Kevelaer Kritik an Voba-Schließungen geht weiter

Kevelaer · Es klingt wie blanker Hohn: "Denn wer baut, der bleibt!", tönte die Volksbank anlässlich des Umbaus der Kervenheimer Filiale. 20 Monate später gibt das Unternehmen deren Schließung bekannt. Ortsvorsteher wollen auf die Bank zugehen.

 Vor dem Aus: die Volksbank-Filiale in Kervenheim.

Vor dem Aus: die Volksbank-Filiale in Kervenheim.

Foto: gerhard seybert

Fast jeden Tag erreichen Anrufe die RP-Redaktion, die nur ein Thema haben: die Schließung der Volksbank-Filialen in Wetten, Kervenheim, Hartefeld, Pont und Wankum (die RP berichtete). Doch bei keiner Geschäftsstelle steht die Ankündigung, die Filiale "dicht" zu machen, in so krassem Gegensatz zur vorausgegangenen Pressemitteilung, die das Kreditinstitut anlässlich des Umbaus der Geschäftsstelle im September 2013 herausgab. Was dort vor 20 Monaten geschrieben wurde, klingt heute wie der blanke Hohn.

"Unsere Kunden und Mitarbeiter werden sich in der neuen, hellen und freundlichen Geschäftsstelle wohlfühlen", wird dort Geschäftsstellenleiter Dirk Verheyen zitiert. Weiter sagt er: "Die lokale Verbundenheit der Volksbank kommt auch in diesem Umbau zum Ausdruck." Einmal mehr setze die Volksbank an der Niers mit dieser Baumaßnahme "ein deutliches Zeichen, wie wichtig ihr der persönliche Kontakt zu den Menschen ist", heißt es wörtlich. Zum Ende der Mitteilung fasst Verheyen die Umbaumaßnahme mit folgendem Satz zusammen: "Denn wer baut, der bleibt!" Der Fairness halber sei allerdingsdarauf hingewiesen, dass nicht Geschäftsstellenleiter Dirk Verheyen hier der Schwarze Peter zugeschoben werden darf. Denn solche Mitteilungen werden von der Pressestelle der Volksbank verfasst und vom Vorstand abgesegnet. Trotzdem: Ein schaler Beigeschmack bleibt - allen wirtschaftlichen Überlegungen der Voba zum Trotz. Das dürfte auch Bürgermeister Dr. Axel Stibi so sehen, der die Schließungen in Kervenheim und Wetten bereits so kommentiert hat: "Das ist ein trauriges Beispiel dafür, wie schwer es die Orte beim Erhalt der dörflichen Infrastruktur haben." Eine Aussage, die Beate Clasen (Wetten) und Martin Brandts (Kervenheim) wohl bestätigen würden, wie aus einer Erklärung der beiden Ortsvorsteher hervorgeht: "Dass gerade nach einem so erfolgreichen Wirtschaftsjahr mit hohem Gewinn das Aus verkündet wurde, hat vielfach Unverständnis, Wut und Enttäuschung hervorgerufen. Diese Entscheidung setzt eine gerade für Kervenheim schmerzhafte Entwicklung des Verlustes immer weiterer Nahversorgungseinrichtungen fort."

Weiter heißt es: "Als Vertreter der Ortschaften ist es uns ein Anliegen, den Vorstand der Voba mit der teils höchst erregten Stimmungslage vor Ort persönlich zu konfrontieren. Im Bewusstsein, dass es sich um eine vor allem betriebswirtschaftliche Entscheidung der Bank (. . .) handelt, steht für uns zugleich aber im Vordergrund, mit dem Vorstand in einen offenen Dialog zu treten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie zumindest die Folgen des drohenden Verlustes der beiden Filialen über die bisherigen Zusagen hinaus spürbar abgefedert werden können. Wir sind unserem Bürgermeister sehr dankbar, dass er uns hierbei tatkräftig unterstützt. In zahllosen Gesprächen haben wir bereits eine ganze Reihe Ideen sammeln können, bei deren Entwicklung und Umsetzung im Laufe des kommenden Jahres wir auf die Unterstützung der Volksbank zählen."

(RP)
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