Kevelaer Mit dem Pilzkenner im Wald unterwegs

Kevelaer · Lothar Möller aus Kervenheim kennt sich mit Pilzen bestens aus. Er rät Laien, lieber die Finger vom Sammeln zu lassen. Die Gefahr, krank zu werden, sei nicht zu unterschätzen. Pilze sind wichtig für das biologische Gleichgewicht der Natur.

 Der pensionierte Realschullehrer Lothar Möller streift als Pilzexperte oft durch die Wälder der Region. In der Hand hält er einen (essbaren) Rotfußröhrling.

Der pensionierte Realschullehrer Lothar Möller streift als Pilzexperte oft durch die Wälder der Region. In der Hand hält er einen (essbaren) Rotfußröhrling.

Foto: nik

Nur zögernd stellt sich Pilzexperte Lothar Möller als Begleiter für den Waldspaziergang zur Verfügung. Weil seiner Meinung nach nämlich schon viel zu viele Menschen durchs Unterholz stapfen und nach Pilzen suchen. Die wenigsten von ihnen, sagt Möller, kennen sich wirklich gut aus. Und was sie alles essen - bei manchem Blick in die stolz gezeigten Inhalte der Körbe schüttelt er sich. "Pilze sind etwas Wunderbares und Köstliches", sagt er. Aber sehr viele seien eben unverträglich oder sogar giftig. Und häufig würden Sammler Gewächse mitnehmen, die längst nicht mehr frisch sind. "Dann passiert, was wir eine ,unechte Pilzvergiftung' nennen."

 Der Kartoffelbovist zerfällt zu Staub, wenn man drauf tritt.

Der Kartoffelbovist zerfällt zu Staub, wenn man drauf tritt.

Foto: privat

Lothar Möller hat die Leidenschaft für Pilze von seinem Vater geerbt. Der pensionierte Realschullehrer ist schon immer gerne in den Wäldern zwischen Sonsbeck und Uedem umhergestreift, zusätzlich macht er regelmäßig Ausflüge oder Reisen in bessere Pilzgebiete. Samstags ist er meist mit der Klever Pilzgruppe unterwegs. "In diesem Jahr haben wir im Hochsommer, wenn sonst kaum etwas wächst, sehr viel gefunden. Jetzt, im September, war es zu trocken für Pilze." Dennoch gibt es genügend Anlässe, sich während des Spaziergangs zu bücken, zu schauen, zu schnuppern. Schließlich wollen wir nicht unbedingt ein Pilzgericht zusammen bekommen, sondern vor allem etwas lernen. Da tun's auch alte oder angefressene Exemplare.

 Der "Violette Lacktrichterling" ist nicht giftig, schmeckt aber fad.

Der "Violette Lacktrichterling" ist nicht giftig, schmeckt aber fad.

Foto: privat

Der erste Stopp erfolgt wenige Meter abseits des Weges. "Das wird ein Rübling sein", sagt Möller und dreht den Stiel des kleinen Pilzes. Der scheint aus Gummi zu sein, lässt sich winden und winden, ohne abzubrechen. Mehr lässt sich mit ihm nicht anfangen. Gefährlich würde es, wenn der nächste Fund in die Pfanne geriete: ein Knollenblätterpilz mit kleinen Flöckchen auf dem Schirm, je nach Art (gelb oder grün) mindestens ungenießbar, oft tödlich giftig. Das Anfassen sei aber kein Problem, versichert der Kenner. An der "Basis" des Pilzes, der Wurzel, ist eine Verdickung auszumachen: So leicht ist der Knollenblätterpilz zu erkennen.

 Knollenblätterpilze sind ungenießbar, manche sogar giftig.

Knollenblätterpilze sind ungenießbar, manche sogar giftig.

Foto: privat

Bald finden wir einen Schwefelkopf, auch von ihm gibt es essbare und ungenießbare Arten. Sie zu unterscheiden sollte dem Experten vorbehalten bleiben. Den Täubling zu essen - darauf käme wohl kaum jemand. Dieser hier zumindest stinkt scheußlich, seine Lamellen splittern unter den Fingern. Der nächste Fund, ein Kahler Krempling, galt früher als Speisepilz. "Heute weiß man aber, dass viele Menschen auf ihn allergisch reagieren, deshalb wird er inzwischen als giftig angesehen", erklärt Möller.

 Oft ist im Wald zu beobachten, wie Pilze einen Baum zersetzen,

Oft ist im Wald zu beobachten, wie Pilze einen Baum zersetzen,

Foto: privat

Optisch interessant ist der Violette Lacktrichterling - wie der Name schon sagt, lila. Wer ihn essen möchte - bitte sehr, er ist nicht giftig, soll aber eher fad schmecken. Schwefelköpfchen wachsen massenhaft an vermoderndem Holz, Stockschwämmchen ebenso. "Sie sind ganz wichtig, um Altholz zu zersetzen. Ohne die Pilze würden wir in Laub ersticken", merkt Möller an.

Der Kartoffelbovist, auch Stäubling genannt, ist angefüllt mit Sporen, die sich als Staub lösen, wenn man zum Beispiel drauftritt. Einen einzigen gut essbaren Speisepilz gibt dieser Spaziergang her: einen Rotfußröhrling. Allerdings haben sich schon die Maden an ihm gütlich getan, weshalb der Stoffbeutel, den Möller immer in der Jackentasche hat, heute mal gänzlich leer bleibt.

Der Kervenheimer Fachmann hat sich noch nie ernsthaft den Magen an Pilzen verdorben, weiß jedoch sogar von Menschen, die nach Pilzverzehr gestorben sind, weil sich ihre Leber zersetzte. "Es ist sehr individuell, was man verträgt und was nicht", sagt er und rät allen Laien, besser nur zu gucken und zu staunen, als leichtfertig die Pilze zu essen.

(RP)
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