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Kevelaer Mehr christliche Bildung für die Kita

Kevelaer · Das Bistum Münster startet ein Projekt "Lebensorte des Glaubens". Dabei sollen Erzieherinnen darin unterstützt werden, das Profil von katholischen Kindergärten zu schärfen. Gemeinde St. Marien und Hubertus-Kindergarten dabei.

Kaplan Hendrik Wenning, Kita-Leiterin Jennifer Kempen und Pfarrer Ulrich Terlinden lesen gemeinsam mit einigen Erzieherinnen in der Bibel.

Kaplan Hendrik Wenning, Kita-Leiterin Jennifer Kempen und Pfarrer Ulrich Terlinden lesen gemeinsam mit einigen Erzieherinnen in der Bibel.

Foto: Seybert

Der Kindergarten als "Lebensort des Glaubens" - mit diesem Thema scheinen sich viele Kitas schwer zu tun. Jedenfalls haben sich nur wenige Einrichtungen für die gleichnamige Aktion des Bistums interessiert. Oder, anders ausgedrückt: 31 Träger mit rund 80 Kindergärten wollten teilnehmen - das ist immerhin etwa jeder zehnte im Bistum. Ausgewählt wurden schließlich acht, die künftig ihre Projektarbeit aufnehmen. Unter ihnen ist die Kevelaerer Kirchengemeinde St. Marien, die mit dem Hubertus-Kindergarten dabei ist. Das Ziel: kirchliche Themen stärker in der Bildungsarbeit zu verankern.

In Langform erklärt das Bistum seine Erwartung so: "Unser Bestreben ist, dass katholische Kindertagesstätten ihren Erziehungsauftrag verwirklichen, indem sie ihr Selbstverständnis als katholische Einrichtung, ihre pädagogische Arbeit mit Kindern und Eltern, ihre Zusammenarbeit im Team sowie ihre Einbindung in das soziale Umfeld vom christlichen Glauben leiten lassen." Inhaltlich geht es beispielsweise um neue Kommunikationsstrukturen oder um spirituelle Teamentwicklung, um Vernetzungen zwischen Kita und Pfarrei, um die Erarbeitung von Jahresthemen oder um die Schaffung eines familienpastoralen Netzwerks. Kaplan Hendrik Wenning ist dabei der Partner des Hubertus-Kindergartens und bringt sich vielfältig in die Arbeit ein.

Längst sind Erzieherinnen - auch, wenn sie (Einstellungsvoraussetzung!) katholisch sind - in Kirche, Liturgie und Katechese nicht mehr so zuhause, dass sie Kinder unbedingt christlich erziehen können. Das weiß Pfarrer Ulrich Terlinden von der Pfarrgemeinde St. Marien schon lange - und schult deshalb das Personal in den Kitas. Wobei er seinen Einsatz nicht als "Nachschulung" verstanden wissen möchte, sondern als Angebot, sich mit dem Glauben und der Bibel auseinanderzusetzen. "Nur, wenn ich mich selbst in meiner Religion zuhause fühle, kann ich sie auch anderen nahe bringen", sagt der Geistliche.

Einmal im Monat verteilt er an alle Mitarbeiterinnen des Kindergartens einen "Bibelbrief" mit Texten aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie Erläuterungen dazu. "Die stammen mal aus meiner Feder, aber auch aus der Literatur", erklärt er.

Mit Adam und Eva habe er angefangen, dann die Sintflut und den Turmbau zu Babel zum Thema gemacht. "Ob die Erzieherinnen die Texte überhaupt lesen und nützlich finden, weiß ich naürlich nicht", gibt Terlinden zu. In größeren Abständen kommt er auch noch zu einem "Bibliodrama" in die Einrichtung. Dabei hören die Kindergärtnerinnen einen Bibeltext und stellen sich - ganz wörtlich - in Beziehung zu dem Text, indem sie sich Rollen in der Geschichte geben, sie quasi nachspielen.

Pfarrer Terlinden stellt immer wieder fest, dass Menschen zwar an Gott glauben, diesen Glauben im Alltag aber kaum leben. "Heutige junge Erwachsene wurden vielleicht noch ab und zu von ihren Eltern in die Sonntagsmesse gezerrt, man hat ihnen aber schon nicht mehr gesagt, warum. Wir sind über Gewohnheiten geprägt, ohne uns mit Inhalten auseinanderzusetzen. Man kann aber nichts vermitteln, was man selbst nicht erfahren hat."

Jennifer Kempen, die Leiterin des Kindergartens St. Hubertus, möchte das katholische Profil der Einrichtung stärken. Ihre jungen Mitarbeiterinnen seien meist sehr unsicher, was den Glauben betreffe. Unsicher, aber nicht ablehnend. In ihrer Ausbildung sei die Religion allenfalls Nebensache. "Ich finde, es ist auch Aufgabe unseres kirchlichen Trägers, uns da zu unterstützen. Die Kolleginnen möchten darüber reden, wo ihnen Jesus Christus begegnet, wie Beten gelingen kann, woher Impulse zu beziehen sind."

Denn Kinder seien sensibel und merkten, wenn ihnen etwas als "nicht echt" verkauft werde. "Deshalb müssen wir in der Glaubensweitergabe authentisch sein", sagt Kempen.

(RP)
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