Kevelaer Kevelaers Ehrenamtskarte kommt trotz Skepsis

Kevelaer · Ehrenamtlich in Kevelaer Tätige sollen ab Januar 2015 auf Antrag eine "Ehrenamtskarte" bekommen, die ihnen Vergünstigungen in Geschäften und bei Dienstleistern verschafft. Die Entscheidung zur Einführung der umstrittenen Karte fiel im Rat denkbar knapp: Die CDU-Fraktion verantwortet die Neuerung allein.

Fraktionsmitglied Egon Kammann, der im Hauptausschuss noch gegen die Ehrenamtskarte votiert hatte, unterwarf sich jetzt der Fraktionsdisziplin. Oder hat, wie er selbst es ausdrücket, "in den vergangenen Wochen dazugelernt". Jetzt findet der Bäcker, der sich nicht vorstellen mochte, am Tresen dem einen Kunden drei Prozent Nachlass zu gewähren, während der andere verwirrt zuhört, dass die Neuerung Sinn macht.

Die Vertreter sämtlicher anderer Fraktionen finden, dass es andere Möglichkeiten gibt, ehrenamtliches Engagement zu würdigen. Mehrfach wurde in der Sitzung geäußert, der alle vier Jahre stattfindende Gala-Abend für die Ehrenamtler sei für diese viel schöner als die Rabattkarte. Wenn dieser stilvolle Abend, an dem jeweils besonders verdiente Kevelaerer ausgezeichnet werden, wegfalle, wäre das sehr bedauerlich. Und beides könne und wolle sich die Stadt sicher nicht leisten.

Jürgen Hendricks (FDP) lehnt die Karte wegen des absehbaren Verwaltungsaufwands ab. Ralf Angenendt (SPD) merkte an: "Ich habe mehrere Kevelaerer, die die Ehrennadel tragen, gefragt, was sie von der Karte halten. Keiner von ihnen hat Interesse daran." Fraktionskollege Dominik Pichler, selbst ehrenamtlich aktiv, gab genau dies für die Zukunft schon mal zu Protokoll: "Ich will die Ehrenamtskarte auch nicht haben."

Auch die UWU findet das Instrument ungeeignet, um engagierte Bürger zu belohnen; die Fraktion lehnt die Einführung der NRW-Ehrenamtskarte deshalb ebenso ab wie die Grünen und die KBV. Deren Ratsmitglied Karl Renard erhielt viel Applaus für die Feststellung, die schönste Belohnung für einen Ehrenamtler sei das Lächeln dessen zu sehen, dem er helfen konnte. FDP-Mann Wilhelm Gerats kündigte schon mal an, in seinem Radio- und Fernsehgeschäft die Karte nicht zu akzeptieren. Die Stadt werde — diese Meinung wurde mehrfach betont — Schwierigkeiten haben, hinreichend viele Händler zum Mitmachen motivieren zu können. Im Kreis hat bisher nur Emmerich die NRW-Ehrenamtskarte eingeführt und der RP indirekt bestätigt, dass Aufwand und Nutzen in einem unbefriedigenden Verhältnis zueinander stehen.

Kevelaers Bürgermeister Axel Stibi, fast immer Fürsprecher der Vereine, ermunterte die Ratsmitglieder, sich auf das Neue einzulassen. "Wir begeben uns auf die Reise und machen unsere Erfahrungen. Erst dann können wir urteilen, ob die Ehrenamtskarte funktioniert."

(nik)
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