Kevelaer Ladenöffnungszeiten sorgen für Ärger

Kevelaer · Viele Kevelaerer Geschäftsleute sind unzufrieden mit den neuen Regelungen an Sonntagen. Bei der Podiumsdiskussion von Kolping protestierten sie gegen die Änderung. Bürgermeister zeigt Verständnis.

 Textilgeschäfte beispielsweise erhielten von der Stadt einen Brief mit dem Hinweis, dass sie sonntags nicht mehr öffnen dürfen. Dieses Schreiben hängt sogar im Schaufenster in der Einkaufsstraße.

Textilgeschäfte beispielsweise erhielten von der Stadt einen Brief mit dem Hinweis, dass sie sonntags nicht mehr öffnen dürfen. Dieses Schreiben hängt sogar im Schaufenster in der Einkaufsstraße.

Foto: Latzel

In der Stadt gibt es offenbar einen großen Unmut über die Neuregelung der Sonntagsöffnung in der City. Bislang hatten viele Geschäfte fast jeden Sonntag geöffnet, egal, welches Sortiment das Geschäft führt. Wie berichtet, hatten Rat und Verwaltung nach Protesten einer Initiative allerdings eine Änderung der Satzung über die Ladenöffnungszeiten beschlossen. Darin sind jetzt genau die Sonntage festgelegt, an denen bestimmte Geschäfte außerhalb der vier offiziellen verkaufsoffenen Sonntage öffnen dürfen. Sonntags dürfen auch nur noch bestimmte Länden öffnen. Verkauft werden dürfen nur Waren, die für Kevelaer kennzeichnend sind, sowie Artikel zum sofortigen Verzehr, frische Früchte, Tabakwaren, Blumen und Zeitungen.

Textilgeschäfte beispielsweise erhielten von der Stadt einen Brief mit dem Hinweis, dass sie sonntags nicht mehr öffnen dürfen. Dieses Schreiben hängt sogar im Schaufenster in der Einkaufsstraße unter dem gut sichtbaren Hinweis: "Sonntags geschlossen."

In dem Brief wird bei einem Verstoß mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro gedroht.

Dass die Händler mit der Regelung gar nicht einverstanden sind, wurde bei der Podiumsdiskussion von Kolping deutlich. Geschäftsleute protestierten laut gegen die Änderung. Bürgermeister Dr. Axel Stibi hat zu dem Thema eine ganz klare Meinung: "Ich finde diese Entwicklung höchst bedauerlich. Diese harte Linie tut der Stadt nicht gut, das ist meine ganz persönliche Meinung." Problem sei aber nun einmal, dass die seit vielen Jahren geübte Praxis in Kevelaer gegen das Ladenöffnungsgesetz verstoße. Wenn jemand der Verwaltung von außen antrage, dass hier etwas geändert werden müsse, "dann habe ich keinen Spaß daran, aber ich muss es umsetzen". Auch Kevelaer müsse sich an Recht und Gesetz halten, so Stibi, der sich bei dem Thema vor allem über die Initiative ärgert, die die ganze Sache ins Rollen gebracht hatte. Sie hatte diverse Behörden angeschrieben und auf die Situation hingewiesen. Der Bürgermeister geriet bei dem Thema richtig in Rage und griff zu ungewohnt drastischen Worten. Er kritisierte vor allem, dass die Initiative nicht "den Arsch in der Hose" habe, um mit ihrem Namen zu der Sache zu stehen, und Einwendungen anonym einreiche. "Ich bin froh, dass das Thema hier angesprochen wird, damit wir unsere Sicht der Dinge erläutern können", sagte der Bürgermeister. "Wir sind sehr unglücklich über diese Entwicklung und stehen hier erheblich unter Druck."

Warum es denn in einer Stadt wie Brüggen möglich wäre, dass dort die Geschäfte problemlos am Sonntag öffnen könnten, fragte eine Geschäftsfrau. "Brüggen hat einfach das Glück, dass hier noch niemand dagegen protestiert hat, sonst müssten die auch nachbessern", sagte SPD-Bürgermeisterkandidat Dr. Dominik Pichler. Bei der Rechtslage passe nun einmal kein Blatt Papier dazwischen, wenn die Kommune hier anders vorgehe, seien Verwaltungsgerichtsprozesse zu befürchten. "Wir bewegen uns da auf schwierigem Terrain", so Pichler.

Die Verwaltung will bei dem Thema am Ball bleiben. So soll es dazu demnächst auch ein Gespräch in Düsseldorf geben.

(RP)
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