Kevelaer Kevelaers Maria singt sonst in Bayreuth

Kevelaer · Die Hauptrolle im groß angelegten Mysterienspiel "Mensch!Maria!" hat Annette Gutjahr. Sie kommt aus Bremen, singt sonst Wagner. Die Rolle der Maria hat Elmar Lehnen ihr auf den Leib geschrieben.

 Die Bremerin Annette Gutjahr fühlt sich in Kevelaer schon zu Hause. Am 10. und 11. Juni spielt sie die Maria beim Mysterienspiel auf dem Kapellenplatz.

Die Bremerin Annette Gutjahr fühlt sich in Kevelaer schon zu Hause. Am 10. und 11. Juni spielt sie die Maria beim Mysterienspiel auf dem Kapellenplatz.

Foto: Evers

Die Orgelmusik wird dramatisch, die Stimme von Annette Gutjahr schwebt darüber, Musik und Gesang vereinen sich zu einem großen Ganzen. Die Hauptfigur des Stücks "Mensch!Maria!" gibt eine kleine Kostprobe in der Kevelaerer Basilika.

In weniger als drei Monaten wird Annette Gutjahr als Maria auf dem Kapellenplatz stehen, bei der Welturaufführung des Stückes, das anlässlich des Wallfahrtsjubiläums geschrieben wurde. Üblicherweise steht Annette Gutjahr als Mitglied des Chors bei den Bayreuther Festspielen auf der Bühne. "Bayreuth kennt jeder - aber eine Weltpremiere in Kevelaer", sagt die Bremerin. Dass sie in Kevelaer gelandet ist, ist aber kein Zufall. Mit der A-Capella-Gruppe Consonaz á 4 war sie zu Besuch in Kevelaer, um ein Konzert zu geben. "Als wir Elmar Lehnen an der Orgel gehört haben, ist uns die Kinnlade runtergefallen", beschreibt sie ihr erstes Zusammentreffen. Es blieb nicht bei dem einen gemeinsamen Projekt. "Kevelaer ist auch ein bisschen zu Hause geworden", sagt die Bremerin. Für Lehnen, der die Musik für "Mensch!Maria!" schreibt, war schnell klar, wer die Rolle der Maria spielt. "Wenn ich schreibe, habe ich sie im Kopf", sagt er. Und das ist er dann auch, der große Unterschied zu Bayreuth. "Bayreuther Festspiele sind was Tolles", sagt Annette Gutjahr. "Aber mit Herrn Wagner kann ich nicht reden: ,Können Sie die Stelle bitte so oder so machen.'" Regelmäßig bekommt sie Post aus Kevelaer mit seitenweise Noten und Text. Sie zieht einen dicken Packen hervor, den sie für die anstehende Probe dabei hat. "Ich drapiere das ums Klavier", sagt sie über die Probenarbeit zu Hause und wenn es sein muss, muss auch das Bügelbrett herhalten. "Es ist etwas ganz Besonderes. Es ist wohl die größte Rolle, die für eine Altistin je geschrieben wurde", sagt Annette Gutjahr. Lehnen habe mit dem Stück "Mensch!Maria!" etwas vollkommen Neues geschaffen. Der gibt sich bescheiden. "Es ist großes, traditionelles Orchester, es gibt traditionelle Chöre", beginnt er seine Aufzählung. Annette Gutjahr hakt ein. "Es gibt Rock, Swing, Musical, eingängige Musik. Das erfordert ein großes Verstehen der Kirchenmusik auf neue Art und Weise." Etwas Neues schaffen, war das, was sowohl Lehnen als auch Texter Bastian Rütten antreibt. Lehnen beschreibt Rütten als "Literaturliebhaber, Ästhet, Feingeist". Rütten selbst kann immer noch nicht so ganz glauben, dass aus einem Gespräch beim Pizzaessen ein großes Marienspiel entstanden ist. "So ist aus einem kleinen Streichholz ein Riesenfeuer geworden", beschreibt er die Entwicklung, die das Projekt "Mensch!Maria!" genommen hat. "Jedes Zusammentreffen gerät zu einer Feier", erläutert Lehnen das gemeinsame Arbeiten unter allen Beteiligten. "Die Harmonie untereinander bringt auch Harmonie in der Musik." Und das hat sich offensichtlich bis Bayreuth herumgesprochen. "Es sind Kollegen dabei, die jetzt auch Karten für die Welturaufführung von ,Mensch!Maria!' kaufen wollen", sagt Annette Gutjahr lachend.

"Wir können uns glücklich schätzen, dass es sich so gefügt hat", sagt Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann über das Zusammenspiel der Akteure und wirft einen Blick in die Zukunft. "Wir in Kevelaer haben schon den Anspruch, dass aus der Welturaufführung etwas wird, was wir zwar nicht in regelmäßigen Abständen wiederholen, aber weiterführen wollen. Wir möchten wirklich, dass sich das in der Marienstadt etabliert."

(RP)
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