Kevelaer Niers wird für Rekordregen fit gemacht

Kevelaer · Der Niersverband ist sich sicher: Der Klimawandel hat den Niederrhein erreicht. Im Raum Kevelaer gab es Niederschlagsmengen wie selten. Die Beiträge steigen leicht. Und: Immer mehr Diclofenac im Wasser.

 Die Renaturierung Binnenfeld beim Haus te Gesselen in Wetten läuft. Auf dem Foto ist gut zu sehen, wie der natürlich entstandene Rückhalteraum ausgenutzt wird.

Die Renaturierung Binnenfeld beim Haus te Gesselen in Wetten läuft. Auf dem Foto ist gut zu sehen, wie der natürlich entstandene Rückhalteraum ausgenutzt wird.

Foto: Niersverband

Der Juni bedeutete für die Kervenheimer Fleuth einen Rekord: Dort fielen in dem Monat mehr als 300 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter, das entspricht dem fünffachen Monatsniederschlag. So viel gab es hier noch nie. Eine Entwicklung, die auch der zuständige Niersverband aufmerksam verfolgt. Der Verband hat jetzt mit einer Auswertung von Messdaten der letzten Jahrzehnte die Frage nach dem Klimawandel in der Region näher untersucht. Das Fazit: Der Klimawandel ist jetzt auch am Niederrhein nachweisbar, denn in den letzten sechs Jahrzehnten ist die Temperatur hier um ein ganzes Prozent angestiegen. Die Summe aller Niederschläge hat sich zwar im Verbandsgebiet kaum verändert, deutlich aber ist ein Anstieg der lokalen Starkregenereignisse.

In der Verbandsversammlung erläuterte jetzt Vorstand Prof. Dr. Dietmar Schitthelm, dass der Niersverband darauf bereits reagiert und ein Konzept entwickelt habe, mit dem die Folgen der häufigeren Hochwässer gemindert werden können. Durch naturnahe Umgestaltung der Gewässer soll natürlicher Rückhalteraum geschaffen werden. Ein solches Projekt wird gerade in Wetten umgesetzt. Die Niers floss dort bislang schnurgerade, künftig wird der Fluss dort in Schleifen geführt. Im Herbst 2015 hatte der Umbau begonnen, im Sommer war dann aus Naturschutzgründen eine Pause eingelegt worden. Inzwischen wird weiter an der Stelle gearbeitet. Auch in Goch-Kessel ist eine Umgestaltung geplant. Das Verfahren hier hat sich allerdings hingezogen, immerhin gab es von Seiten der Bezirksregierung gestern das Signal, dass die Genehmigung in vier bis sechs Wochen vorliegen soll. Neben den Maßnahmen gegen den Klimawandel zeichnen sich für den Wasserverband weitere Zukunftsaufgaben ab. Dazu gehören die Verringerung der Phosphorbelastung und das immer wichtiger werdende Thema "Spurenstoffe". Kurioser Hintergrund ist der demografische Wandel. Denn da die Bevölkerung immer älter wird, gelangen immer mehr Stoffe wie Diclofenac in die Gewässer. Dieser Stoff sitzt in vielen Salben (etwa Voltaren) und soll Gelenkschmerzen lindern.

Die Bürger erwartet eine leichte Kostensteigerung: "Durch seine sehr gute Abwasserreinigung erspart sich der Niersverband zwar eine runde Million Euro an Abwasserabgabe, dennoch werden die Abwassergebühren wohl um etwa zwei Prozent steigen", teilt der Niersverband mit. Zudem müsse er jährlich mehr als 30 Millionen Euro Reinvestitionen für seine Anlagen bereitstellen. All diese Kosten bei immer strengeren gesetzlichen Anforderungen lassen die Beiträge steigen: im Jahr 2017 um 1,91 Prozent, in den nächsten Jahren wohl um bis zu fünf Prozent. Laut Margit Heinz vom Niersverband betragen die zusätzlichen Kosten für eine vierköpfige Familie etwa 2,80 Euro im Jahr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort