Kevelaer Minister Gröhe zu Besuch in Goch

Kevelaer · Als Vater von vier Kindern macht man Hermann Gröhe nicht viel vor. In Sachen Familienmanagement kennt er sich bestens aus. "Insbesondere die Belastung von Müttern war schon immer ein großes Thema", sagte der Bundesgesundheitsminister gestern, "heute stehen die Frauen vor enormen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf."

 Dr. Richard Claßen, Beatrix Lichtenberg, Dagmar Ziegler und Hermann Gröhe (v.l.) beim Rundgang durchs van-den-Bosch-Haus.

Dr. Richard Claßen, Beatrix Lichtenberg, Dagmar Ziegler und Hermann Gröhe (v.l.) beim Rundgang durchs van-den-Bosch-Haus.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Der Ort, an dem er diese Worte sagte, hätte kaum passender sein können: die Mutter-Kind-Klinik in Goch, das Marianne-van-den-Bosch-Haus.

Die vom Müttergenesungswerk anerkannte Einrichtung hat sich auf die Aufnahme von Frauen mit kleinen Kindern spezialisiert. "Und nur weil dieses Angebot so speziell ist, darf Ihr Haus nicht in einer Nische verschwinden", betonte der Bundesgesundheitsminister und gebürtige Uedemer. Dagmar Ziegler, MdB und Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerkes, hatte Gröhe von dieser "speziellen Einrichtung" berichtet und ihn nach Goch eingeladen.

Vor Ort nahmen unter anderem Vertreter des Trägers, des Karl-Leisner-Klinikums, sowie aus Reihen der Politik den Besuch in Empfang, der eine Botschaft mit auf den Heimweg nahm: "Wir sind nur ein kleines Rädchen im Gesundheitswesen. Deshalb brauchen wir die Politik und wir hoffen, dass wir weiterhin auf sie zählen können", sagte Christian Fischer, einer der Geschäftsführer der Karl-Leisner-Gesellschaft, "das Haus hat wirtschaftlich schwere Zeiten erlebt, die man nur mit starken Partnern an seiner Seite überstehen kann." Seit 17 Jahren gibt es die Mutter-Kind-Kurmaßnahmen in Goch. 61 Plätze sind dort für Mütter und Kinder verfügbar. Sie verweilen jeweils drei Wochen dort.

Burnout, Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme und viele Diagnosen mehr begleiten die Mütter in ihrem Alltag. "Bei uns sollen sie erfahren, was ihnen gut tut", erläuterte Beatrix Lichtenberger, Klinikleiterin im Marianne-van-den-Bosch-Haus, während sie dem Minister die Räume vorstellte. Sport- und Entspannungsangebote sowie Wegbegleiter für eine verbesserte Beziehung zum Kind, psychologische Hilfe und viele Gespräche sowie medizinische und therapeutische Angebote bieten den Müttern eine Stütze. "Immer wieder hören wir von unseren Kurgästen, dass diese Maßnahme Anstöße für Veränderungen gegeben und eine nachhaltige Wirkung hat", so Lichtenberger.

Nach einer "Delle" in den Jahren 2009/10 im Hinblick auf die Bewilligung von Kurmaßnahmen liege die aktuelle Quote bei mehr als 80 Prozent. Ein gutes Ergebnis, wie Gröhe betonte. "Wir wollen keine Hindernisse setzen, sondern Leitplanken aufstellen", unterstrich der Minister. Darüber hinaus deutete er auf den Trugschluss hin, dass weniger Kinder in der Gesellschaft auf weniger Bedarf solcher Maßnahmen schließen könnte. Aus seiner Sicht ist sogar das Gegenteil der Fall: "Vieles, was Frauen früher durch Großfamilien und das Zusammenleben mehrerer Generationen erfahren haben, fällt heute weg. Der Bedarf an Begleitung ist mitunter sogar höher geworden."

(RP)
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