Kevelaer "Koppers' Krütt" bleibt Gocher Dicksaft

Kevelaer · Die Produktion nach dem Familienrezept ist inzwischen nach Wegberg verlegt, aber abgefüllt wird das Zuckerrüben- und Apfelkraut noch immer an der Weezer Straße. Inhaberin will jetzt junge Kunden gewinnen.

Kevelaer: "Koppers' Krütt" bleibt Gocher Dicksaft
Foto: Evers Gottfried

Für die Gocher heißt die zähflüssige dunkle Köstlichkeit, die schon auf Omas Frühstückstisch und Kaffeetafel nie fehlte, "Koppers' Krütt". Heutzutage sagen die Jüngeren wohl eher "Kraut", aber was damit gemeint ist, ist noch dasselbe wie vor 50 Jahren: Rübenkraut oder Apfelkraut, hergestellt aus niederrheinischen (Feld-)Früchten. In dritter Generation führt heute Barbara Koppers-Janssen das Geschäft, unterstützt wird sie bei Bedarf von ihren Kindern. Ansonsten sind keine Mitarbeiter mehr nötig, denn vor einigen Jahren hat die Inhaberin des Familienunternehmens die Produktion einem Kollegen übertragen. Der Schornstein des Betriebs qualmt nicht mehr. Nur die Abfüllung geschieht noch an der Weezer Straße in Goch.

Bei Barbara Koppers in der Küche steht immer ein Zweiliter-Topf "Krütt" auf dem Tisch. Der alte Blecheimer ist es, den es im Handel längst nicht mehr gibt. Auf der Arbeitsplatte warten natürlich auch kleinere Gläser mit Apfel- und Birnenkraut darauf, von der Köchin benutzt zu werden. Da müssen sie nicht lange warten, denn die Familienmitglieder sind selbst die größten Fans des typischen Gocher Produkts. Das gerade frisch angeschnittene selbst gebackene Schwarzbrot neben dem Kraut-Eimer ist immer für eine schnelle Stärkung zwischendurch gut.

Dass inzwischen Bernd Spelter aus Wegberg nach Koppers' Rezepten Zuckerrüben-, Apfel- und Birnenkraut herstellt, liegt daran, dass die Technik, die Vater Wilhelm Koppers nutzte, sich überlebt hat. "Die alte Kupferanlage ist nicht mehr zeitgemäß, und eine neue anzuschaffen wäre wirtschaftlich unsinnig - das Geld dafür könnte ich ja nie mehr verdienen", sagt die Chefin lachend. Deshalb sei sie sehr froh, einen Partner gefunden zu haben, der in seinem modernen Betrieb neben dem eigenen Kraut auch das der Familie Koppers kocht.

Lediglich drei Hersteller von Rheinischem Kraut sind mit dem "g.g.A."-Siegel für die geschützte geografische Herkunft ausgezeichnet - Koppers' Krütt ist dabei. Die Zuckerüben, Äpfel und Birnen sind am Niederrhein gewachsen. "Sie werden gekocht, gepresst und durch Wasserentzug so lange eingedickt, bis die gewünschte Konzentration erreicht ist", erklärt Barbara Koppers. Ihr Apfelkraut ist übrigens auch ohne Zucker erhältlich - der Fruchtzucker macht den Aufstrich schon süß genug. "Ich habe unter meinen Kunden ein älteres niederländisches Ehepaar, das jedes Jahr kommt und fünf Liter Apfelkraut mitnimmt", erzählt sie. Dank reichlich Magnesium und Kalzium sei es ein echter Fitmacher, habe ihnen ihr Arzt gesagt.

Und vielfältig ist die Süßigkeit sowieso: auf Brot, in Suppen und Soßen, auf Pfann- und Reibekuchen, zum Backen. Selbst Leber- oder Blutwurst sollen sich mit dem süßen Aufstrich vertragen. "Von jüngeren Leuten weiß ich, dass sie ihr Müsli damit verfeinern", berichtet die Gocherin, die sich darüber sehr freut. "Mir wird ein geradezu missionarischer Eifer nachgesagt, wenn es darum geht, Kraut wieder bekannter zu machen", sagt sie. Gastro-Messen und Gelegenheiten zum Schaukochen nutzt sie deshalb gerne. Barbara Koppers rührt mit Kraut die Soße für Sauerbraten an, gibt ihrer asiatischen Kürbissuppe die besondere Note, kreiert originelle Nachspeisen wie etwa Joghurt mit Apfel- und Walnussstücken. "Das darüber geträufelte Kraut läuft dann ganz langsam den Joghurt runter - das sieht wunderbar aus."

Wer all das auch mal (wieder) ausprobieren möchte, bekommt Koppers' Kraut an der Weezer Straße 117, aber ebenso in vielen Lebensmittelgeschäften und Hofläden. Weil "Chefs culinar", der Großhändler (früher Jomo - mit Sitz in Weeze), ebenfalls Stammkunde ist, darf davon ausgegangen werden, dass auch viele Krankenhäuser, Seniorenheime, Schulen oder Kindergärten der Region ihre Speisen mit "Koppers' Krütt" verfeinern.

(RP)
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