Kevelaer Pilz zerstört Buchsbäume in den Gärten der Region

Kevelaer · Wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Befall gibt es laut Experten nicht - mit der Pflanze geht ein Stück niederrheinischer Gartenkultur verloren. Als Alternativen gibt es für Gartenbesitzer Ilex oder Eibe.

 Die Buchsbaumhecken entlang der Wege durch den Blumengarten im Moyländer Schloßpark zeigen deutliche Folgen des Pilzbefalls.

Die Buchsbaumhecken entlang der Wege durch den Blumengarten im Moyländer Schloßpark zeigen deutliche Folgen des Pilzbefalls.

Foto: Gottfried Evers

Buchsbaum-Hecken als Wegbegrenzungen sind typisch für niederrheinische Gärten. Auch in städtischen Grünanlagen und auf Friedhöfen wurde oft Buchs gepflanzt, da er als sehr robust und pflegeleicht galt. Doch die Landwirtschaftskammer NRW meldet "im Augenblick ein starkes Absterben von Buchsbaumtrieben". Ursache sei ein Pilzbefall durch den Erreger "Cylindrocladium buxicola", der durch feuchte Witterung bei zeitweise hoher Temperatur in diesem Sommer optimale Ausbreitungsbedingungen gefunden hat.

 Die Blätter der befallenen Pflanzen vertrocknen und fallen ab.

Die Blätter der befallenen Pflanzen vertrocknen und fallen ab.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Im Gelderland ist das Buchsbaum-"Sterben" offensichtlich. So bietet Moyländs Schloßpark mit fast kahlen Hecken im Blumen- und im Kräutergarten ein trauriges Bild. Am Kutschenrondell mussten Pflanzen bereits entfernt werden. "Wir haben alles versucht, nichts kann den Befall stoppen", sagt Gärtnermeister Thomas Gossen von der "Haus Freudenberg GmbH", der die Pflege des Moyländer Parks koordiniert.

Der Pilz wütet auch in Bauerngärten wie dem der Familie Euwens im Düffel-Dorf Keeken, der vom Kreisverband Kleve für Heimatpflege zum schönsten Bauerngarten gewählt worden ist. "Wir haben sehr stark gegen den Befall gekämpft", sagt Dieter Euwens. Doch alle Rettungsversuche blieben erfolglos. Inzwischen hat Familie Euwens viele Buchsbäume entfernt und alternativ Eibe sowie Ilex angepflanzt.

Ersatz-Pflanzen wären auch im Moyländer Schloßpark die einzige Alternative. "Doch der Kostendruck ist so hoch, dass es dafür kein Geld gibt", sagt Gärtnermeister Thomas Gossen. Damit kein Geld für den Anbau der stark gefährdeten Pflanze verschwendet wird, gibt es in einigen Kommunen Empfehlungen, keinen Buchs mehr anzupflanzen.

"Traurig" findet Thomas Gossen, dass mit dem Buchs wegen des Pilzbefalls ein "Stück niederrheinischer Gartenkultur" verloren geht. Der Erreger befalle die Pflanzen in wenigen Tagen. Was zum Ausbruch der Erkrankung führt, die seit 2004 in Deutschland grassiert, ist ungeklärt. Wenn sich der Pilz ausbilde, könne man gleichsam zusehen, wie Blätter vertrocknen und abfallen. Da die Sporen jahrelang im Boden überdauern, werden auch neu gesetzte Buchsbäume wieder "krank".

Zu der Pilzerkrankung kommt die Gefahr, die dem Buchs durch die aus Ostasien etwa 2006 nach Europa eingeschleppte Zünsler-Raupe droht. Die Tiere fressen die Pflanzen rasch kahl.

Dass der Buchs keine Zukunft mehr hat, hat auch Gärtnermeister Andreas Jaspers, der mit seiner Frau Carolin Bückers in Goch-Nierswalde den Gartenbau-Betrieb "Karl Bückers" führt, feststellen müssen. Machte die Traditionspflanze noch vor Jahren etwa 50 Prozent des Umsatzes aus, so spielt sie heute in den Planungen keine Rolle mehr. "Der Buchs ist zu einer Wegwerf-Pflanze geworden", sagt der 43-Jährige. Auf Versteigerungen könne er für eine Kugel mit 30 bis 35 Zentimeter Durchmesser nur zwei, drei Euro erzielen. Um seine Kosten zu decken, müsste der Gärtnermeister 13 bis 14 Euro erreichen.

Der Gartenbau-Betrieb "Karl Bückers" hat deshalb weitgehend auf Ilex umgestellt. Andreas Jaspers meint: "Das ist eine gute Alternative. Laien erkennen den Unterschied nicht." Er gibt ebenfalls zu: "Mit Buchs kann sich Ilex dennoch nie vergleichen." So sehen das auch Kunden. Der Gärtnermeister berichtet: "Viele wollen - auch wenn ihr Buchs vom Pilz befallen war - wieder Buchs pflanzen. Buchs und Niederrhein gehören zusammen - das sitzt in den Köpfen. Die Leute wollen einfach nicht glauben, dass die alten Pflanzen in wenigen Tagen zerstört werden - und die Sporen jahrelang im Boden bleiben."

(RP)
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