Kevelaer Polizei greift viel mehr Flüchtlinge auf

Kevelaer · Folge der weltpolitischen Lage: Die Beamten der Bundespolizei verzeichnen einen gewaltigen Anstieg bei den Zahlen der "unerlaubt einreisenden" Menschen. Die meisten kommen in Zügen und Bussen. Auch Fälle am Flughafen Weeze.

Flüchtlinge hoffen auf Hilfe an der türkisch-syrischen Grenze
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Mit einem gefälschten italienischen Reisepass wollte der Mann aus Eritrea vom Flughafen Weeze aus nach London kommen. Der Weg des 35-Jährigen fand am Dienstag ein Ende an der Passkontrolle. Am gleichen Tag griffen Bundespolizisten in einem Wagen auf der Autobahn 40 noch einen 29-Jährigen aus Kamerun auf, in einem Fernbus einen 27-Jährigen aus Mali, der direkt einen Asylantrag stellte, sowie drei Syrer und eine Eritreerin, die ohne Papiere im City-Night-Liner über den Bahnhof Emmerich nach Deutschland kamen.

Die Zahl der "unerlaubt Einreisenden" ist in der ganzen Grenzregion sprunghaft gestiegen. "Wir haben im ersten Halbjahr insgesamt 922 ,unerlaubte Einreisen' im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeiinspektion Kleve festgestellt", erklärte Sprecher Heinrich Onstein. Im ersten Halbjahr 2013 waren es hingegen noch um die 500. "Das ist der weltpolitischen Lage geschuldet", führte Onstein aus. "Insbesondere ist da die Syrien-Problematik, und wir haben auch viele Eritreer. Da herrscht ein großer Migrationsdruck." Aber auch aus Afghanistan, Irak, Albanien oder anderen Ländern machen sich Menschen mit der Hoffnung, in Europa eine sichere, bessere Zukunft zu finden, auf den Weg ins Ungewisse.

Die Bundespolizei hat ihre Kontrollen angesichts der Situation keineswegs verstärkt, betonte Onstein. Man halte sich einfach an die bekannten Reisewege, auf denen die Flüchtlinge nach oder durch Deutschland kommen wollen. Im Kontakt mit den Menschen, die die Beamten dann stoppen müssen, fällt oft auf, dass organisierte Schleuserbanden hinter den illegalen Einreisen stecken. "Die Leute kennen meist nicht mal ihre eigene Reiseroute", so Onstein.

Die meisten Einwanderer sind in Zügen unterwegs. "Unheimlich viele Feststellungen haben wir im City-Night-Liner Amsterdam-Kopenhagen." Sehr viele sitzen auch in Fernreisebussen. Schwerpunkte für Kontrollen sind für die Polizei neben den Zügen außerdem Busse und Autos auf den Autobahnen 40, 3 und 61. Die Fälle am Flughafen in Weeze sind eher Ausnahmen, denn dort müssen die Reisenden ihre Papiere ja auf jeden Fall vorzeigen. "Da findet ja noch eine echte Grenzkontrolle statt", erläutert Heinrich Onstein. "Das ist der schwierigere Weg. Man hofft, dass man im Zug oder im Bus unkontrolliert durchkommt."

Viele Flüchtlinge wünschen sich, es bis in die skandinavischen Länder zu schaffen. Viele wollen aber auch in Deutschland bleiben. Von den Auswanderern, die nach einer unerlaubten Einreise festgehalten werden, werden die Personalien aufgenommen. Stellen sie ein Asylbegehren, sind die Ausländerbehörden für sie zuständig.

An den Konstellationen, in denen die Menschen unterwegs sind, habe sich übrigens dem Anschein nach nichts geändert, meint Heinrich Onstein. Die Bundespolizei greift ebenso allein reisende Personen auf wie auch ganze Familien.

(RP)
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