Kevelaer Konrektor managt größte Grundschule

Kevelaer · Zwei große Herausforderungen muss der 37-jährige Chef der Antonius-Grundschule stemmen: Er hat die Dependance Klinkenberg "zurückgeholt" und mit der Inklusion begonnen. Elf Kinder des Förderzentrums wurden übernommen.

 Das Gelände der Antonius-Grundschule umfasst jetzt auch die Räumlichkeiten der ehemaligen Förderschule an der Bieg. Auf dem neuen Spielgerät jubelt der kommisarische Schulleiter mit Kindern und dem Hausmeister.

Das Gelände der Antonius-Grundschule umfasst jetzt auch die Räumlichkeiten der ehemaligen Förderschule an der Bieg. Auf dem neuen Spielgerät jubelt der kommisarische Schulleiter mit Kindern und dem Hausmeister.

Foto: Thomas Binn

Das Förderzentrum an der Bieg ist Vergangenheit, der entsprechende Schriftzug am Gebäude verschwunden. An Kevelaers Biegstraße gibt es jetzt nur noch eine Schule, die dafür um so größer ist: 437 Jungen und Mädchen besuchen die Grundschule St. Antonius. Nach der Pensionierung von Rektor Horst Hansen im vergangenen Jahr wurde erst einmal ein kommissarischer Schulleiter installiert. Andreas Berndt, 37 Jahre jung, hat sich zugetraut, die Aufgabe zu übernehmen. Er hat sich reingehängt, das Team mitgenommen und viel Herzblut in die Sache investiert, gibt er zu.

Jahrelang wurde Kevelaers größte Grundschule an zwei Standorten geführt. Langfristig wollte die Bezirksregierung die Dependance Klinkenberg jedoch nicht akzeptieren und hat deshalb verlangt, dass die beiden Standorte zusammengeführt wurden. Weil die Förderschule zu wenig Schüler hatte und Kindergartenplätze fehl(t)en, konnte die Stadt mehrere Fliegen mit einer Klappe erledigen: Ins Gebäude Klinkenberg zieht demnächst der Lebenshilfe-Kindergarten ein, an der Bieg finden die Grundschüler Platz, die bisher in Kevelaers Süden lernten. Gestern fand das erste Schulfest der "neuen" Schule statt: Im großen Rund standen die Erst- bis Viertklässler, unter ihnen ganz selbstverständlich die behinderten Kinder, und sangen die "Tante aus Marokko". Das Lied und einige andere hatten sie (auch als integrative Lerngruppen) schließlich auch schon beim Chor-Projekt "Klasse! Wir singen" in der Arena Oberhausen angestimmt.

"Ich habe den Eindruck, die Inklusion ist hier ganz gut angelaufen", sagt Berndt. In Gesprächen mit den Schulräten war es ihm gelungen, mehr Sonderschulpädagogen als vermutet für die St.-Antonius-Schule zu gewinnen. Zu den vieren, die es für die Schule des Gemeinsamen Unterrichts bereits gab, kamen noch zwei hinzu. Der Förderbedarf der Erstklässler wird erst im Laufe des ersten Schuljahrs ermittelt, aus dem aufgegebenen Förderzentrum hat Bernds elf Kinder übernommen und in die Klassen zwei bis vier integriert. Lernbehinderte, sprachbehinderte und emotional-sozial auffällige Kinder sind darunter sowie ein körperlich-motorisch beeinträchtigtes Kind. "Abgegeben" hat er ebenfalls schon Förderkinder: fast alle in die fünfte Klasse der neu gegründeten Gesamtschule Kevelaer-Weeze.

Die großzügige Raumversorgung durch den bisherigen Förderschul-Trakt macht es möglich, dass jetzt der Offene Ganztag in Trägerschaft der Awo genügend Platz für seine Angebote hat, zudem ist Platz für drei Klassenräume. Für jede Jahrgangsstufe gibt es einen Gruppenraum, in den sich die Förderlehrer mal mit ein paar Schülern zurückziehen können. "Das passiert aber eher selten, denn so ist Inklusion nicht gedacht", sagt Berndt. Für Gymnastik oder Entspannung steht der Motopädieraum zur Verfügung, den das Förderzentrum der Grundschule hinterlassen hat.

160 Kinder im offenen Ganztag bleiben meist bis zum Nachmittag in der Schule, essen in der Mensa und fühlen sich wohl. Genauso wie Andreas Berndt, der hofft, sich bald als Schulleiter bewerben zu dürfen. Denn seine Probezeit ist um. Der Vater von drei Kindern, der täglich aus Ginderich nach Kevelaer fährt, weiß inzwischen, dass er den Job kann.

(RP)
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