Kevelaer Özcan Cosar verschießt deftige Polit-Pointen

Kevelaer · Bei "Kabarett unterm Dach" trat erstmals der deutsch-türkische Comedian und Kabarettist Özcan Cosar auf und begeisterte mit seinen Sprüchen das Publikum.

Das Kulturbüro Niederrhein hat schon so einige angehende Stars zu "Kabarett unterm Dach" geholt, die dann später richtig groß geworden sind. Am Montagabend schien Özcan Cosar diesem Trend zu folgen. Denn der 1981 geborene Stuttgarter legte ein Tempo und eine Kreativität an den Tag, die für zwei unglaubliche Unterhaltungsstunden sorgte. Mit seinem Programm "Adam & Erdal - Der Unzerbrechliche" ging er clever auf die deutsche und türkische Befindlichkeit ein und hatte Respekt vor keiner, aber viel Liebe für beide.

Dabei ist vor allem seine Darbietung atemberaubend gewesen. Er erzählte aus dem Leben, genauer gesagt von seiner "normalen türkischen Kindheit" mit "U-3-Partys". Viel besser waren aber seine Wechsel in Gestik und Mimik. Sie sorgten für permanente Lachkrämpfe.

Wenn er davon erzählte, dass er Deutscher werden wollte und dies mit einem "Türkzismus" passiert ist, bei dem er mit Bier bespritzt und in Sauerkraut eingelegt wurde, gab es weitere deftig politische Pointen, die sich wahrscheinlich einige andere Kabarettisten sonst leider nicht getraut hätten. Ob nun die alltägliche Angst vor Fremden veralbert wurde oder Nazi-Sprüche durch den Kakao gezogen wurden, "so viel Spaß hatten wir selten", meinte Christin Huberts, die mit ihren Freundinnen vor Ort war.

"Also Antibiotika, das macht alles im Körper kaputt. Nicht nur die Bakterien, auch das, was noch helfen könnte. Es heilt also nach dem amerikanischen Prinzip: präventive Gewalt." Und das war nur einer der vielen Sprüche, die eindeutige Botschaften vermitteln wollten, ohne dabei jemals aufdringlich zu werden. Auch wusste Cosar, "dass es hart ist, mit Menschen zu arbeiten, denn Menschen sind Psychos", woraufhin er verschiedenste Variationen der weltbekannten Zweibeiner beschrieb. "Etwa die Öko-Leute. Bei denen rollt die Bio-Mango nicht aus der Tasche, die rennt. Das ist die Evolutions-Edition." Auch Selbstironie gab es, wenn er etwa verriet, "dass ich früher ein großes Problem hatte: In der Schule hab ich schon nicht gelernt und dann hatte ich auch noch Prüfungsängste."

Bei seinem hoffentlich nächsten Auftritt in Kevelaer dürfte es für Cosar sicherlich kein Problem sein, auch die gesamte Begegnungsstätte zu füllen. Denn nachdem er in den vergangenen drei Jahren etliche Preise verliehen bekommen hat, gebührt ihm vor allem eines: ein noch größeres Publikum. Denn so gutes und locker-leichtes Kabarett unterm Dach sieht man leider selten.

(RP)
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