Kevelaer Mehr Platz für Wildblumen in Kevelaer

Kevelaer · Im Großraum Kevelaer ist es zu einem ökologischen Umdenken gekommen: Auf früheren Grasflächen sollen nun wieder Blumen erblühen, die bis vor kurzem noch radikal weggespritzt worden sind. Das ist billiger und pflegeleichter.

 Auf vielen Rasenflächen sollen demnächst Wildblumen wachsen: Die Stadt-Mitarbeiter Christina Göcke, André Elbers und Hans-Jürgen Kleyda bereiten die Flächen vor.

Auf vielen Rasenflächen sollen demnächst Wildblumen wachsen: Die Stadt-Mitarbeiter Christina Göcke, André Elbers und Hans-Jürgen Kleyda bereiten die Flächen vor.

Foto: Thomas Binn

Von Christoph kellebrbach

In zwei Monaten wird Kevelaer in einer ganz neuen Pracht erblühen. Denn eine Idee von Imker Josef Sautmann stieß bei dem Betriebshofleiter und Gärtnermeister der Stadt Kevelaer, Johannes Baaken, auf offene Ohren und gleiche Wünsche: Die Wildblumen sollen wieder zurück in die Landschaft geholt werden. Dabei hat das Ganze sogar gleich mehrere Vorteile. Aus vorherigen Intensivpflegeflächen — Rasenstellen, die alle zwei Wochen geschnitten werden müssen — werden Extensivflächen gemacht.

Das heißt, dass einmal eine Saatmischung eingebracht wird, welche in etwa zwei Monaten aufblühen soll und dann bis zum Herbst keiner weiteren Pflege bedarf. Die Stadt spart Kosten und gleichzeitig "wird so hoffentlich das ökologische Bewusstsein verbessert", wünscht sich Baaken. "Denn früher wurde alles weggespritzt, so dass heute viele Kinder und Jugendliche manche Pflanzen gar nicht mehr kennen."

Die Atlasblume, der Klatschmohn und zahlreiche andere Geländeverschönerungen, die in der intensiv kultivierten Landwirtschaft verschwunden sind, werden nun in Zukunft zuerst auf ein paar ausgewählten Blumeninseln wieder das Licht der Welt erblicken.

Als Beispiel dafür wurde am Freitagvormittag feierlich ein Fleckchen Erde vor dem Imker-Haus eingesät, während bereits Flächen in Achterhoek oder Kervenheim sowie an den Kevelaerer Kreisverkehren als Vorläufer existieren.

Die Zusammenarbeit der Stadt mit dem ortsansässigen Imkerverein hat dabei aber natürlich auch die Zukunft der Insektenwelt im Auge. Von Schmetterlingen bis Bienen werden die neuen, bunten Verschönerungen auch einen hohen ökologischen Nutzen haben. Schließlich ist die Biene das drittwichtigste Nutztier überhaupt. "Und wir hoffen, dass diese Aktion auch eine Vorbildfunktion haben wird", so Sautmann. "Je mehr gemacht wird, desto besser geht es den Bienen und Schmetterlingen, während gleichzeitig auch jeder privat dabei helfen kann. Da reicht es schon aus, wenn man zu Hause nur eine kleine Rasenfläche umwandelt."

Und das geht sogar einfacher, als man denkt. Der Landschaftsgärtner André Elbers erklärte, wie: "Man muss nur die Erde umbrechen, beziehungsweise umgraben, einsäen und die Erde schließlich wieder platt klopfen, was mit einer Schüppe ganz leicht geht. Da der April einer der regenreichsten Monate ist, ist dies jetzt die beste Zeit dafür." Dabei gebe es viele Saatmischungen, "wo man aber schlicht darauf achten sollte, wie hoch das Ganze nachher werden soll", verriet Sautmann. "Alles andere geschieht dann nach dem Einsäen von selbst."

Und bereits während des Treffens der Kevelaerer Naturverschönerer am Freitagmorgen bekam Baaken den Anruf, dass eine weitere Blumeninsel-Fläche auf der Ballonwiese noch dazugekommen sei. Doch laut Baaken "sind das alles bislang nur Kleinbereiche. Langfristig haben wir die Perspektive, es auf zehn Prozent Extensivflächen zu bringen. Wann das der Fall sein wird? Abwarten."

Und bis dahin kann man sich schon einmal an den Pionierflächen im Kevelaerer Raum erfreuen und am besten selbst mithelfen. Das geht ganz einfach: Indem man schon fast vergessenen Blumen wieder ein Zuhause im eigenen Garten anbietet.

(cnk)
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