Kevelaerer Marien-Hospital Patient fühlt sich von Klinik abgewimmelt

Kevelaer · Ein 78-Jähriger aus Geldern wähnte sich in akuter Gefahr. Vom Kevelaerer Marien-Hospital bekam er den Rat, sich an seinen Hausarzt zu wenden. Er ist empört darüber. Die Klinik versucht eine Einordnung des Falls.

 Der Eingangsbereich des St.-Marien-Hospitals an der Basilikastraße in Kevelaer.

Der Eingangsbereich des St.-Marien-Hospitals an der Basilikastraße in Kevelaer.

Foto: Markus van Offern

Der Senior aus Geldern* ist wütend auf das, was er im Kontakt mit dem St.-Marien-Hospital erlebt hat. "Es ist eine Unverschämtheit, was in den Krankenhäusern passiert", findet er. Er habe seinem Hausarzt von seiner Erfahrung erzählt, und der habe "die Hände überm Kopf zusammengeschlagen".

Der 78-Jährige ist Träger einer Krankheit, die sein Blut, simpel ausgedrückt, "dickflüssig" macht. Dadurch steigt die Gefahr von Infarkten oder Schlaganfällen. "Ich lebe da gut mit", sagt er. Nur müsse er eben genau auf sich aufpassen, sich regelmäßig durchchecken lassen und auf Alarmzeichen achten.

Als sich am Donnerstag nun ein seltsames Augenflimmern bei ihm einstellte, später noch ein starker Druck in Kopf und Nacken, bekam er es mit der Angst zu tun, es könne sich ein Schlaganfall anbahnen. Das war natürlich keine medizinische Expertise. "Wir sind doch Laien", sagt er. Aber er war in großer Sorge.

Gegen 18.30 Uhr rief er im Marien-Hospital an. "Weil das ja nun die Spezialklinik hier ist. Die haben eine Stroke Unit", sagt er - eine für Schlaganfall-Patienten spezialisierte Abteilung. "Ich hab denen das genau geschildert. Wie es mir geht, was mit mir los ist, wie meine Vorerkrankung ist", erzählt der Senior.

Daraufhin habe er vom diensthabenden Arzt zu hören bekommen, dass man ihn nicht aufnehmen könne. Er solle zum Hausarzt gehen und eine Einweisung mitbringen. Ersatzweise - denn natürlich war der Hausarzt um diese Zeit nicht greifbar: sich an den zentralen Notdienst wenden. Auf den Einwand, dass man da mitunter Stunden warte, habe der Arzt ihm geraten, "dass ich ja auch nach Geldern ins Krankenhaus gehen könnte, und von dort eine Überweisung nach Kevelaer mitbringen könnte", berichtet der Senior weiter.

Das Ende vom Lied: Der Hausarzt war nicht erreichbar, der 78-Jährige fuhr in die Notaufnahme des Gelderner Krankenhauses. Und dort habe man ihn auf der Stelle intensiv untersucht. Seine Sorgen sind nun zu seiner Erleichterung entkräftet. Aber er kann es nicht fassen, dass ihm ein Arzt dazu riet, in seiner Situation irgendwelche langwierigen Formalitäten zu erledigen, statt sofort Hilfe zu bieten.

Christian Weßels, Sprecher des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums, zu dem das Kevelaerer Hospital gehört, will den Fall anders eingeordnet wissen. "Für medizinische Notfälle ist das Marienhospital rund um die Uhr geöffnet. Wir weisen grundsätzlich keine Patienten ab - das dürfen wir auch gar nicht", betont er. Man könne immer den Notarzt rufen oder in die Notaufnahme kommen.

In diesem Fall hatte der Gelderner aber angerufen. "Wenn sich besorgte Patienten telefonisch bei uns melden, ist eine verlässliche Diagnostik telefonisch natürlich nicht möglich", so Weßels. Man versuche dann, den Patienten "in ihrer Lage bestmöglich zu helfen", und unter Umständen sei der Hinweis auf den hausärztlichen Notdienst oder das nächstgelegene Krankenhaus sinnvoll. "Grundlage für den Umgang ist immer der Einzelfall - die Situation des Patienten und seine geschilderte Symptomatik", führt Weßels aus. "Sollte es im geschilderten Fall zu einem telefonischen Missverständnis gekommen sein, dann bedauern wir das sehr. Wir nehmen das auf jeden Fall zum Anlass, unsere Mitarbeiter in dem Bereich noch einmal zu sensibilisieren."

Der betroffene Gelderner betont, dass es ihm bei seinem Ärger nun nicht um seine eigene Person gehe. Menschen in einer ähnlichen Lage könnten ernsthaft Schaden nehmen. Und nicht alle hätten die Kraft, sich dagegen aufzulehnen.

* Name und Anschrift der Redaktion bekannt.

(RP)
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