Kevelaer "Natur & Kultur" lädt Störche zum Nisten ein

Kevelaer · Wenige Monate nach seiner Gründung hat der Achterhoeker Verein schon mehr als 100 Mitglieder. Die Heimatfreunde wollen ihr Dorf auch für den Storch attraktiv machen. Sie haben eine Nisthilfe aufgestellt.

 Viele Menschen wünschen sich den "Klapperstorch" zurück nach Kevelaer. Seit gestern gibt es eine weitere Nisthilfe.

Viele Menschen wünschen sich den "Klapperstorch" zurück nach Kevelaer. Seit gestern gibt es eine weitere Nisthilfe.

Foto: Gerhard Seybert

Sie sind nicht nur ein Naturschutzverein. Das betonten die Aktiven der neuen Gruppierung "Natur & Kultur" von Anfang an. Eindimensionale Naturschützer stehen nämlich häufig überkreuz mit den Landwirten, die von ihrer Fläche nun einmal leben müssen. Deshalb ist es dem Vorsitzenden Rainer Verhülsdonk, dem Geschäftsführer Matthias David, Johannes Baaken und den anderen Akteuren des Vereins wichtig, möglichst viele Bauern auf ihrer Seite zu wissen. Familie Schattmann vom Achterhoeker Mühlenweg zeigt, dass sie keine Berührungsängste mit der "wilden Natur" hat: Sie ermöglichte den Aufbau eines Storchennestes auf ihrem Hof.

Gestern trafen sich im Kevelaerer Außenbereich nahe der Grenze zu Kapellen Vertreter des Vereins mit Bürgermeister Axel Stibi, Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg, einem Vertreter von Westnetz (die RWE-Tochter sponserte den Mast) und der Landtagsabgeordneten Margret Voßeler. Die fand das Engagement der Achterhoeker "toll" und lobte auch die Kooperation des Landwirtes Johannes Schattmann. Bei einem Urlaub in Osteuropa habe sie gelernt, dass der Weißstorch immer die Nähe zu den Menschen suche. Er nistet gern auf Dächern und Telegrafenmasten, denn dort sind die Futterquellen nicht weit.

Naturkenner Verhülsdonk weiß, dass zwischen Kapellen und Winnekendonk schon mehrfach Störche gesichtet wurden — "leider bisher nur auf der Durchreise". Wenn aber das Nahrungsangebot stimme, also Feuchtwiesen mit genügend Fröschen zur Verfügung stünden, sei es durchaus möglich, dass sich mal ein Paar hier niederlasse. Das Nest braucht es nicht einmal selbst zu bauen — das haben schon die Männer vom Kevelaerer Bauhof besorgt. In luftiger Höhe, so dass die Vögel schön weit gucken könnten.

Rainer Verhülsdonk verdammt die heutige Zeit gar nicht. "Wir haben heute am Niederrhein einen größeren Artenreichtum als früher. Durch die Bewirtschaftung der Felder sind Tiere gekommen, die hier früher nicht zu finden waren — zum Beispiel der Hase. Der Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft, zu der eben die ordnende Hand des Menschen gehöre, sei eine Gemeinschaftsaufgabe, der sich der Verein besonders verpflichtet sehe. Es wurden schon Biotope angelegt und Nisthilfen für Singvögel aufgestellt. Und — nicht zu vergessen — überlegt, was man für die menschlichen Bewohner von Achterhoek tun könnte. Zum Beispiel Holzschuhtanz oder Laienspiel anbieten. Heimat ist nämlich mehr als nur Natur.

Bürgermeister Stibi hatte mit der Aktion gestern einen Grund mehr, das aktive Dorfleben in Kevelaer zu würdigen. "In so kurzer Zeit einen derart rührigen Verein zu installieren, das geht nur in kleinen Gemeinschaften." Neben Achterhoek haben auch Winnekendonk und Wetten schon ihre (noch unbewohnten) Storchennester. Auch Stephan Martens (der Grüne) hat einen solchen Hochsitz auf der Außenfläche seines Gartenbaubetriebs am Stadtrand von Kevelaer errichtet. Und einen Aufnahmeantrag für den Verein ausgefüllt.

(RP/rl)
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