Kevelaer Sternsinger trotzen Wind und Wetter

Kevelaer · Rund 50 Kinder waren am Wochenende für die Pfarrgemeinde St. Marien in Kevelaer unterwegs. Sie sammelten für ein Ernährungsprojekt auf den Philippinen. Die RP hat Johanna (12), Veronika (12) und Anna (10) begleitet.

 Nach dem Aussendungsgottesdienst und dem Segen von Kaplan Hendrik Wenning machten sich rund 50 Kinder mit ihren Begleitern auf den Weg durch die Wallfahrtsstadt.

Nach dem Aussendungsgottesdienst und dem Segen von Kaplan Hendrik Wenning machten sich rund 50 Kinder mit ihren Begleitern auf den Weg durch die Wallfahrtsstadt.

Foto: Seybert

Kevelaers Kapellenplatz ist wie leer gefegt. Durch die angrenzende Hauptstraße zieht ein kräftiger Wind, es beginnt zu regnen - keine schönen Voraussetzungen, um den ganzen Tag im Freien zu verbringen. 50 Kinder hält das nicht auf. In insgesamt 16 Gruppen sind die Sternsinger für die Pfarrgemeinde St. Marien unterwegs, um für die Bedürftigen in dieser Welt zu sammeln.

 Die Sternsinger Anna, Veronika und Johanna (v.l.) klingelten an vielen Türen in Kevelaer.

Die Sternsinger Anna, Veronika und Johanna (v.l.) klingelten an vielen Türen in Kevelaer.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Nach einer kurzen Aussendungsfeier in der Basilika schwärmen sie aus. Es sieht schon fast so aus, als hätten sich gerade 50 kleine Könige getroffen, denn alle tragen Kronen und edle Gewänder (oder auch Kostüme), um den Kevelaerern auch optisch zu zeigen, wer sie sind. Pia Martens schaut sich das Treiben in Ruhe an. Sie ist Betreuerin und koordiniert die Sternsinger-Aktion mit. "Jede Gruppe hat vorher festgelegte Straßen abzulaufen. Ich betreue die Aktion jetzt schon seit acht Jahren. Mittlerweile ist es für mich Routine", sagt sie. Im ersten Jahr sei es aber noch eine Menge Arbeit gewesen, gibt sie zu. "Aber die Kinder sind jedes Jahr heiß."

Und das merkt man auch Johanna, Anna und Veronika an. Furchtlos und voller Tatendrang ziehen sie in die angrenzende Amsterdamer Straße und klingeln an der ersten Tür. Keiner öffnet, also muss der kleine Zettel mit der Segensbitte C+M+B, den sich jeder Kevelaerer über seine Tür hängen kann, in den Briefkasten. "Wir müssen mindestens eine Minute lang warten. Es kann ja auch sein, dass die Bewohner älter sind. Wenn dann keiner aufmacht, stecken wir auch noch einen Zettel rein, auf dem steht, dass man auch noch nachträglich spenden kann", erklärt Johanna.

An der zweiten Tür haben die drei "Königskinder" mehr Erfolg. Ein Mann öffnet, schaut verdutzt, hört sich aber auch aufmerksam an, wie Johanna, Veronika und Anna ihr Sternsinger-Liedchen singen: "Grüß Gott, ihr Leut' von fern und nah, die Sternsinger sind wieder da." Mit der Reaktion des Mannes haben die drei dann aber nicht gerechnet. "I'm sorry. Can you translate that, please?" (dt.: Entschuldigung, könnt Ihr das bitte übersetzen?), sagt er, hat dann aber auch schnell raus, dass die Mädchen Geld sammeln. Die Mädchen lassen sich nichts anmerken, freuen sich über die Spende und ziehen weiter zu einem Mehrfamilienhaus, an dem mehrere Briefkästen angebracht sind. Auf einem stehen zwei Namen. Da keiner öffnet, überlegen die drei, wie viele Zettel sie nun in den Briefkasten stecken sollen.

Mittlerweile regnet es kräftiger, der Wind fängt sich unter den Gewändern der Sternsinger. "Wir haben uns warm angezogen. Außerdem treffen wir uns später zum gemeinsamen Mittagessen. Da können wir uns aufwärmen", sagt Anna, und Veronika erklärt, wofür die Sternsinger von St. Marien in diesem Jahr sammeln: "Für ein Ernährungsprojekt auf den Philippinen. Die bestehen aus 1707 Inseln", sagt sie stolz. Woher sie das weiß? "Wir haben uns vorher einen Film über dieses Projekt angesehen, damit wir auch wissen, worum es eigentlich geht", sagt die Zehnjährige.

Veronika öffnet derweil die Tür zum Geschäft "Wollrausch" von Iris Daniels. Hinter ihrer Ladentheke lauscht sie den Worten der drei Besucherinnen "aus dem Morgenland". Ein paar Euro, etwas Süßes, und die drei Sternsinger sind zufrieden. Ebenso wie Iris Daniels: "Das ist eine ganz tolle Sache. Ich würde es wirklich vermissen, wenn sie mal nicht kommen würden", sagt die Geschäftsfrau. Ähnlich äußert sich ein Bewohner einer Seniorenwohngemeinschaft. "Ich hab Euch schon gesehen und gleich etwas Geld zusammengesucht", sagt er zu den drei Mädchen. In der Spendendose klingelt es, und Johanna, Veronika und Anna visieren die nächste Tür an. Die gehört zum Hotel "Goldener Löwe". Irmgard Baers freut sich, dass sie auch in diesem Jahr wieder Besuch von den Sternsingern bekommt. "Wir hängen den Zettel immer in unseren Flur. So wird nicht nur unser Haus geschützt, sondern auch unsere Gäste", erklärt sie. "Ich finde es toll, dass die Jugend bei Wind und Wetter unterwegs ist."

Mittlerweile ist gut eine Stunde vergangen. Noch viele weitere folgen an diesem Tag. "Manchmal laufen wir so lange durch Kevelaer, bis es dunkel ist. Aber es macht wirklich viel Spaß", sagt Veronika.

(cad)
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