Kevelaer "Kreuz gehört nicht nur an heilige Orte"

Kevelaer · Interview Pfarrer Stefan Zekorn zur Debatte um das Kreuz in Gerichtssälen

 Während seiner Gründonnerstagspredigt ist Stefan Zekorn, Pfarrer von St. Marien Kevelaer, auf die Missbrauchsvorwürfe gegen kirchliche Mitarbeiter eingegangen.

Während seiner Gründonnerstagspredigt ist Stefan Zekorn, Pfarrer von St. Marien Kevelaer, auf die Missbrauchsvorwürfe gegen kirchliche Mitarbeiter eingegangen.

Foto: Gerhard Seybert

Kevelaer Die Präsidentin des Düsseldorfer Land- und Amtsgerichtes hat die Kreuze aus den Verhandlungsräumen entfernen lassen. Diese Entscheidung wird nun intensiv diskutiert. Die Rheinische Post fragte Kevelaers Wallfahrtsrektor Stefan Zekorn nach seiner Meinung zu der umstrittenen Verfügung.

Was sind Ihre Gedanken als Priester zu dieser Entscheidung?

Stefan Zekorn Ich denke, es ist die Entscheidung der Gesellschaft, ob sie auf einem christlichen Fundament stehen möchte und, falls nicht, auf welchem sie dann stehen möchte. Es geht darum, wem sich die Menschen letztlich verantwortlich fühlen. Der größte Teil der Bevölkerung in NRW ist nach wie vor christlich. Dies sollte auch in öffentlichen Räumen zum Ausdruck kommen.

Stehen Christentum und moderne Rechtssprechung also Ihrer Meinung nach in Beziehung?

Zekorn Es gibt natürlich keine Beziehung in dem Sinne, dass die Kirche direkten Einfluss hätte. Aber die europäischen Rechtssysteme haben sich unter dem Einfluss der christlichen Ethik entwickelt. Das war ein langer Prozess. Möchte eigentlich irgendjemand mit irgendeinem anderen Rechtssystem tauschen?

Vor Gericht geht es nicht immer zimperlich zu, manchmal sogar um menschliche Abgründe. Ist ein heiliges Symbol an diesem Ort nicht problematisch?

Zekorn Ich glaube, gerade in einer solchen Umgebung hat das Kreuz Sinn. Ich würde es für falsch halten, wenn es nur an stillen und heiligen Orten zu sehen ist. Das Kreuz ist eine wichtige Erinnerung, wenn es um menschliche Grenzsituationen geht. Gerade dann macht das Kreuz deutlich, dass es auch da, wo Menschen nicht mehr weiter wissen, mit Gott einen Weg gibt.

(RP)
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