Kevelaer Keppeln: 75 Meter hohes Windrad gerät in Brand

Kevelaer · In Keppeln ist gestern an einer Windkraftanlage ein Feuer ausgebrochen. Drei Monteure, die mit der Wartung der Anlage beschäftigt waren, wurden verletzt. Feuerwehr warnte Bevölkerung.

Das Maschinenhaus des Windrads in 75 Metern Höhe hatte Feuer gefangen. Die Rauchsäule war schon von weitem zu sehen.

Das Maschinenhaus des Windrads in 75 Metern Höhe hatte Feuer gefangen. Die Rauchsäule war schon von weitem zu sehen.

Foto: Gottfried Evers

Gegen 11 Uhr wurden die Feuerwehren aus Uedem und Bedburg-Hau gestern zu einem Großeinsatz am Großackersweg in Keppeln gerufen. Als die Einsatzkräfte eintrafen, blickten sie auf ein brennendes Windrad. Dann wurden die Wehrleute von Nachbarn zu einem nahe gelegenen Haus gerufen. Dort wurde ein offenbar schwer verletzter junger Mann gerade von den Bewohnern erstversorgt. Bei zwei weiteren Männern war zunächst nicht klar, ob sie ebenfalls verletzt waren. Was war geschehen?

Die drei Männer hatten den Auftrag, ein 75 Meter hohes Windrad zu warten. Als sie mit ihren Arbeiten oben am Windrad beschäftigt waren, schoss plötzlich eine Stichflamme hervor. Die Feuerwehr geht davon aus, dass es bei den Wartungsarbeiten zu einem Spannungsüberschlag, einem so genannten Lichtbogen gekommen ist. Durch die große Energie und die hohe Temperatur des Lichtbogens ertönt ein lauter Knall, und brennbare Gegenstände in unmittelbarer Umgebung können Feuer fangen. Offenbar ist genau das geschehen, denn das Maschinenhaus des Windrads geriet in Brand. Ein 22-jähriger Techniker erlitt Verbrennungen im Gesicht und an den Händen. Trotzdem konnte er noch gemeinsam mit seinen beiden Kollegen, ein 43-jähriger Ingenieur und ein 36-jähriger Techniker, das brennende Windrad verlassen und bei Anwohnern um Hilfe rufen. Erst als die Feuerwehr eintraf, wurde klar, dass auch der 43-jährige Ingenieur verletzt war. Er hatte so viel Qualm eingeatmet, dass er eine Rauchgasverletzung erlitt. Der 36-jährige Techniker blieb unverletzt. Der 22-Jährige wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Duisburger Klinik geflogen, der 43-Jährige mit dem Rettungswagen ins Gocher Krankenhaus gebracht.

Inzwischen brannte das Maschinenhaus lichterloh und der Tank war durch die Hitzeentwicklung aufgeplatzt. Weil sich darin 400 Liter Öl und andere Flüssigkeiten befanden, die Feuer gefangen hatten, kam es zu einer starken Rauchentwicklung. Die Feuerwehr konnte nicht ausschließen, dass sich giftige Gase entwickeln, und sie forderte die Bürger in Schneppenbaum und Louisendorf auf, die Türen und Fenster geschlossen zu halten. Dann kam ein so genannter ABC-Erkunder der Feuerwehr Kalkar zum Einsatz. Mit diesem Messfahrzeug können die Wehrleute gefährliche Stoffen aufspüren und bestimmen. Nachdem klar war, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestand, wurde die Warnung aufgehoben.

Für Gerd Ingenerf, Gemeindebrandinspektor bei der Feuerwehr Bedburg-Hau, war es nicht der erste Einsatz an einem brennenden Windrad. "Hier im Bereich Uedem hat es bereits drei Brände an Windrädern gegeben", sagt Ingenerf. "Die Techniker arbeiten dort oben stets unter einem hohen Risiko, und sie wissen das auch." Die Feuerwehr ist bei einem solchen Einsatz nahezu machtlos. Denn für einen einem Brand eines Windrads in 75 Metern ist sie nicht ausgerüstet. "Weder unsere Gelenkmasten noch Drehleitern reichen bis in diese Höhe", erläutert Kreisbrandmeister Paul-Heinz Böhmer. Deswegen blieb der Feuerwehr auch nur, den Bereich rund um das Windrad abzusperren.

Uedem: Feuer in Windkraftanlage
8 Bilder

Uedem: Feuer in Windkraftanlage

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Walter Kanders ist Gesellschafter des "Windenergie Lindchen Beteiligungs-GmbH", zu dem das Windrad gehört. Wie Kanders erklärt, musste zunächst der komplette Windpark mit seinen mehr als 25 Anlagen abgeschaltet werden. Gestern Abend waren noch vier Windräder nicht wieder am Netz. Derzeit geht man davon aus, dass die Anlage repariert werden kann. "Das muss abschließend ein Sachverständiger klären. Die Flügel scheinen noch in Ordnung zu sein", sagt Kanders. Gegen den Brand ist die Gesellschaft versichert. 2000 wurden die ersten Windräder in Betrieb genommen. Derzeit sind noch vier im Bau.

(RP)
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