Kevelaer Lockerer Gauck lobt Achterhoek

Kevelaer · Der Bundespräsident empfing gestern Vertreter der Siegerdörfer von "Unser Dorf hat Zukunft". Willi Gietmann und Johannes Baaken waren beeindruckt vom ersten Mann im Staat. Der Termin in Schloss Bellevue war ein großes Erlebnis.

Kevelaer: Lockerer Gauck lobt Achterhoek
Foto: Jan Drebes

Willi Gietmann und Johannes Baaken sind etwas nervös. Auf diesen Moment freuen sie sich seit Wochen, gleich werden sie dem Bundespräsidenten persönlich begegnen, ihm die Hand schütteln, ein Foto mit ihm bekommen - so hoffen sie zumindest.

 Zeit für eine persönliche Begegnung: Willi Gietmann (r.) und Johannes Baaken (l.) mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Zeit für eine persönliche Begegnung: Willi Gietmann (r.) und Johannes Baaken (l.) mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Foto: Drebes

Die beiden Achterhoeker stehen auf dem dicken Teppich im Empfangssaal des Schlosses Bellevue, dem Amtssitz von Staatsoberhaupt Joachim Gauck in Berlin. Sie tragen ihre besten Anzüge, dazu blau-gestreifte Krawatten. "So eine Begegnung werden wir wohl nur einmal im Leben haben, das ist wirklich etwas ganz Besonderes", sagt Gietmann. Bekanntlich hat Achterhoek die Silbermedaille bei "Unser Dorf hat Zukunft" gewonnen. Den Preis nahm eine große Delegation am Freitag auf der Grünen Woche entgegen. Zum Empfang beim Bundespräsidenten durfte dann jeder Ort zwei Vertreter stellvertretend entsenden.

Kevelaer: Lockerer Gauck lobt Achterhoek
Foto: Jan Drebes

Als der Bundespräsident mit energischem Schritt den Saal betritt, freundlich lächelnd, haben fast alle Gäste ihre Smartphones oder Kameras gezückt. In einer kurzen Rede lobt Gauck das Engagement der Menschen, die in ihren Dörfern etwas bewegten, sich für ein Projekt einsetzten und an dem Wettbewerb - der einst "Unser Dorf soll schöner werden" hieß - teilnahmen.

Gauck betont, dass eigentlich das Engagement selbst die Belohnung sei, es erfülle die Menschen, gebe ihnen Selbstvertrauen. "Wir werden keine Zukunft haben ohne dieses Selbstbewusstsein", sagte Gauck. Es gebe im ländlichen Raum zahlreiche Herausforderungen und es sei eben nicht alles Idylle. Gauck mahnt an, dass Dörfer nicht bloß die Heimat von Romantikern sein könnten. Das Phänomen der Verstädterung in Deutschland sei weit verbreitet, dennoch gebe es viele Chancen.

"Wenn ich an die Zukunft der Arbeit denke, wie viele Menschen von Zuhause arbeiten mit ihrem Computer, kann ich mir sogar vorstellen, dass gar nicht so viele Menschen in künftigen Zeiten wegziehen müssen, wie wir das etwa vor 20 oder 30 Jahren hatten." Mancher Arbeitsplatz könne auch in Dörfern neu entstehen, der gar nicht mit der Landwirtschaft oder den Handwerksbetrieben verbunden sei, sagte Gauck. Der ländliche Raum müsse sich selbst neu entwickeln und da reiche es nicht, zu warten, was der Landkreis für einen tue, so der Bundespräsident - gerade, wenn es etwa um die Versorgung mit schnellem Internet gehe.

Gietmann und Baaken fühlen sich von Gaucks Worten bestätigt, freuen sich über die Anerkennung. Und tatsächlich bekommen sie nicht nur ein Gruppenfoto mit dem Staatsoberhaupt, sondern auch noch Autogramme auf ihren Achterhoek-Broschüren.

"Ich fand die lockere Art des Bundespräsidenten trotz des festlichen Rahmens wirklich beeindruckend", sagt Baaken. "Er kam genau so rüber, wie im Fernsehen, ganz nahbar", findet auch Gietmann. "Wie einer von uns." Ob sie jetzt wieder am Wettbewerb teilnehmen wollen? Erstmal nicht, lieber eine kurze Pause einlegen, sagt Baaken. Noch am Abend geht es im Zug wieder in die Heimat zurück. Im Gepäck: Viele Erinnerungen und die Autogramme für Achterhoek.

(jd)
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