Kevelaer Lebenshilfe erklärt Kevelaerern Inklusion

Kevelaer · Der Selbsthilfeverein informierte gestern über die Rechte von Menschen mit Behinderung.

Martin Felsing gießt noch einmal nach. Der heiße Kaffee und Kugelschreiber waren die Produkte, die reißenden Absatz fanden. Dabei war das nur die halbe Miete, denn eigentlich stand das mobile Inklusions-Café der Lebenshilfe auf dem Roermonder Platz in Kevelaer aus einem ganz anderen Grund.

Martin Felsing, der seinen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) bei der Lebenshilfe Gelderland macht, wollte gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern über die Situation der Menschen mit Behinderung informieren. Erstaunt war der 20-Jährige, dass "größtenteils die Leute was das Thema Inklusion betrifft, sehr ahnungslos sind". Grund genug für Monika Hoolmann vom ambulanten Pflegedienst der Lebenhilfe Gelderland und Joachim Zapsky, Leiter Betreutes Wohnen bei der Lebenshilfe, aktiv zu werden und mit den jungen Leuten vom Bundesfreiwilligendienst Aufklärungsarbeit zu leisten. Unterstützt wurde das Ganze von "Aktion Mensch". "Am 5. Mai war der Europäische Protesttag für Menschen mit Behinderung", erklärt Hoolmann.

Denn längst hätten diese Menschen immer noch nicht die gleichen Lebensbedingungen wie Menschen ohne Behinderung. Um für die Probleme zu sensibilisieren hatten die Akteure einen Rollstuhl mitgebracht, in den sich mutige Passanten einmal in die Rolle eines Menschen mit Behinderung versetzen konnten. Viele waren es nicht, die sich trauten. Wer mochte, konnte auch eine Brille aufsetzen, die einem direkt eine Sehschwäche von 90 Prozent vor die Augen zauberte. Es ging aber um mehr. Es ging auch immer noch darum, Ängste im Umgang mit Menschen mit Behinderung abzubauen. "Diese gewisse Hemmschwelle ist verständlich", gibt Bufdi Martin Felsing zu. "Es ist menschlich, skeptisch zu sein, wenn Menschen auf andere Menschen treffen, die anders sind." Ging ihm auch so. Aber heute steht für den 20-Jährigen fest: "Die Skepsis und Unsicherheit legte sich, als ich mit den Menschen zusammengearbeitet habe. Ich habe sie immer als absolut liebenswert erlebt und sie strahlen eine permanente Lebensfreude aus."

Wer gestern am Stand der Lebenshilfe gut zuhörte und nicht nur schnell einen kostenlosen Kaffee oder Kugelschreiber greifen wollte, der konnte noch viel lernen zum Thema Mitmenschlichkeit. Jennifer Wisniewski, die ihr freiwilliges soziales Jahr bei der Lebenshilfe macht, drückte es so aus: "Chancen geben, statt auslachen, denn so verschieden sind wir gar nicht."

(bimo)
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