommen."

Mit Freude zelebrierte er das Hochamt in der Basilika. "Es ist toll, wenn so viele Menschen den gemeinsamen Nenner Karneval mit einer Wallfahrt zur Gottesmutter verbinden." Seine Predigt in Reimform - auch das ist Brauch - stand unter dem Motto "Der Glaube als Navigationsgerät fürs Leben". Anschließend nutzten viele die Möglichkeit, auf dem Kapellenplatz eine Kerze anzuzünden, teils mit persönlichen Anliegen, teils mit der Bitte für eine harmonische Session. Nach dem Umzug durch die Innenstadt mit Musik von den "Swingenden Doppelzentnern" ging es ins Bühnenhaus, wo gesungen, geschunkelt und gelacht wurde.

(riem)
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