Kevelaer Mautfreie Landstraßen nutzen nur wenig

Kevelaer · "Nur noch" Autobahnen und Bundesstraßen sollen mit der umstrittenen Abgabe belastet werden. Doch Kevelaer und Weeze liegen an der B 9. Tagestouristen, Fluggäste und Pilger reisen selten über Kreisstraßen an - Unverständnis bleibt.

Niederländer, die über Twisteden, Wemb oder Walbeck nach Kevelaer oder Weeze fahren, könnten das auch künftig noch ohne "Eintrittsgeld" nach Deutschland schaffen. Zumindest, wenn sie sich ein wenig auskennen und Autobahn sowie Bundesstraßen meiden. Denn das scheint das Ergebnis des monatelangen Hickhacks zu werden: Die umstrittene Maut ist jetzt nur noch für überörtliche Straßen vorgesehen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat seine Pläne nach jüngsten Berichten angepasst. Die Abgabe soll auf Autobahnen und Bundesstraßen erhoben werden, Kreis- und Landstraßen blieben abgabenfrei. Allerdings nutzt das Kevelaer oder Weeze nur wenig, denn sie liegen an einer Bundesstraße.

Der Widerstand aus den grenznahen Gebieten bleibt groß. Gerade am Niederrhein kommt die Idee, von Niederländern die Zahlung einer Maut zu verlangen, nicht gut an. Sowohl Händler, als auch Wirtschaftsförderer, Touristiker oder Gastronomen hatten früh Alarm geschlagen: Sie fürchten erhebliche Umsatzrückgänge. Auch Weezes Flughafenchef Ludger van Bebber warnte, ein Großteil der niederländischen Fluggäste wären kaum bereit, mindestens zehn Euro zusätzlich zu zahlen, um ab Weeze zu fliegen, und würden sich eher Eindhoven oder Schiphol zuwenden.

Trotz der Abschwächung des Vorhabens äußerten sich gestern die Fremdenverkehrsexperten von Kevelaer und Weeze kaum beruhigt. Khalid Rashid gab zu bedenken: "Die B 9 führt unmittelbar an Weeze vorbei, ist Hauptverkehrsweg und wird auch von vielen Niederländern genutzt. Eine Mautpflicht dort lüde dazu ein, durch die Prärie anzureisen - das kann nicht gewollt sein." Schließlich würden dadurch die Menschen im grünen Umland erheblich belastet. In Kevelaer hat Rainer Killich als Geschäftsführer des Verkehrsvereins sowohl die Ausflügler und Einkaufenden, als auch (als Sekretär der Wallfahrt) die Pilger im Blick. Sie kommen besonders häufig aus den Beneluxländern - und natürlich mit dem Bus oder dem Pkw vorwiegend über die Autobahnen. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Pilgerzüge Gläubige in die Marienstadt transportierten. Zumal der Zug die Grenze etwa bei Nimwegen nicht mehr passiert. Killich sagt: "Ich halte die Pläne nach wie vor für katatstrophal. Kevelaer ist seit Jahrhunderten international aufgestellt, unsere Gäste aus den Niederlanden müssten ohne Autobahnen und Bundesstraßen riesige Umwege fahren. Und auch die Busgesellschaften, die Pilger fahren, würden die Belastung sicherlich auf die Fahrtkosten umlegen."

Cafébetreiber Udo Holtmann ist Kreisvorstandsmitglied der Wirtevereinigung Dehoga. Auch er lässt sich nicht von den Nachrichten aus Berlin beruhigen. "Wir akzeptieren keine Kompromisse. Die Maut auf Autobahnen ist okay, Bundesstraßen müssen ebenso wie Landes- und Kreisstraßen frei bleiben. Alles andere würde nur für Chaos sorgen."

(RP)
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