Kevelaer Kinder beschäftigen sich mit dem Tod

Kevelaer · Der Kevelaerer Hubertuskindergarten startet eine Projektwoche zum Thema "Sterben, Tod und Trauer". Auch für diejenigen, die nichts mit dem Kindergarten zu tun haben, gibt es Angebote: einen Filmabend und eine Ausstellung.

 Auf dem Kevelaerer Friedhof sahen sich die Kinder das Grab von Künstler Friedrich Stummel an. Im Rahmen eines Projekts werde sie sich eine Woche lang mit dem Thema "Sterben, Tod und Trauer" auseinandersetzen.

Auf dem Kevelaerer Friedhof sahen sich die Kinder das Grab von Künstler Friedrich Stummel an. Im Rahmen eines Projekts werde sie sich eine Woche lang mit dem Thema "Sterben, Tod und Trauer" auseinandersetzen.

Foto: gerhard seybert

Kinder trauern anders. Wenn "nur" der Hamster stirbt, dann ist es eben nicht "nur der Hamster". Außerdem ist es dann auch Thema im Kindergarten. Das brachte das Team vom Hubertuskindergarten auf die Idee, sich intensiver mit dem Thema "Sterben, Tod und Trauer" auseinanderzusetzen. Fast zwei Wochen wird das die Kinder, die Eltern, aber auch Außenstehende beschäftigen.

Die Leiterin des Kindergartens, Jennifer Kempen, ist der Meinung: "Das wird eine gute Sache. Weil es sich lohnt, dass ich mir vorab Gedanken mache, bevor mich das Thema Tod trifft. Es ist dann immer noch total schwer, aber es trifft mich nicht so unvorbereitet." Denn mal ehrlich, am Tod kommt keiner vorbei. Auch im Kindergartenalltag nicht. Erzieherin Sophia Küsters erzählt von dem toten Regenwurm, den die Kinder gefunden und dem sie ein Grab gebaut haben. Ganz wichtig ist ihr: "Es gibt kein richtig oder falsch." Jedes Kind und jeder Mensch erlebe Trauer ganz unterschiedlich. "Trauer zulassen und erlauben", nennt es Erzieherin Johanna Dicks. Eines müssen die Erwachsenen auch ablegen: die Erwartung, auf alles eine Antwort zu haben. Wenn die Kinder danach fragen, was denn eine Seele sei, darf ruhig die Gegenfrage erlaubt sein, wie sich das Kind die Seele denn vorstelle. Miteinander ins Gespräch kommen, ein bisschen ein Tabu brechen, das man über den Tod nicht spricht, das möchte das Team vom Hubertuskindergarten. Unterstützt werden sie dabei von der Kirchengemeinde St. Marien. Start der Projektwoche ist dann auch am Sonntag, 31. Mai, mit einem Familiengottesdienst um 10.30 Uhr in der Kerzenkapelle. "Sonne und Wolken" lautet die Überschrift des Gottesdienstes. Am Freitag, 12. Juni, enden die Projekttage mit einem Gottesdienst um 11 Uhr in der Clemenskirche am Klostergarten. Gleichzeitig wird die Ausstellung um den Friedhof eröffnet, bei dem Kinder ihre Gedanken zum Thema Tod zum Ausdruck gebracht haben. Um das Thema im wahrsten Sinne des Wortes greifbar zu machen, gibt es verschiedene Angebote, wie das Gestalten eines Kreuzes in der Glaswerkstatt Jacobs, das Bemalen von Trauersteinen oder auch der Besuch eines Bestatters, der den Kindern von seiner Arbeit erzählt. Bisher hatte dafür nur ein Elternteil sein Interesse bekundet. "Dabei werden die Kinder sicher jede Menge Fragen stellen", ist Erzieherin Sophia Küsters überzeugt. "Aber die Hemmschwelle ist bei den Erwachsenen eben größer."

"Das Schlimmste ist aber, wenn Kinder spüren, da ist etwas, aber keiner spricht mit mir darüber", sagt Jennifer Kempen ernst. Traurig sein habe genauso einen Platz im Leben, wie sich freuen, das soll beim Projekt deutlich werden.

In der Projektwoche wird es auch einen Filmabend geben, zu dem alle Erwachsenen eingeladen sind. Am Montag, 6. Juni, wird um 20 Uhr im Mutter-Theresa-Saal des Kevelaerer Priesterhauses "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nach dem Buch von John Green gezeigt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort