Kevelaer Kevelaer: 48 Jahre Spielzeuggeschichte

Kevelaer · Ingeborg und Helmut Jakobs gehen in Ruhestand. Ihr Geschäft auf der Maasstraße 11 und 15 schließt. Das Ehepaar hält Rückschau auf fünf Jahrzehnte zwischen Kasperletheater, Barbie und Gameboy.

 So kennen die Kevelaer die beiden: Ingeborg und Helmut Jakobs in ihrem Spielzeuggeschäft. Seit fast fünf Jahrzehnten konnten sich die Kinder in der Marienstadt hier über Spielzeug freuen.

So kennen die Kevelaer die beiden: Ingeborg und Helmut Jakobs in ihrem Spielzeuggeschäft. Seit fast fünf Jahrzehnten konnten sich die Kinder in der Marienstadt hier über Spielzeug freuen.

Foto: Seybert

Helmut Jakobs wirft einen Blick auf die Uhr und springt auf. "Ich muss gehen. Ich glaube, man gewöhnt sich langsam dran", sagt der 71-Jährige verschmitzt und meint den Ruhestand. Am 29. Februar schließt das Spielzeugland Jakobs in Kevelaer für immer die Tür. Bis dahin ist noch geöffnet. Helmut Jakobs muss eigentlich los.

Seine Frau Ingeborg ist 48 Jahre lang die treibende Kraft gewesen, hat Spielzeugkataloge gewälzt und ausgewählt. "Aus dem Hobby ist etwas Professionelles geworden", beschreibt es ihr Mann. Denn angefangen hat alles ganz klein, mit Devotionalienverkauf auf 30 Quadratmetern in der Maasstraße 11. Immer war auch Spielzeug dabei, am Anfang nur wenig. 1990 verschwanden die Weihwasserbecken und Rosenkränze vollständig aus dem Geschäft, und es wurde endgültig zum "Spielzeugland" mit heute 240 Quadratmetern. "Die Nachfrage war da, und wir hatten selber Spaß dran", sagt Ingeborg Jakobs und lacht.

Die Geschäftsinhaberin hat in fünf Jahrzehnten die Historie der schönen, bunten, plüschigen und manchmal lauten Dinge, die das Leben schöner machen, miterlebt.

In den Anfängen ließen Teddybären und Puppen die Herzen der Besucher des Ladens höher schlagen. Nicht wegzudenken war aber auch Kleinkram. "Killefitz ist schön", sagt Ingeborg Jakobs, weil die Kinder sich von ihrem Taschengeld selber etwas aussuchen können. "Für 50 Pfennig konnten die richtig viel kaufen", blickt sie in die Vergangenheit, als eine Kugel Eis noch zehn Pfennig kostete. Zum Sortiment der kleinen Dinge gehörten etwa (Knicker-) Murmeln, Klackfrösche und Flöten.

Die Kevelaererin hat noch die ersten technischen Errungenschaften vor Augen. "In den Anfängen gab es noch Puppen mit Schallplatten im Rücken", erinnert sie sich. Das Anmachen der Schallplatte sorgte für quäkende Töne, wie die eines schreienden Babys. Die Puppen, die essen, trinken, krabbeln konnten, kamen erst später.

Eine Sensation war der Gameboy. In seinem Laden in der Maasstraße hatte das Ehepaar einen Bildschirm stehen, an dem die Kinder das Wunderwerk der Technik testen konnten. "Die mussten aber erst ihren Tornister nach Hause bringen", sagt Ingeborg Jakobs mit gespielter Strenge. Erst wenn die Kinder zu Hause Bescheid gesagt hatten, durfte gespielt werden. Die Kindergartenkinder liebten es, mit der Holzeisenbahn im Laden zu spielen.

"Es ist ja alles kurzlebig", lautet Jakobs' Einschätzung zum technischen Spielzeug. Heute hat der Gameboy ausgespielt, fast alles geht übers Handy. Wert gelegt hat die Kevelaererin deswegen immer auf bodenständige Sachen, Holzspielzeug zum Beispiel. "Stellen Sie Kindern eine Kiste Klötze hin, damit können die wunderbar spielen", sagt Jakobs. Bis zum Schluss gab es im Laden des Ehepaars Kasperletheater und dazu passende holzgeschnitzte Puppen zu kaufen. Für sie gehören auch das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel und Holzkreisel in jedes Spielwarengeschäft. "Das verkauft man nicht wie geschnitten Brot, aber die kommen immer wieder", weiß Jakobs aus Erfahrung.

Aber natürlich gab es auch immer die Kassenschlager im Geschäft in der Maasstraße. Das war sie ihren jungen Kunden schuldig, erzählt Ingeborg Jakobs. "Wenn Kinder auf einen Artikel gespart haben, wollen die nicht 14 Tage warten." Zuletzt waren die bunten Loomgummi der Renner. "Wir mussten alle Farben da haben, es durfte keine Lücke entstehen. Wenn die Kinder Grün haben wollen, dann nehmen sie kein Gelb", stellt Jakobs klar.

Aus Altersgründen ist nun Schluss. Im März feiert Ingeborg Jakobs ihren 70. Geburtstag. "Ich wollte eigentlich mit 65 aufhören, finde es aber heute noch schade", sagt sie und seufzt. Das Wahrzeichen des Ladens, der große Playmobil-Pirat, der draußen stand und anzeigte, dass der Laden aufhat, ist schon verkauft. Dienstags bis donnerstags von 10 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr werden die restlichen Spielwaren abverkauft.

Am 29. Februar ist endgültig Schluss. Kein leichter Abschied. "Wenn das Telefon klingelt, sag' ich schon noch manchmal ,Spielwaren Jakobs'", sagt die Kevelaererin. Der Abschied fällt schwer, das neue Leben wird ungewohnt sein. Aber so manches Spiel wird sie sicher mit ihren Enkelkindern noch spielen. Dafür ist nun mehr Zeit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort