Kevelaer Kein schlechtes Jahr für die Landwirte

Kevelaer · Der Sommer war gut zum Obst, gnädig zur Gerste und weniger erfreulich für den Weizen. Alles in allem sind die Bauern recht zufrieden. Weggebrochene Absatzmärkte in Russland und Südostasien schmälern allerdings Gewinne.

Kevelaer: Kein schlechtes Jahr für die Landwirte
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Recht warm war der Sommer, vor allem recht trocken ab etwa Mitte bis Ende Mai. Die Kartoffeln mögen solche Verhältnisse nicht unbedingt. Die Süßkirschen hingegen entwickeln unter diesen Bedingungen schöne Früchte. Und die Wintergerste sorgte für eine Überraschung: Die Ernte war hervorragend - auch, wenn damit niemand gerechnet hätte.

Kevelaer: Kein schlechtes Jahr für die Landwirte
Foto: Blazy, Achim (abz)

Obstbauer Klaus Schlickbernd-Hetjens in Veert ist recht glücklich mit seinen Erträgen. "Es sieht nach einem guten Jahr aus", sagt er: "Wenn ich alles verkaufe, bin ich sehr zufrieden." Vor allem seine Süßkirschen machten ihm Freude: "Es waren reichlich da, und sehr gute Qualität", sagt er. "Kirschen kommen ja aus einer trockenen Gegend" - wenn es zu viel regnet, platzen die Früchte auf. Wobei das bei seinen Bäumen dadurch verhindert wird, dass Planen-Dächer darüber gespannt sind. Aber trotzdem: Der warme Sommer bekam den Pflanzen gut.

Die Pflaumenernte war dieses Jahr weniger üppig, aber das liegt an natürlichen Schwankungen, erklärt der Landwirt: "Letztes Jahr waren es so viele, da schonen sich die Bäume im Jahr danach." Mit 30 bis 40 Prozent mal mehr, mal weniger Ernte sei nun mal zu rechnen: "Da liegt in der Natur." Seine Apfelbäume musste er zwar etwas mehr bewässern als üblich, dafür waren große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht günstig für den Teint: "Die Äpfel haben davon eine sehr schöne Farbe bekommen."

Auf den Feldern hat die Ernte der Wintergerste alle überrascht. "Durchweg sehr gut, die ist selten so gut gewesen. Keiner kann sich erklären, wie's dazu kam", sagt Kreislandwirt Heinz Lax. Eigentlich kommt die Gerste mit Trockenheit nämlich nicht gut zurecht. Offenbar war sie in diesem Jahr schon reif genug, als der Regen ausblieb. Was den Weizen betrifft, der in der Region übrigens mehr für die Schweinezucht angebaut wird und weniger fürs Brot, sieht die Lage durchwachsen aus: "Knapp bis mittelmäßig", fasst Lax zusammen. Auf sandigeren Böden gab's Mindererträge.

Die Kartoffelbauern steckten an den letzten sonnigen Tagen zum Anfang des Monats mitten in der Ernte. "Wir mussten relativ viel bewässern", blickt Landwirt Georg Mund aus Wemb auf das Jahr zurück. Außer Kartoffeln baut er auch Getreide und Zuckerrüben an und meint: "Es ist von einer mittleren bis guten Ernte auszugehen. Bei denen, die nicht beregnen konnten, sieht es natürlich etwas schlechter aus." Und für alle, die wie er die Möglichkeit dazu hatten, schmälert das den Gewinn. Aber darüber beklagt sich Mund nicht, anderes macht ihm mehr sorgen.

Wie erfolgreich ein Jahr für Landwirte ist, hängt schließlich nicht nur von Ernte- oder Zuchterfolgen ab, es geht auch um große Politik und den globalen Markt.

In Südostasien schwächelt die Wirtschaft, schon gehen am Niederrhein die Absätze zurück. Russland importiert nicht, und hiesige Bauern bleiben auf Produkten sitzen. "Schweineohren und Schweinepfötchen sind sonst nach China gegangen, Fette nach Russland", erzählt Kreislandwirt Heinz Lax: "Produkte, die wir als deutsche Konsumenten nicht für wertvoll halten." Jetzt werden die Handelsgüter zu Abfällen, und insgesamt sinken die Preise.

Auch Georg Mund aus Wemb züchtet und mästet Schweine. Seit Anfang 2015 decke der Betriebszweig kaum die Kosten, "es ist vielleicht eine knappe Null-Rechnung", sagt er. "Das macht momentan nicht viel Spaß. Es bleibt einfach nichts mehr übrig." Ob es nun an Russland liege oder an China oder an sonstwas - er ist da eher unsicher. "Es ist das große Ganze, Angebot und Nachfrage", wägt er ab und ergänzt: "Worüber die Preise bestimmt werden, ist manchmal schwierig einzuschätzen." Klar sei nur: So wie es derzeit läuft könne es auf Dauer nicht weitergehen.

(szf)
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